Der Nukleardeal mit dem Iran scheint vom Tisch zu sein. Zuvor veröffentlichte der israelische Premierminister eine Videodrohung gegen Teheran, wonach die Islamische Republik bald schon Israels „langen Arm“ fühlen könnte. Worauf müssen wir uns einstellen?
Wenn es etwas gibt, das die Welt angesichts der ohnehin schon real existierenden Energiekrise nicht braucht, dann ist es eine Eskalation des Konfliktes mit dem Iran. Doch zwei aktuelle Meldungen lassen vermuten, dass es nicht mehr lange dauern könnte: Denn zum einen scheint das Atomabkommen mit dem Iran so gut wie vom Tisch zu sein und auch Israels Regierungschef Yair Lapid schickte eine ernstzunehmende Drohung los, die man nicht unterschätzen sollte.
Noch bevor Washington verkündete, dass der Atomdeal mit dem Iran vom Tisch ist, veröffentlichte der israelische Premierminister auf Twitter ein Video, auf dem er vor einer F-35 steht und deutliche Warnungen in Richtung Teheran ausspricht. „Es ist noch zu früh, um zu wissen, ob es uns tatsächlich gelungen ist, das Atomabkommen zu stoppen, aber Israel ist auf jede Bedrohung und jedes Szenario vorbereitet“, sagte Lapid auf dem Luftwaffenstützpunkt Nevatim in Südisrael. „Wenn der Iran uns weiterhin testet, wird er Israels langen Arm und seine Fähigkeiten entdecken. Wir werden weiterhin an allen Fronten gegen den Terrorismus und gegen diejenigen, die uns schaden wollen, vorgehen“, fügte Lapid hinzu.
Und nun vermelden israelische Zeitungen, dass ein neues Atomabkommen zwischen den USA und dem Iran vom Tisch ist und in „absehbarer Zeit“ nicht unterzeichnet wird. Diese Nachricht sei bei jüngsten Konversationen des israelischen Regierungschefs mit US-Präsident Joe Biden vermittelt worden. Denn die Amerikaner scheinen mit den Aktionen und Bemühungen der Iraner nicht zufrieden zu sein.
Allerdings sollte ein Atomabkommen, welches das iranische Nuklearprogramm unter internationale Aufsicht stellt und strenge Grenzen vorsieht, eher im israelischen Interesse liegen als der Status Quo, in dem die iranischen Wissenschaftler völlig unkontrolliert Uran anreichern und so theoretisch bald schon in der Lage sein könnten, tatsächlich eine Atombombe zu bauen. Angesichts dessen, dass Israel selbst ein geheimes Atomwaffenprogramm besitzt und sich weigert, das Atomwaffensperrabkommen zu unterzeichnen, manövriert sich Jerusalem jedoch in eine Position der Unglaubwürdigkeit – auch wenn die israelischen Befürchtungen einer nuklearen Bedrohung durch den Iran angesichts der anhaltenden Feindseligkeiten Teherans gegen den jüdischen Staat durchaus nachvollziehbar sind.
Die Frage, die sich jedoch stellt, lautet: Wird Israel tatsächlich militärische Maßnahmen gegen den Iran ergreifen und wenn ja, werden die Vereinigten Staaten dann auch die regionalen Ressourcen nutzen, um ebenfalls an der Seite der israelischen Streitkräfte gegen die Islamische Republik loszuschlagen? Sollte es zu solch einer Eskalation kommen, wäre eine Explosion der Ölpreise eine logische Folge, sodass die aktuelle Energiekrise vollends außer Kontrolle geraten würde. Dies wäre dann der finale Schlag hin zu einer globalen Wirtschafts- und Finanzkrise, die jene der vergangenen Jahrzehnte in den Schatten stellen würde.