Die Video-App TikTok ist insbesondere unter den Kindern und Jugendlichen beliebt. Zudem macht die Applikation es Pädophilen leicht, mit diesen in Kontakt zu treten. Auch wird Minderjährigen offensichtlich pornographischer Content angeboten. Sollte man sich Gedanken machen?
In Deutschland zählt die für ihre Kurzvideos bekannte Applikation TikTok mittlerweile zu den meistgenutzten Apps. In Europa sind es mittlerweile bereits mehr als 150 Millionen Nutzer, die dort regelmäßig Videos ansehen oder dort hochladen. Doch abgesehen von Datenschutzbedenken bezüglich der chinesischen App gibt es noch ein anderes Problem: der Schutz von Minderjährigen vor sexuellem Missbrauch.
In den Vereinigten Staaten schlägt man deshalb nun Alarm, weil die App vor allem unter den Jugendlichen so beliebt ist. Es wird geschätzt, dass über 50 Prozent der amerikanischen Minderjährigen TikTok mindestens einmal täglich nutzen. „Das Publikum, das diesen Kindern folgt, besteht zu einem großen Teil aus erwachsenen Männern, die ein sexuelles Interesse an Kindern haben“, sagte Jon Rouse, ein Polizeiveteran, der für Interpol eine Gruppe zur Verfolgung von Kindersexualstraftätern leitet, gegenüber dem Wall Street Journal. „Kindersexualstraftäter zieht es dorthin, wo es Kinder gibt. Pädophile schauen sich am liebsten Videos an“, fügte er hinzu.
Jeden Monat werden Milliarden von Videos auf die App hochgeladen, auf denen zahlreiche Minderjährige alle möglichen Dinge tun, darunter auch Gespräche über ihr Privatleben führen. Dies könnten Pädophile dazu nutzen, diesen aufzulauern und sie sexuell zu missbrauchen. Denn auch wenn man eigentlich mindestens 13 Jahre als sein muss, um einen Account dort eröffnen zu dürfen, können Kinder sich problemlos registrieren, indem sie einfach ein falsches Alter angeben. Dies werden viele von ihnen auch tun, da beispielsweise die Nutzung von Privatnachrichten erst ab 16 Jahren freigeschaltet wird.
So auch in diesem Fall: Grady Moffett Sr., 42, befindet sich derzeit in einem Bezirksgefängnis in Fort Worth, Texas, wegen angeblicher sexueller Nötigung. Er war in der Lage, über die App mit einem 14-jährigen Mädchen anzubandeln. Beide erklärten in öffentlichen Kommentaren auf der Plattform ihre Liebe zueinander. Das Duo habe über die Direktnachrichtenfunktion von TikTok miteinander kommuniziert, gab er gegenüber dem Wall Street Journal zu. Die Mutter des Mädchens sagte, die Situation sei „der Albtraum aller Eltern“. Das Mädchen sagte ihrer Mutter, dass sie Moffett liebte, weil er sie verstand. „Ich hatte das Gefühl, dass er sie gewissermaßen herangezogen hat“, sagte die Mutter dem Medienunternehmen.
Doch das ist noch längst nicht alles. Im September 2021 veröffentlichte das Wall Street Journal die Ergebnisse einer Untersuchung, bei der 100 gefälschte TikTok-Konten verwendet wurden, darunter 31 Konten, die auf Nutzer zwischen 13 und 15 Jahren registriert waren. Die Untersuchung ergab, dass die Konten der Teenager mehr als 100 Videos von anderen Profilen sahen, die pornografische Inhalte empfahlen. Tausende von Videos, die von den Urhebern als „nur für Erwachsene“ gekennzeichnet worden waren, wurden ebenfalls in die Feeds der Teenager-Konten eingespeist.
Es zeigt sich jedenfalls, dass Eltern die Aktivitäten ihrer Kinder auf dieser Plattform auf jeden Fall überwachen sollten, um das Risiko eines sexuellen Missbrauchs ihrer Heranwachsenden zu reduzieren. Wirklich tauglich für Minderjährige scheint die Applikation jedenfalls nicht zu sein.