Große Teile des Widerstands sind voller Ehrfurcht erstarrt. Die „große“ Mainstream-Autorin Ulrike Guérot, geborene Hammelstein, kämpft für Grundrechte und gegen Corona-Maßnahmen, während sie von TV und Zeitungen systematisch fertig gemacht wird. Wer sich dafür interessiert, was die Dame bis zu ihrem 56. Lebensjahr getan hat, wird vielleicht noch mehr Grund zum Staunen haben – sie saß in Soros‘ ECFR, sprach vor dem WEF und erklärte als Testimonial der Deutschen Bank, man müsse endlich die Nationalstaaten abschaffen.
Ein Kommentar von Willi Huber
Wer die Vergangenheit eines Menschen kennt, hat zumindest eine Werkzeugkiste an Argumenten, um sein aktuelles Handeln zu beurteilen. Man denke an Wolodymyr Zelenskyj, Multimillionär, Freund der Oligarchen und kolportierterweise schwerst korrupter Ex-Fernsehkomiker, der jetzt den „guten Verteidiger der Ukraine“ mimt. Das könnte man ihm vielleicht ein paar Minuten lang glauben, wenn man die Vorgeschichte nicht kennt. Ich glaube ihm nicht.
Ähnliche Alarmsirenen schrillen bei mir, wenn ich Frau Ulrike Guérot betrachte. Ihr Lebenslauf ist erstaunlich, dass sie trotzdem die Herzen vieler Menschen im Widerstand erreichen konnte, ebenso. Ihre ach so differenzierten und gewählt-kritischen Aussagen zur angeblichen Corona-Pandemie als auch ihre nicht mainstreamtaugliche Meinung zum Ukraine-Konflikt klingen für mich hohl. Viele Mitmenschen haben allerdings auch keine Ahnung davon, was Frau Guérot früher so alles gemacht hat.
Betrachten wir zunächst ihr Werbevideo aus dem Jahr 2018, welches sie für die Deutsche Bank aufnahm. Darin erklärte sie, wofür sie seit Jahren in Büchern und bei Auftritten kämpfte: Die totale Selbstaufgabe der europäischen Nationen und Völker in die Beliebigkeit des Globalismus. Ein Moloch-Staat soll anstelle der über Jahrtausende gewachsenen Länder treten und alles regeln. Wir werden etwas später erfahren, nach welchen Kriterien die Meinungsbildung bei Frau Guérot stattfindet – sie werden staunen!
Teilnahme und Beitrag zum Weltwirtschaftsforum (WEF)
Frau Guérot wird in der Sektion „People“ des Weltwirtschaftsforums geführt, an dem sie im Jahr 2019 teilnahm. Das ist kein besonderes Geheimnis – wie alle anderen Informationen in diesem Artikel kein Geheimnis sind – man kann dies auch in ihrem offiziellen Lebenslauf nachlesen. Guérot sprach dort zum Thema „A New Agenda for Europe“ – „eine neue Agenda für Europa“ und ein zweites Mal zum Thema „Averting ‚Peak Europe‘“ – „Verhinderung eines ‚Europa – Scheitelpunktes'“. Mit dem WEF dürfte sie sich schon länger beschäftigt haben, 2018 kritisierte sie beispielsweise Angela Merkels Auftritt ebendort, er wäre nicht konkret und überzeugend genug gewesen – in Hinblick auf ihr Lieblingsprojekt, ein Großeuropa ohne Nationalstaaten.
Und da konnte man gestern schon sehen, dass Macron, Frau Merkel, Gentiloni, Trudeau übrigens auch natürlich, der kanadische Premierminister, im Grunde die Viererriege waren, die gesagt haben, wir stellen uns dagegen, wir brauchen weiter ein offenes Weltsystem, Weltwirtschaftssystem, aber vor allen Dingen auch ein offenes politisches System. Das ist auch alles gut gewesen.
Ulrike Guérot, Deutschlandfunk, Jänner 2018
Nun könnte man sagen, das wären einmalige Ausrutscher und abgesehen davon muss man ja das Gespräch suchen, miteinander zu reden ist ja nicht falsch – auch nicht am Weltwirtschaftsforum. Was man dabei vergisst, ist der Umstand, dass dorthin keine Gegenstimmen eingeladen werden – wer dort auftritt, ist handverlesen und trägt zur gewünschten Agenda bei. Dies ist das logische Resultat aus dem Lebenswerk der Frau Guérot, wie in weiterer Folge dargestellt wird.
Tief verwurzelt im Netzwerk des George Soros
Weitaus intensiver als die Kontakte zu Klaus Schwab und dessen Weltherrschafts-Elite ist Guérots Verbindung zu George Soros. Während man dem österreichischen Ex-Kanzler Kurz vorwirft, in irgendeinem Gremium des ECFR Mitglied gewesen zu sein, was meiner Ansicht nach nicht viel bedeutet, war Guérot gleich einmal Gründerin und Direktorin des Berliner Büros des ECFR – und das von 2007 bis 2013. Darauf folgte die Tätigkeit als „Senior Associate“ in Soros‘ Open Society Initiative for Europe. In der NZZ wird sie als „Freundin von George Soros“ bezeichnet. Man könnte meinen, sie agiere auch im Rahmen des „European Democracy Lab“ als Statthalterin des Multimilliardärs und angemaßten Weltenlenkers. Dabei handelt es sich um einen Think Tank, der die vereinigten Staaten von Europa vorantreiben und zur Umsetzung bringen soll. Das Geld für diese NGO, deren Homepage aus einer Huldigung für Guérot und ihre Bücher besteht, stammt von George Soros „Open Society Foundation“, „Between Bridges Foundation“ und „Bundeszentrale für Politische Bildung“. Sie alle standen nicht „bis 2020“ als Unterstützer und Partner auf der Seite, sie stehen es bis heute.
Lesenswert in diesem Zusammenhang ist eine Analyse von Hadmut Danisch, „Ulrike Guérot und die ‚Republik Europa'“. Darin hält er fest:
Da zieht’s einem schier die Socken aus, von Inhalt wie Gestik und Auftreten. Wie kommt eine IHK dazu, solche Leute auftreten zu lassen? Das muss man sich mal anschauen, das glaubt man sonst nicht. Das ist so ein richtig totalitäres, „marxfaschistisches” System, sie tritt quasi als Statthalterin von Soros auf, und damit werden Politiker, Journalisten, Öffentlichkeit beeinflusst.
Die Rede ist von Guérots Vortrag aus dem Jahr 2016, den man sich hier zu Gemüte führen kann. Und ja, es ist ein besonderer Höhepunkt im Wirken der Dame, die sich inzwischen für kritisch und widerständig hält. Widerstand gegen ihre Vision des Großeuropas wäre nämlich eine Männlichkeitskrise, Kastrationsangst – und Europa sei eine Frau.
Professorwürde ohne Habilitation
Wer das System Österreich kennt, den schüttelt es, wenn er „Donau-Uni Krems“ hört. Die berufsbegleitende Uni ist für hohe Studiengebühren bekannt. Weiter möchte ich mich hier aus rechtlichen Gründen nicht aus dem Fenster lehnen. Spannend ist vielleicht dieser Auszug aus der Wikipedia: Von April 2016 bis August 2021 war Guérot Professorin an der Universität für Weiterbildung Krems und leitete dort das Departement Europapolitik und Demokratieforschung (DED). Bei ihrer Ernennung erkannte die Universität Krems ihre kumulierten Publikationen als eine der Habilitation gleichwertige Leistung an. Es ist bei gewissen Eliten inzwischen üblich geworden, eine Professur ohne Habilitation zu erhalten, man denke auch an „Professor“ Drosten. Seit September 2021 ist Guérot nun Professorin an der Universität Bonn.
Plagiate und erfundene Zitate
Die Agenda eines Europas ohne Länderregierungen und ohne Nationalstaaten treibt sie gemeinsam mit dem österreichischen Systemgünstling Robert Menasse voran. Ein gemeinsames Buch führte zu einem Skandal, wichtige Zitate in dem Buch wären frei erfunden gewesen. Nachträglich erklärte Guérot, diese Inhaltsfehler wären Menasse anzulasten – sie selbst habe Quellen nie überprüft. Menasse deklarierte in der von ihm gewohnten Arroganz, dass er das als Künstler eben dürfe, sinngemäß würde es schon passen („Was kümmert mich das Wörtliche, wenn es mir um den Sinn geht“).
Bei allen erfundenen Zitaten großer Persönlichkeiten wie Walter Hallstein, eine Art Gründervater der EU und ehemaliger Präsident der Europäischen Kommission, ging es um die Abschaffung der Nationalstaaten. Auch Jean Monnet, ebenso Gründervater der EU, wurde mit offenbar frei erfundenen Texten immer wieder bemüht:
Menasse behauptete, Monnet habe gesagt: „(…) nationale Interessen nichts anderes sind als die kurzsichtigen ökonomischen Interessen nationaler Eliten, deren Befriedigung die eigene Population und die Populationen anderer Nationen in der Buchhaltung dieser Ökonomie zu Abschreibposten, im konkreten Leben zu Opfern macht“. Hallstein schrieb er unter anderem zu: „Ziel ist und bleibt die Überwindung der Nationen“.
Weder Monnet noch Hallstein hatten entsprechende Sätze gesagt, entsprechende Reden gehalten. Eine davon ist besonders geschmacklos, Menasse behauptete, eine von ihm zitierte Rede wäre 1958 in Auschwitz gehalten worden.
Guérot publizierte jahrelang gemeinsam mit Menasse, deutsche Medien wiesen ihr nach, bereits im Jahr 2013 erfundene Hallstein-Zitate verwendet zu haben. Auch daran sei Menasse schuld. In Guérots aktuellem Bestseller „Wer schweigt, stimmt zu“ sollen sich zahlreiche nicht gekennzeichnete Zitate anderer Autoren und damit Plagiate befinden. Ob Menasse auch daran die Schuld trägt, darf bezweifelt werden.
Wie Meinungsbildung bei Frau Guérot funktioniert
In seiner Interviewreihe B&Besuch sprach der deutsche Philosoph Matthias Burchardt mit Ulrike Guérot (siehe Link zur Aufzeichnung). Ab Minute 20 erklärte Guérot, wie sie im Jahr 2000 ihre Meinung zu einem EU-Beitritt der Türkei änderte. Zunächst stand sie der Erweiterung kritisch gegenüber. Bei einer Türkeireise schlief sie in Istanbul mit einem Algerier. Aus dieser Gesamtstimmung ergab sich, dass sie einen Türkei-Beitritt auf einmal ausdrücklich begrüßte. Manche meiner Bekannten bezeichnen Guérot nicht zuletzt deshalb als „eher naiv“. Ich enthalte mich der Stimme, auch um keinen Wertungsexzess zu begehen.
Erwähnt sei noch, wie Burchardt berechtigte Zweifel an Guérots Aufrichtigkeit herabwürdigte: Minute 27:45 „Ulrike Guérot war beim World Economic Forum, sie ist für die Abschaffung des Nationalstaates und da zählt man ganz schnell einmal Eins und Eins zusammen und kommt bei Drei raus. Sie vertritt die Interessen von Bill Gates.“ Der rhetorische Trick, den Burchardt hier anwendet, ist unredlich und im Grunde genommen primitiv. Durch einen Schluss, den niemand so behauptet hat, wird Kritik an Frau Guérot generell ins Lächerliche gezogen, Zweifler wären wohl nicht ganz dicht. Es ist dies eine perfide Methodik, wie man sie auch aus dem Mainstream kennt.
Weitere Eckpunkte im Lebenslauf
Die Ausflüge in die Welt der globalistischen Eliten waren keine Momentaufnahmen sondern die Regel. Guérot war bis 2015 Mitglied der CDU. Ebendort begann ihre Karriere als parlamentarische Mitarbeiterin des außenpolitischen Sprechers Karl Lamers. Sie wirkte damals, 1994, am Schäuble-Lamers Papier zur Vertiefung der Europäischen Union mit. Einer der nächsten Karrieresprünge führte sie an die Johns Hopkins Universität nach Washington, danach zur Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik in Berlin. Es folgten der zutiefst transatlantische und globalistische German Marshall Fund, danach die oben erwähnten Organisationen des Herrn Soros.
Ich versteige mich zur persönlichen Wertung, dass Frau Guérot ihr Leben lang gegen Freiheit und Selbstbestimmung aufgetreten ist, ja diese teilweise mit „feministischen“ bis „linksmarxistischen“ Methoden verspottet hat – bis sie plötzlich im 57. Lebensjahr ihre Meinung änderte – zumindest in Hinblick auf Grundrechtsverletzungen während der Corona-Krise und der Kriegstreiberei im Ukraine- Konflikt. Das kann man glauben. Muss man aber nicht.
Ein weiterer Seitenwechsel wäre eine oft gesehene Strategie
Was man aus dem Fall Guérot lernen kann, ist es, mit jedem das Gespräch zu suchen. Selbst wenn er eine befremdliche Vorgeschichte hat, verdient es jeder Mensch, angehört zu werden. Eine gute Idee kann tatsächlich von jeder Seite kommen. Ausgrenzung steht immer am Beginn des Faschismus, des Totalitarismus, der Diktatur. Was man dabei aber nicht vergessen darf, ist ein großes Maß an Vorsicht. Nur weil man mit einem Menschen in einem Punkt übereinstimmt, ist er kein Freund, dem man blind vertrauen kann.
Es wäre ein genialer Schachzug des Systems, wenn Frau Guérot – wie so mancher Spitzensportler – publikumswirksam gesteht, dass alles nur ein großer Irrtum war. Nichts schwächt den Widerstand mehr als vermeintliche Führungsfiguren, die in einem kritischen Moment die Seiten wechseln. Dieser Trick wurde in Deutschland mehrfach – erfolgreich – mit der AFD durchgezogen, auch die Pegida ließ sich damit enthaupten. Ob es so kommt oder ob Frau Guérot stabil für die Freiheit weiterkämpft, wird die Zukunft zeigen.