Anhänger des schiitischen Klerikers Muqtada al-Sadr sind in das irakische Parlament eingedrungen und haben dieses besetzt. Diese wollen einen Iran-freundlichen Ministerpräsidenten verhindern. Zündeln die Amerikaner da heimlich mit?
Im Irak finden wieder einmal Machtkämpfe statt, wobei anzunehmen ist, dass auch die US-Geheimdienste ihre Finger im Spiel haben. Immerhin geht es hier auch um den Einfluss des Irans im mehrheitlich schiitischen Irak, welcher von Washington äußerst kritisch betrachtet wird. Da könnte eine Unterstützung al-Sadrs durchaus im amerikanischen Interesse liegen.
Am Mittwoch überwältigten nämlich Hunderte von Anhängern des strenggläubigen irakischen Schiiten, Milizenführers und Politikers Muqtada al-Sadr die Sicherheitskräfte in der Grünen Zone von Bagdad, wo es ihnen gelang, das Parlamentsgebäude zu stürmen. Die Proteste fanden inmitten politischer Spannungen zwischen dem Block von al-Sadr, der bei den Wahlen im Oktober die Mehrheit im 329 Sitze zählenden Parlament errungen hatte, und der iranfreundlichen Fraktion des Koordinationsrahmens statt. Die Nominierung von Mohammed Shia al-Sudani für das Amt des Ministerpräsidenten durch die letztgenannte Gruppe wird von al-Sadrs Anhängern heftig bekämpft. Ein Umstand, der den regionalpolitischen Ambitionen Washingtons sehr entgegenkommt.
Der kommissarische Premierminister Mustafa al-Kadhimi forderte die Demonstranten auf, sich „unverzüglich“ aus der sogenannten „Grünen Zone“, dem politischen Herzen Bagdads, zurückzuziehen, und warnte, er werde zusätzliche Sicherheitskräfte entsenden, um „den Schutz staatlicher Einrichtungen und ausländischer Vertretungen zu gewährleisten und jegliche Beeinträchtigung der Sicherheit und Ordnung zu verhindern“.
Offensichtlich hat al-Sadr auch Unterstützer bei den Soldaten, die das Parlamentsgebäude beschützen sollen. Videos zeigen, wie sie die Anhänger des Klerikers frei im Parlamentsgebäude herumlaufen lassen und ihnen auftragen, nichts kaputt zu machen.
Es bleibt also abzuwarten, wie sich die Lage im Irak weiter entwickelt, zumal das Land nun bereits 290 Tage ohne eine wirkliche Regierung dasteht und nur interimistisch verwaltet wird. Eine instabile Lage, die jedoch den Raum für Extremismus und Fanatismus erweitert.