Tierfutterhersteller warnen: Bei einem Gasstopp muss die Produktion eingestellt werden! Die Vorräte der Hersteller reichten dann bestenfalls für zwei bis drei Monate – wenn überhaupt. Müssen unsere Haustiere bald „hungern gegen Putin“?
Mehr als 16 Millionen Katzen und über 10 Millionen Hunde leben in Deutschland als Haustier, sie alle müssen versorgt werden. Nun schlagen Hersteller von Katzen- und Hundefutter Alarm, denn ohne Gas können sie kein Futter mehr herstellen: Sollte der russische Staatskonzern Gazprom in Zukunft kein Gas mehr nach Deutschland liefern, käme es infolgedessen zu einer Rationierung. Dabei drohen Tierfutterhersteller leer auszugehen, so die eindringliche Warnung. Russland hat bisher noch alle Gas-Verträge soweit möglich eingehalten; doch auch wenn die Lieferungen über Nord Stream 1 nach den derzeitigen Wartungsarbeiten fortgeführt werden, ist die Gasversorgung Deutschlands für den Winter nicht gesichert – Schuld daran sind die Sanktionen und der Hauruck-Ausstieg aus russischem Gas.
„Die Lage ist dramatisch“, so Georg Müller, Chef des Industrieverbands Heimtierbedarf (IVH) gegenüber der „Bild“. „Wenn es in der Branche zu einem Gasstopp kommt, müssen wir die Produktion einstellen. Die Bundesregierung muss alles tun, dass die Katastrophe nicht eintritt und wir weiter produzieren können.“ Nach Müllers Einschätzung könnten mit den bisher produzierten Vorräten noch zwei bis drei Monate überbrückt werden. Auch der Chef des Tierfutterhändlers Fressnapf, Johannes Steegmann, warnt vor unabsehbaren Folgen für Haustiere und Kunden. Die Lagervorräte von Fressnapf reichen für etwa vier Wochen – „maximal“.
Energiesparen ist in der Branche schwierig, erklärt Martin Spengler, Chef des Herstellers Mera: „Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben muss Heimtiernahrung hoch erhitzt werden.“ Er rät jedoch davon ab, Haustiere im Notfall mit Essensresten zu versorgen: „Eine solche Ersatzernährung würde die Tiere dem Risiko aussetzen, nicht gesund und ausgewogen ernährt zu werden – mit der möglichen Folge von nachhaltigen gesundheitlichen Problemen.“
Auch auf die Tierheime, die schon jetzt unter dem Anstieg der Energie- und Futtermittelpreise zu leiden haben, könnten bald noch weitere Probleme zukommen. „Sollten die Heizkosten für die Tierheime weiter steigen, könnte dies den Zusammenbruch des praktischen Tierschutzes in Deutschland bedeuten“, warnt der Deutsche Tierschutzbund.
Es wird immer deutlicher, dass die Sanktionen gegen Russland in erster Linie die eigene Bevölkerung treffen. Schon seit Längerem sind Tierhalter mit höheren Preisen und längeren Lieferzeiten für Tierfutter konfrontiert, doch nun könnte die Lage für Haustiere richtig dramatisch werden, da die Tierfutterproduktion nicht als systemrelevant gilt – auch wenn Tierhalter das anders sehen dürften. Nicht jeder Stubentiger ist Selbstversorger mit Zugang zur Mäusepopulation in der Nachbarschaft; nicht jedes Tier verträgt Essensreste. Die Deutschen verlieren nicht nur immer mehr Wohlstand und Lebensqualität, nun könnte im Ernstfall auch noch die Existenz ihrer Haustiere, die schließlich meistens Familienmitglieder und Sozialpartner sind, gefährdet sein. So langsam stellt sich die Frage: Was sind wir noch bereit zu opfern?