Der deutsche Discounter-Konzern Lidl will auf ein grünes Sortiment umsatteln: Fleisch und andere tierische Erzeugnisse werden im Sortiment fortan nach und nach zunehmend durch pflanzliche Produkte ersetzt, kündigte der Chef-Einkäufer der Kette an. Er beschreibt den Wechsel als „alternativlos“, denn es gebe ja nur einen Planeten. Glücklicherweise gibt es aber mehr als einen Discounter, befinden die Kunden und kündigen an, fortan einfach anderswo einkaufen zu wollen.
Man müsse sich so ernähren, dass „unsere planetaren Grenzen“ berücksichtigt werden und die Ressourcen der Erde für zehn Milliarden Menschen reichen, so Chefeinkäufer Christoph Graf gegenüber der „Lebensmittelzeitung“. Der Fleischkonsum müsse daher deutlich sinken. Bis 2025 will man das Sortiment umgekrempelt haben, Fleischprodukte werden bis dahin zunehmend aus dem Programm genommen. Ob und wie viele tierische Produkte am Ende noch erhältlich sein werden, ist unklar. Um die Konsumenten nach und nach umzugewöhnen, starte man vermehrt Themenwochen mit Fokus auf pflanzlichen Produkten. Graf bewarb konkret Fleischersatzprodukte, bei denen sich „sensorisch viel getan“ habe.
Offenbar sitzt man dem Irrglauben auf, die gesamte jüngere Generation gehöre der Klimasekte an – hier sieht er nämlich die Zielgruppe der Umstrukturierung und fabulierte: „Ich glaube, dass die jüngere Generation froh ist, wenn wir uns mit dem Thema beschäftigen.“ Graf wünscht sich, dass die Konkurrenz Lidls Beispiel folgt und begründete dies in einem Anflug moralinsauren Größenwahns mit den Worten: „Weil Europa und auch die Welt auf uns als Land schaut.“ Aber nicht im positiven Sinne, so möchte man bedauerlicherweise hinzufügen.
Das Ganze soll als „Motivieren“ der Kunden verstanden werden. Das steht einem Discounter zweifelsfrei nicht zu – und kommt entsprechend auch nicht gut an. Zwar steht das Fleisch von Discountern wie Lidl bei Fleischfans oft ohnehin nicht hoch im Kurs, doch auf derartige Umerziehungsmaßnahmen reagieren die Bürger allergisch. Viele konstatieren in den sozialen Netzen, die Kette fortan meiden zu wollen.
Die Versuche des Mainstreams, Fleischersatz zur beliebten Alternative hochzuschreiben, scheitern gemeinhin kläglich. So las man jüngst in einem regelrechten Werbeartikel für Laborfleisch bei der Rheinischen Post: „Bereits jetzt kaufen 30 Prozent aller deutschen Haushalte mindestens einmal pro Halbjahr Fleischersatzprodukte“ – mehr als zwei Drittel deutscher Haushalte verweigern diese Ware also vollständig. Wie viele der anderen 30 Prozent nur ein einziges Mal zu Ersatzprodukten griffen, um dann festzustellen, dass sie fortan auf dieses Angebot verzichten werden, bleibt praktischerweise unklar.
Andere sehen das grüne Getue von Lidl als aus der Not geborenen Marketing-Gag. Die Fleischpreise sind im vergangenen Jahr massiv gestiegen. Da im Zuge der grünen Agenda auch Tierbestände drastisch reduziert werden sollen, werden die Preise in Zukunft weiter explodieren. Das können sich immer weniger Menschen leisten – tierische Produkte wie Fleisch dürften in der Folge also weniger gekauft werden.
Ob man sich bei Lidl nun zum Klima-Pädagogen aufspielen möchte oder lediglich Umsatzeinbußen im Zuge der Preisexplosionen mit einer Anbiederung an Grünlinge und Klima-Verstrahlte überspielen möchte, kann jeder für sich selbst beurteilen.