Report24 hat die Publizistin und Historikerin Dr. Gudula Walterskirchen in Pasching getroffen und mit ihr über die brisantesten Themen unserer Zeit gesprochen. Was sie über die Gleichschaltung der Journalisten denkt, wie es um unsere Demokratie und Neutralität bestellt ist und warum die Geschäfte der Pharma- und Waffenindustrie in den letzten zwei Jahren besonders aufgeblüht sind – das erfahren Sie in unserem kurzweiligen und höchst spannenden Interview.
Ein Interview mit Edith Brötzner
Dr. Gudula Walterskirchen ist seit fast 30 Jahren Publizistin und Historikerin. Sie war Redakteurin einer großen Tageszeitung und setzt sich in ihren Büchern vor allem mit historischen Themen, Zeitgeschichte und totalitären Systemen auseinander. Das hat sie auch im Hinblick auf die aktuelle Zeitwahrnehmung sensibilisiert. Ein kritischer Geist war sie schon immer. Dass inzwischen auch die Säulen unserer Demokratie und Neutralität ein paar Risse bekommen haben und bröckelig geworden sind, sollte uns Sorgen machen. Walterskirchen betont, dass es kein Zufall ist, dass über 70 % der Österreicher nach wie vor begeistert sind von der Neutralität und hält es für bedenklich, dass man die Krise nutzt, um die Qualität dieser infrage zu stellen. Während die Politik darauf viel zu wenig achtet, wissen die Leute, dass wir keinen Vorteil hätten.
Beim EU Beitritt war die Frage der Neutralität eine entscheidende. Damals hat man den Österreichern versprochen, dass die Neutralität nicht angetastet wird. Jetzt tut man so, als ob die Neutralität entsorgt wäre. Die Publizistin rät den verantwortlichen Herren, sich an der Nase zu nehmen und zu überlegen, was sie damals gesagt und versprochen haben. Die Neutralität ist nichts, das man ohne Debatte einfach still, heimlich und leise entsorgen kann. Das ist ein sehr ernstes Thema und eine Missachtung des Bürgerwillens.
Die Europäer müssen aufpassen, nicht unter die Räder zu kommen
Den Ursprung der vielen Krisen, die auf uns hereinprasseln, sieht Walterskirchen nicht als Zufall. Es gibt Zeiten in der Geschichte, wo sich die Dinge zuspitzen und die Krisen, die wir jetzt haben, haben teilweise miteinander zu tun. Wir erleben eine Krise in der Geopolitik, in der sich die internationalen Machtblöcke verändern. Den Ukrainekrieg sieht sie als ein Symptom, aber nicht als Ursache. Dieser hat sich bereits über Jahre angekündigt und wurde nicht ernst genommen. Das hat auch mit der Wirtschaftskrise zu tun. Auch der Dollar, der eigentlich (salopp formuliert) „auf Pump aufgebaut ist“, trägt seinen Teil zur Krise bei. Man hat sich darauf verlassen, dass Erdölhandel immer in Dollar stattfinden wird und jetzt steigen maßgebliche Länder aus. Das hat eine Kettenreaktion zur Folge und die Europäer müssen sehr aufpassen, dass sie da nicht unter die Räder geraten. All diese Dinge haben miteinander zu tun.
Die Angst und Panik unserer Zeit sieht die Publizistin als Instrument, das nur den Mächtigen nutzt, die Menschen steuerbarer und die Agenda leichter umsetzbar macht. Walterskirchen rät dazu, ruhig zu bleiben und die Vernunft einzuschalten. Sie ist eine leidenschaftliche Anhängerin des gesunden Menschenverstandes, auch wenn dieser aus der Mode gekommen zu sein scheint. Man sollte auf seine eigene Wahrnehmung vertrauen und sich nicht irremachen und verwirren lassen. Wichtig ist auch, sich mit anderen auszutauschen, die Dinge nüchtern zu betrachten und dann für sich Entscheidungen zu treffen. Handelnder zu bleiben. Sie ist auch überzeugt: Man kann etwas tun. Wenn man sich fürchtet, dass das Bargeld vom elektronischen Euro abgelöst wird, muss man in bar zahlen. Wenn das viele tun, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass es entsorgt wird. Das kann man auch in anderen Bereichen umsetzen. Man sollte nicht unbedingt mitmachen, nur weil es die anderen machen. Und wenn man nicht von etwas überzeugt ist, dann sollte man sich auch nicht von der Propaganda beeinflussen lassen, von der man rundherum beschallt wird.
„Wenn alle dasselbe sagen, sollte man eher misstrauisch werden!“
Dr. Gudula Walterskirchen, Publizistin und Historikerin
Der Verlust der Kontrollfunktion der Medien
Als Journalistin weiß Gudula Walterskirchen, was es heißt, wenn die eigene Meinung auf Widerstand stößt. Sie hat unangenehme Dinge immer direkt angesprochen. Denn das ist die Aufgabe von Journalisten: Unangenehme Dinge anzusprechen und aufzudecken, die die Politik und andere Mächte lieber nicht aufgedeckt haben wollen. Das ist die wichtige Kontrollfunktion, die Medien eigentlich hätten. Auch in dieser Kontrollfunktion, der ureigensten Aufgabe der Medien, verortet sie Risse. Bereits in früheren Jahren als Redakteurin hat Walterskirchen immer wieder mal wütende Minister erlebt, die sich aufgeregt haben, weil man etwas gebracht hat, das ihnen sehr unangenehm war.
Die Journalistin sieht das gelassen: „Das muss man aushalten. Wenn man einen Beliebtheitswettbewerb gewinnen will und einen Schmeichelkurs will, sollte man diesen Beruf nicht ergreifen.“ Wenn man öffentlich seine Meinung kundtut, sollte man sich auch bewusst sein, dass man damit eine gewisse Verantwortung trägt und sich bewusst sein, dass das immer auch etwas bewirkt oder bewirken kann. Im Positiven wie im Negativen. Ein Grundsatz, den Walterskirchen inzwischen sehr aus der Mode gekommen sieht: In der Kritik und in der Sache darf es durchaus manchmal scharf sein, einen Menschen persönlich zu attackieren ist jedoch ein No-Go. Eine Unart, die in den letzten Jahren sehr einzureißen scheint und dazu führt, dass sich Menschen ihre Meinung nicht mehr zu sagen trauen.
Diese Entwicklung betrachtet Walterskirchen kritisch: Es gibt schließlich in einem freien Land keine Meinung, die nicht gesagt werden darf. Es ist sogar erlaubt, Unsinn zu reden und die Unwahrheit zu sagen. Dürfte man die Unwahrheit nicht mehr sagen, gäbe es keine Wahlwerbung und keine Produktwerbung mehr. Gudula Walterskirchen, die die persönlichen Angriffe in den letzten Jahren als verschärft erlebt hat, wünscht sich eine Rückkehr zur Vernunft, Ruhe, Gelassenheit und zu einem demokratischen Diskurs auf Augenhöhe. Sie sieht vor allem bei Journalisten und Medienleuten eine Verantwortung und Vorbildfunktion. Auch die Frage, warum so viele Journalisten gleichgeschaltet berichten, hat sich die Publizistin oft gestellt. Sie vermutet, dass es hier seit einigen Jahren einen neuen Zugang auch in der Ausbildung der Journalisten gibt und ein paar „Leithammel“, die beobachtet werden und die Richtung vorgeben.
Medien und Journalisten sind keine Propagandaaußenstellen von Ministerien
Der normale Zugang – genau hinzusehen, was vorgeht und bei einem Interview den Ausgang vorab noch nicht zu kennen – hat sich in Erziehungs- oder Agendajournalismus gewandelt. Heutzutage hat man eine bestimmte Vorstellung, was man haben will oder was der Interviewpartner sagen soll. Und alles, was dem nicht entspricht, wird einfach beiseite gelassen oder so hingedreht, dass es passt. Man nimmt die Menschen nicht mehr ernst und mutet ihnen nicht mehr zu, sich eine eigene Meinung zu bilden, sondern fertigt diese einfach vor wie den Brei eines Kindes, das noch keine Zähne hat.
Auch der Ansatz, dass die Medien glauben, der Politik helfen zu müssen, ist für Walterskirchen eine Unart. Weil es nicht die Aufgabe von Medien und Journalisten ist, der Regierung bei welchen Anliegen und Zielen auch immer zu helfen. Im Gegenteil: Sie müssen kritisch beobachten und begleiten, weil Journalisten und Medien nicht die Propagandaaußenstellen von Ministerien sind. Darin sieht sie ein großes Missverständnis. Wie die Publizistin über Klimakleber, Genderwahn und den Aufstieg der Pharmaindustrie denkt, erfahren Sie in unserem brisanten Interview (Siehe Video), das sich kein Blatt vor den Mund nimmt.