Die Sprengung der beiden Nord-Stream-Pipelines sei kein Werk der Amerikaner gewesen, heißt es aus US-Geheimdienstkreisen. Vielmehr wären „pro-ukrainische, möglicherweise von Regierungen ausgebildete Ukrainer oder Russen“ die Urheber dieser Sabotage. Eine weitere Desinformationskampagne?
Eines vorweg: Wenn Geheimdienstquellen – vor allem unter dem Deckmantel der Anonymität – etwas behaupten, gilt es stets als sinnvoll, skeptisch zu sein. Denn zu den Hauptaufgaben der Geheimdienste gehört es auch, sich in Desinformation zu üben. Dies betrifft auch die Informationen und die Behauptungen rund um die Sabotage der beiden Nord-Stream-Pipelines im vergangenen Dezember.
Wenn nun, vier Wochen nach dem Bericht von Seymour Hersh, anonyme Geheimdienstquellen der New York Times eine neue Theorie aufstellen, gilt diese Grundregel ebenfalls. Bei den Saboteuren handelt es sich laut dieser Geheimdienstquelle demnach wahrscheinlich um „pro-ukrainische, möglicherweise von der Regierung ausgebildete ukrainische oder russische Staatsangehörige oder eine Kombination aus beidem“, aber „keine amerikanischen oder britischen Staatsangehörigen“. Die Zeitung schreibt:
US-Beamte erklärten, sie wüssten vieles nicht über die Täter und ihre Verbindungen. Die Überprüfung der neu gesammelten Geheimdienstinformationen deutet darauf hin, dass es sich um Gegner des russischen Präsidenten Wladimir W. Putin handelte, aber es werden keine Angaben zu den Mitgliedern der Gruppe gemacht, oder wer die Operation geleitet oder bezahlt hat. Die US-Beamten lehnten es ab, die Art der Geheimdiensterkenntnisse, die Art und Weise, wie sie erlangt wurden, oder Einzelheiten über die Stärke der darin enthaltenen Beweise bekannt zu geben. Sie erklärten, dass es keine eindeutigen Schlussfolgerungen gebe, und ließen die Möglichkeit offen, dass die Operation inoffiziell von einer stellvertretenden Truppe mit Verbindungen zur ukrainischen Regierung oder ihren Sicherheitsdiensten durchgeführt worden sei.
Doch wie die Zeitung anmerkt, gibt es nur Behauptungen und keine vorgelegten Indizen oder Beweise, die diese stützen würden. Stattdessen scheint man sich auf Spekulationen zu stützen. Bei den Tätern handele es sich wahrscheinlich um „erfahrene Taucher, die nicht für das Militär oder den Geheimdienst zu arbeiten schienen“, so die Geheimdienstler gegenüber der Zeitung. Sie fügten hinzu, dass „es möglich ist, dass die Täter in der Vergangenheit eine spezielle Regierungsausbildung erhalten haben“. Doch dies erklärt nicht, wie diese an wohl rund mindestens eine halbe Tonne an Militärsprengstoff kamen, die für solche Schäden an den stark befestigten Pipelines notwendig waren.
Es sei daran erinnert, dass US-Präsident Joe Biden bereits im Vorfeld der Sprengungen entsprechende Anmerkungen machte, dass Nord Stream 2 ein Ende finden werde. Gleichzeitig versucht Kiew eine Beteiligung zu bestreiten, da solche Anschuldigungen die Beziehungen zwischen der Ukraine und Deutschland massivst beschädigen könnten. Michail Podoljak, Berater des Chefs des Büros von Präsident Zelenskyj, erklärte dazu: „Die Ukraine hat nichts mit dem Vorfall in der Ostsee zu tun und hat keine Informationen über „pro-ukrainische subversive Gruppen“.
Doch wenn die Briten und Amerikaner nichts mit der Sprengung der Pipelines zu tun hatten, wie die ominösen Geheimdienstquellen der Zeitung sagten, warum hat dann die damalige britische Premierministerin Liz Truss, dem US-amerikanischen Außenminister Anthony Blinken direkt nach der Sprengung offensichtlich eine Nachricht mit „Es ist vollbracht“ (It is done) geschickt?
Es sei zudem noch einmal daran erinnert, dass die US-Geheimdienste (insbesondere die CIA) die Medien auch gezielt zur Verbreitung von Desinformation benutzen, wie ein ausführlicher Bericht zeigt. Warum sollte man nun nicht auch die New York Times für solch eine Kampagne einspannen, um von den britisch-amerikanischen Taten abzulenken?