Weil die Werbeindustrie sich von Twitter abwendet, könnte das Unternehmen viel Geld einbüßen. Bleiben die Gewinne aus, sei auch ein Bankrott nicht ausgeschlossen, so der neue Eigentümer Elon Musk, der sich daher nicht mehr allein auf Werbeeinnahmen verlassen will. Die Banken versuchen sich bereits für den schlimmsten Fall abzusichern. Musk derweil hält an seinen Plänen fest, Twitter zu revolutionieren und für die User attraktiver zu machen. Die Zahlen aktiver User steigen seit seiner Übernahme jedenfalls rasant…
von Heinz Steiner und Vanessa Renner
Um rund 44 Milliarden Dollar hat Elon Musk Twitter gekauft. Mittlerweile sieht es in Bezug auf den Wert des Unternehmens nicht mehr so gut aus. So berichtet „Bloomberg“ beispielsweise, dass die Wall Street-Banken Musk insgesamt 13 Milliarden Dollar für die Übernahme von Twitter geliehen haben. Nun versuchen sie die potenziellen Verluste zu minimieren, indem sie heimlich bei Hedge-Fonds anfragten, ob diese einige der Schuldpapiere übernehmen wollen. Und das für 60 Cent pro Dollar. Marktbeobachter sagen deshalb nun, dass die 44 Milliarden Dollar an Investment von Elon Musk damit gerade einmal nur mehr 8 Milliarden Dollar wert seien.
Der Grund dafür? Twitter verliert aktuell sehr viel Geld. Daraus macht Musk auch keinen Hehl – so schrieb er am 4. November, dass die Einnahmen stark nachgelassen hätten, weil sogenannte Aktivisten Druck auf Werbeunternehmen ausüben würden. Musks Faible für Meinungsfreiheit stößt gewissen Personenkreisen erwartungsgemäß sauer auf. So stoppte beispielsweise auch Pfizer seine Twitter-Werbung – vielleicht aus Sorge vor Faktenchecks?
Bei einer Betriebsversammlung erklärte Musk Berichten zufolge den Mitarbeitern, dass auch ein Konkurs nicht ausgeschlossen sei, wenn langfristig nicht mehr Einnahmen als Ausgaben generiert werden würden. In Panik scheint der Unternehmer aber freilich nicht zu sein: „Wenn Sie ein überzeugendes Produkt haben, werden die Leute es kaufen. Das war meine Erfahrung bei SpaceX und Tesla“, so Musk. Er will das Twitter-Angebot erweitern und interessanter gestalten – auch für Content-Ersteller, die ihre Arbeit in Zukunft auf der Plattform monetarisieren können sollen. Der dafür vorgesehene neue Abo-Dienst „Twitter Blue“ für acht Dollar im Monat soll das Unternehmen finanziell wieder nach vorne bringen.
Auch mit Werbeunternehmen suchte Musk diese Woche das Gespräch. Er forderte dazu auf, Twitter nicht abzuschreiben, sondern abzuwarten, wie es sich entwickelt. Der beste Weg dazu sei, Twitter zu nutzen. Freie Meinungsäußerung bedeute nicht, dass die Plattform von Hassrede geflutet werde – Musk zeigt sich im Gegenteil überzeugt davon, dass die Inhalte sich sogar verbessern werden. Zudem wies er darauf hin, dass seit seiner Übernahme die Zahlen aktiver User rasant gestiegen sind: Auch heute twitterte Musk, dass bei den Userzahlen ein neues All-Time-High erreicht worden sei. Und das, obwohl so viele linke „Prominente“ öffentlichkeitswirksam ihren Rückzug von Twitter verkünden…
Auch wenn das linke Establishment sich für Musk eine gigantische Twitter-Pleite herbeisehnen dürfte: Der Unternehmer hat große Pläne für die Plattform und verschwendet offenkundig noch keinen Gedanken daran, aufzugeben. Die Zukunft wird zeigen, ob das sich entwickelnde neue Konzept die User langfristig überzeugen kann und ob es sich als profitabel erweisen wird.