Das Start-Up „Insektianer“ verarbeitet in der Messestadt Wels seit 2022 Müll zu wertvollen Rohstoffen – mit Hilfe von Insekten. Im Endausbau ist dort auf 14.000 Quadratmetern Europas größte Insektenfarm geplant. Dabei sollen pro Tag 100 Tonnen Lebensmittelreste verwertet werden. Dies sei auch eine Reaktion darauf, dass in Österreich jährlich rund eine Million Tonnen Lebensmittel weggeworfen werden. Mit Insektennahrung, wie sie aktuell „in aller Munde ist“, hat dies aber nichts zu tun.
Das Unternehmen eröffnete seinen Betrieb im Jahr 2022. Endprodukte der Kreislaufwirtschafts-Anlage sind Öle, biologischer Dünger und Tierfutter. Als Rohstoffe dienen weggeworfene Nahrungsmittel. Der vorläufige Endausbau ist für das Jahr 2024 geplant. Dann sollen täglich 100 Tonnen Lebensmittelreste von den Insekten abgebaut und umgewandelt werden.
Die Geschäftsidee mag so interessant wie lukrativ sein, zeigt aber die unfassbare Verschwendungssucht unserer Gesellschaft auf. Zudem muss man überlegen, welche Produkte in Supermärkten wirklich ihre teuren Preise wert sind – denn die weggeworfene Ware bezahlt der Konsument natürlich mit. Der Überschuss ist im Verkaufspreis mit eingerechnet, sonst müssten all diese Betriebe schon lange zusperren.
Laut Medienberichten wäre die Verwertung in der Insektenfarm kostengünstiger als die abgelaufene und nicht verkaufte Ware zu entsorgen. Die daraus entstehenden Öle und Fette würden in der Naturkosmetik verwendet. Weitere Substanzen können zu Biodiesel verarbeitet werden. Der Kot der Insekten dient als Biodünger. Für die Pharmaindustrie wird Chitin hergestellt. Außerdem werden Larven als Tierfuttermittel verkauft. Einen Überblick über die Produkte findet man hier.
Nach aktueller Gesetzeslage ist es eher unmöglich, dass Insekten aus Wels direkt in die Nahrungsmittelkette des Menschen gelangen. Denn die Zulassung der EU betrifft nur ein einziges Unternehmen, das hierher liefern darf – die vietnamesische Firma „Cricket One“. Wenn andere Firmen vergleichbare Produkte liefern wollen, müssen sie dieselben wissenschaftlichen Unterlagen selbst erarbeiten und vorlegen wie Cricket One. Kritiker werfen die Frage auf, wie korrupt dieser Ansatz sein mag, nur einem einzigen Betrieb den Zugang zum europäischen Markt zu ermöglichen.