Die „Welt“ dürfte sich am 2. Dezember über explodierende Zugriffszahlen gefreut haben: Dank eines Artikels hinter der Bezahlschranke mit dem reißerischen Titel „Hendrick Streeck: ‚Wir könnten Kinder kreieren, die gegen bestimmte Krankheiten immun sind'“ braute sich in den sozialen Netzen binnen kürzester Zeit ein veritabler Shitstorm zusammen. Propagiert der Virologe genetisch modifizierte Kinder? Ob man bei der „Welt“ gezielt die Kritiker der WEF-Agenda des Transhumanismus triggern wollte, ist unklar – die Heftigkeit der Reaktionen hatte man jedenfalls unterschätzt.
„Wir haben die ursprüngliche Überschrift des Textes geändert, weil sie zu Missverständnissen führte“ – diese Anmerkung findet sich nun unter dem mittlerweile frei lesbaren Artikel. Bei der „Welt“ hat es Tradition, brisante Interviews und Artikel hinter der Bezahlschranke zu verbergen – so betreibt man nicht nur Abofang, sondern sorgt gerade bei Covid-Themen leider auch dafür, dass Inhalte, die dem Regierungsnarrativ widersprechen, nicht zu viele Menschen erreichen. Bei besagtem Streeck-Interview dürfte man wohl gehofft haben, dass eine nicht unwesentliche Zahl von Bürgern ein Welt PLUS-Abo abschließt, um zu erfahren, ob Streeck nun tatsächlich die genetische Modifikation von Kindern propagiert – doch in Zeiten, wo viele Menschen nur die Überschrift eines Artikels lesen, dürfte das kaum passiert sein. In den sozialen Netzen reichte der Titel völlig aus, um die Gemüter zum Kochen zu bringen:
Das Zitat im Titel ist als solches korrekt. Auf die Frage, was für „Upgrades“ am Menschen heute schon möglich seien, antwortete Streeck:
Da sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt, spätestens, seit der Entdeckung der Genschere CRISPR/Cas9. Damit können wir bei ungeborenen Menschen alles Mögliche verändern. Wir könnten Kinder kreieren, die gegen bestimmte Krankheiten immun oder widerstandsfähiger gegen Kälte sind. Und auch in anderen Bereichen, also Technologie und Pharmazie wird stark geforscht.
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Die bloße Idee, Gott zu spielen, sich über die Biologie hinwegzusetzen und Kinder nach den eigenen Vorstellungen zu „kreieren“, sorgt verständlicherweise für Abscheu: Allzu bekannt sind mittlerweile die Fantasien der Transhumanisten, die den Menschen als „Produkt“ der Zukunft erachten, das künstlich erschaffen wird. Die Empörung dürfte auch für die Verantwortlichen bei der „Welt“ durchaus erwartbar gewesen sein – doch man hatte scheinbar das Ausmaß unterschätzt. Man änderte den Titel daraufhin eilig auf ein deutlich unverfänglicheres „Es ist ein sehr menschlicher Traum, die persönlichen Leistungsgrenzen nach oben zu schrauben“. Gerettet hat das freilich nichts: Dass Streeck im Interview zumindest sehr wohl infrage stellte, ob genetische Manipulationen medizinisch sinnvoll und ethisch vertretbar sind, kam nach wie vor nicht an – auch wenn schärfere Kritik an transhumanistischen Träumereien seitens Streeck nach Ansicht zahlloser Menschen sicherlich mehr als wünschenswert gewesen wäre.
Die Frage ist, ob wir alles machen wollen, was geht. Wir haben das Beispiel der chinesischen Shenzhen Universität, an der angeblich ein Zwillingspaar ohne HIV-Rezeptor zur Welt kam. Die sind zwar gegen HIV immun, könnten aber mit unabsehbaren Nebenwirkungen und Spätfolgen konfrontiert sein. Und wir müssen immer bedenken, dass diese Genveränderung auch an die Nachkommen weitergegeben wird.
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Mittlerweile – vielleicht als letzter Versuch der Beschwichtigung – ist der Artikel für jedermann lesbar. Doch ob das noch großflächig wahrgenommen wird, ist fraglich. Mit Hendrick Streeck trifft es praktischerweise einen jener Mainstream-Virologen, die immer wieder mit durchaus rationalen Einschätzungen zu Corona-Maßnahmen und Impfwirksamkeit auffielen – manch ein Freiheitsfeind und Impffanatiker dürfte sich entsprechend sehr über diesen Shitstorm gefreut haben.