Die Spannungen zwischen der Türkei und Griechenland köcheln wieder hoch. Präsident Erdogan warnte die Griechen, dass die neuen türkischen Raketen Athen treffen könnten und mahnt sie, die Füße still zu halten. Diese rüsten jedoch in der Ägäis mit US-Hilfe auf.
Seit der Auflösung des Osmanischen Reiches und der Ausrufung der Türkischen Republik gibt es immer wieder Spannungen zwischen Ankara und Athen. Während die Türken immer noch Gebietsansprüche auf nunmehr griechisches Territorium geltend machen, sind es für die Griechen vor allem historische Aversionen gegen die früheren moslemischen Besatzer und die Angst vor einer türkischen Invasion, die eine Rolle spielen. Nachdem es in den letzten Jahren immer wieder zu Luftraumverletzungen durch die türkische Luftwaffe kam, sorgen mittlerweile auch die türkischen Explorationsschiffe für Erdgas im östlichen Mittelmeer für erhöhte Spannungen.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, dem neoosmanische Ambitionen nachgesagt werden, schreckt dabei nicht davor zurück, auch mit aggressiven Warnungen und Drohungen zu agieren. „Jetzt haben wir begonnen, unsere eigenen Raketen herzustellen“, sagte der türkische Staatschef am Sonntag in einer Rede in Samsun im Norden der Türkei. „Natürlich macht diese Produktion den Griechen Angst. Wenn man ‚Tayfun‘ sagt, bekommen die Griechen Angst und sagen: ‚Sie wird Athen treffen.‘ Nun, natürlich wird sie das.“ Dabei handelt es sich um eine von der Türkei entwickelte ballistische Kurzstreckenrakete mit einer Reichweite von bis zu 560 Kilometern. Damit liegt diese in etwa beim Doppelten jener Reichweite, welche die bisher im türkischen Arsenal befindlichen Raketen aufweisen.
„Wenn man nicht ruhig bleibt, wenn man versucht, von hier und dort, von Amerika bis zu den Inseln, etwas zu kaufen [um sich zu bewaffnen], wird ein Land wie die Türkei nicht tatenlos zusehen. Es muss etwas tun“, fügte Erdogan hinzu und kritisierte damit die stetige Aufrüstung des Nachbarlands. Denn Athen lässt mittlerweile immer mehr Militäreinrichtungen auf den Ägäischen Inseln aufstellen, die nur wenige Kilometer vom türkischen Festland liegen.
Auch wenn viele Beobachter davon ausgehen, dass der türkisch-griechische Konflikt wohl nur sehr unwahrscheinlich in einen richtigen Krieg mündet, bleibt ein gewisses Risiko bestehen. Denn auch wenn die Türkei Mitglied der NATO ist, steht für den islamistischen und nationalistischen Staatschef die nationale Sicherheit über den Interessen des US-geführten transatlantischen Militärbündnisses. Dies ist mit ein Grund dafür, weshalb die türkischen Truppen auch aktiv gegen die kurdischen Milizen im Irak und in Syrien vorgehen, obwohl Washington damit keine Freude hat.