Russlands Präsident, Wladimir Putin, kündigte kürzlich die Schaffung einer neuen Welt-Reservewährung an. Diese soll eine BRICS-Korbwährung sein. Wird dies ein ernstzunehmender Konkurrent zu US-Dollar und Euro?
Jede globale Leitwährung hat ihr Verfallsdatum. Auf das britische Pfund folgte der US-Dollar und nun scheint auch dessen Zeit langsam aber sicher gekommen zu sein. Doch während einige Marktbeobachter davon ausgingen, dass vor allem der chinesische Yuan in den kommenden Jahren eine deutlich wichtigere Rolle spielen wird, scheint dies nur indirekt der Fall zu sein. Denn nicht der Yuan alleine (und auch nicht der „Erdgas-Rubel“) wird hierbei im Fokus liegen, sondern eben eine BRICS-Korbwährung, die den Sonderziehungsrechten (SZR) des Internationalen Währungsfonds (IWF) ähneln soll.
Bereits im Juni berichtete RT (in der EU leider sanktioniert, deshalb kein Link) darüber, dass die BRICS-Länder Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika an einer solchen neuen Korbwährung arbeiten. „Die Frage der Schaffung einer internationalen Reservewährung auf der Grundlage eines Korbes von Währungen unserer Länder wird derzeit ausgearbeitet“, sagte Wladimir Putin auf dem BRICS-Wirtschaftsforum im vergangenen Monat. Und da Russland vom SWIFT-System abgeschnitten wurde, tut es sich natürlich auch mit China und den anderen BRICS-Staaten zusammen, um „zuverlässige alternative Mechanismen für den internationalen Zahlungsverkehr“ zu entwickeln, um „die Abhängigkeit vom westlichen Finanzsystem zu verringern“.
In der Zwischenzeit unternimmt Russland laut CNN auch andere Schritte zur Stärkung des Bündnisses zwischen den BRIC-Staaten, darunter die Umleitung des Handels nach China und Indien:
Präsident Wladimir Putin sagte am Mittwoch, dass Russland den Handel auf „verlässliche internationale Partner“ wie Brasilien, Indien, China und Südafrika umlenke, da der Westen versuche, die wirtschaftlichen Beziehungen zu kappen. „Wir sind aktiv damit beschäftigt, unsere Handelsströme und außenwirtschaftlichen Kontakte auf zuverlässige internationale Partner, in erster Linie die BRICS-Länder, umzulenken“, sagte Putin in seiner Videoeröffnungsansprache an die Teilnehmer des virtuellen BRICS-Gipfels.
Eine solche BRICS-Korbwährung hat auch den Vorteil, dass jene Länder, die nur ungerne auf den chinesischen Yuan umsteigen wollen, so keine Probleme mehr haben. Zudem bringt diese Korbwährung auch die asiatischen Großmachtrivalen China und Indien enger zusammen, zumal diese Korbwährung neben dem chinesischen Yuan und dem russischen Rubel auch die indische Rupie, sowie den brasilianischen Real und den südafrikanischen Rand umfasst. Der Handel zwischen den BRICS-Ländern selbst, sowie von Ländern außerhalb mit den BRICS-Staaten könnte künftig in dieser neuen Korbwährung durchgeführt werden, was immer mehr Staaten dazu veranlassen könnte, selbst bei den eigenen Zentralbanken entsprechende Summen dieser neuen Reservewährung zu halten.
Putin erklärte letzten Monat: „Die Kontakte zwischen russischen Geschäftskreisen und der Geschäftswelt der BRICS-Länder haben sich intensiviert. So laufen beispielsweise Verhandlungen über die Eröffnung indischer Ladenketten in Russland [und] die Erhöhung des Anteils chinesischer Autos, Geräte und Hardware auf unserem Markt“. Im Juni warf Putin dem Westen außerdem vor, „die Grundprinzipien der Marktwirtschaft“ wie den freien Handel zu ignorieren. „Dies untergräbt die Geschäftsinteressen auf globaler Ebene und wirkt sich negativ auf das Wohlergehen der Menschen in allen Ländern aus“, sagte er. Laut einem Bloomberg-Bericht vom Juni schloss sich Präsident Xi Putins Ansichten an:
„Die Weltwirtschaft zu politisieren, zu instrumentalisieren und zu bewaffnen, indem man eine dominante Position im globalen Finanzsystem nutzt, um mutwillig Sanktionen zu verhängen, würde nicht nur sich selbst, sondern auch anderen schaden und die Menschen auf der ganzen Welt leiden lassen. Diejenigen, die von einer Position der Stärke besessen sind, ihre militärische Allianz ausbauen und ihre eigene Sicherheit auf Kosten anderer suchen, werden nur in ein Sicherheitsdilemma geraten.“
Vor allem jedoch sind sich sowohl Moskau als auch Peking im Klaren darüber, dass eine einzelne Währung als Weltleitwährung (wie derzeit im Falle des US-Dollars) keine wünschenswerte Situation ist. Einerseits haben die Entscheidungen der jeweiligen Zentralbank (für die Binnenkonjunktur) auch immer wieder negative Auswirkungen auf die globale Wirtschaft, andererseits ist das geopolitische und weltwirtschaftliche Druck- und Missbrauchspotenzial einfach zu groß. Und gerade das könnte schlussendlich zum großen Erfolg dieser neuen Korbwährung führen – und das Ende des US-Dollars als globale Leitwährung endgültig besiegeln.