Der selbsternannte Weltenretter und größte Gesundheitsexperte aller Zeiten, Bill Gates, geizt nicht mit Plänen für die „schöne neue Welt“. Mit hunderten Satelliten will er rund um die Uhr jede sichtbare Bewegung auf der Erde überwachen. All das – offen deklariert – im Zuge der UN Agenda 2030 „Sustainable Development Goals“, also dem Great Reset der neuen Weltordnung. Einziges Glück bislang: Seit 2016 machte das Projekt keine wahrnehmbaren Fortschritte.
Im Jahr 2016 legten mehrere Multimilliardäre einige hundert Millionen Dollar auf den Tisch, um die „Radiant Earth Foundation“ zu gründen. Das Ziel: Die gesamte Erdoberfläche rund um die Uhr mit Satellitentechnik aus dem Weltraum zu überwachen und mittels künstlicher Intelligenz zu analysieren. Dies solle der Agenda 2030 der Vereinten Nationen dienen, wie es auch gleich zu Beginn auf der Homepage der Stiftung verkündet wird. Ein Teil der Pläne ist die Firma EarthNow, angesiedelt in Seattle, welche die Liveüberwachung technisch realisieren soll.
Die Absicht besteht darin, einen „ungefilterten Live-Videostream bereitzustellen, der verwendet wird, um illegales Fischen aufzudecken, Naturkatastrophen zu erkennen“, wandernde Wale zu überwachen, Kriegsgebiete zu beobachten, Daten auf Abruf über die Gesundheit von Pflanzen zur Verfügung zu stellen und was auch immer die Menschen herausfinden möchten, die das System nutzen.
Mission Statement, Englische Wikipedia
Orwells Big Brother aus dem Weltraum
Medienberichte gab es zu diesem Projekt vor allem in den Jahren 2017 und 2018 – seither ist Stille eingekehrt. Damals erwähnte beispielsweise das bekannte Medium „Newsweek“ – völlig zu Recht – den Begriff „Big Brother“. Das ist der Name des fiktionalen Diktators der Dystopie 1984 von George Orwell, der alles sieht, alles hört – und letztendlich auch alles bestraft. In zahlreichen Ableitungen und Analysen des Romans wird Big Brother zu einer Superintelligenz, einem künstlichen Wesen aus dem Computer. Was klar ist, denn ein einzelner Mensch hätte nie die Kapazität, zeitgleich die ganze Welt zu überwachen.
Dementsprechend setzt auch die „Radiant Earth Foundation“ auf künstliche Superintelligenzen, welche absolut alles auf der Welt überwachen sollen. Natürlich nur zum Besten der Menschen, wie die Foundation versichert. Rührend sind auch die Beteuerungen von Radiant Earth, dass alle Daten allen Menschen kostenlos zur Verfügung stehen sollen. Das Geschäftsmodell von EarthNow sieht hingegen die enge Zusammenarbeit mit Regierungen und Diensten vor, woraus auch die Wertschöpfung resultieren soll.
Strahlende Erde
Die Namensgebung „Radiant Earth“ ist eigenwillig. In der Wissenschaft ist der „Radiant“ eine Maßeinheit in der Geometrie, ein Winkelmaß des Kreisbogens. In der Praxis findet man „rad“ aber eher in der Nukleartechnik, damit wird Strahlenbelastung gemessen. Das liegt an der simplen Übersetzung „radiant“ = strahlend, rad steht in oben genanntem Zusammenhang für „radiation absorbed dose“. Es ist nicht unbedingt üblich, im Englischen besonders positive Ereignisse als „radiant“ zu bezeichnen. Da gäbe es unendlich viele andere passendere und üblichere Begriffe dafür, um mit „brilliant, shining oder splendid“ nur einige zu nennen.
Das Konsortium aus Helfershelfer-Milliardären
Aber sei’s drum, die strahlende neue Zukunft wird von Bill Gates und seinen Helfershelfern in der „Radiant Earth Foundation geplant“. Mit an Bord bei Radiant oder EarthNow sind OneWeb Gründer Greg Wyler, Intellectual Ventures, Airbus, Softbank, Schmidt Futures, McGovern Foundation und das Omidyar network von E-Bay Gründer Pierre Omidyar.
Eine der größten Errungenschaften seit der Gründung der Stiftung ist der STAC-Browser. Dabei handelt es sich um das Herzstück zur Auswertung von Dateninformationen, die mittels Satelliten gewonnen werden sollen. Es ist eine Grundlagenarbeit, auf der jegliche später geplante Wissenschaft oder Überwachung aufbauen soll. Denn die gewonnenen Satellitendaten müssen katalogisiert, erkannt und kategorisiert werden. Aus einem Bild alleine kann man wenig herauslesen, wenn es nur eines unter Millionen – eher Milliarden – Aufnahmen der Erdoberfläche ist. Erst Projekte wie STAC ermöglichen die schnelle Interpretation durch Menschen – oder Maschinen. In Wahrheit können aussagekräftige Analysen in der geplanten Größenordnung ohnehin nur durch künstliche Intelligenzen durchgeführt werden.
Bislang alles nur Theorie
Ein Glück für die Menschheit ist vorerst, dass bis heute kein einziger Überwachungssatellit von „Radiant Earth“ bzw. „EarthNow“ in den Weltraum gebracht wurde – es ist unklar, ob überhaupt schon welche gebaut wurden. Zahlreiche Satelliten brachte bislang nur ein Milliardär in den Weltraum – Elon Musk – und dieser gilt als zerstritten mit Bill Gates. Musk setzte seine Satelliten bislang nur für das Gute ein und versorgt damit auch abgelegene Gegenden der Welt mit Mobilfunk. Im Zuge der Ukraine-Krise zeigte er, dass er seinen Kampf um Meinungsfreiheit und Gleichberechtigung ernst meint. Einerseits stellte er seine Satelliten den attackierten Ukrainern zur Verfügung, andererseits verweigerte er vehement jegliche Ungleichbehandlung von Russen oder Unterdrückung russischer Meinungen.
Wie passt OneWeb ins Konzept?
OneWeb ist ein Unternehmensgigant mit Sitz in London, der vielleicht noch nicht so stark im Licht der Öffentlichkeit steht. Gegründet im Jahr 2012 wollte man mit einem eigenen Satellitennetzwerk von letztendlich 6.372 Satelliten die ganze Welt zentral ans Internet anbinden. Ein Plan, der letztendlich Elon Musk gelang, während OneWeb Anfang 2020 zahlungsunfähig wurde. Die Firma wurde gerettet und reorganisiert, ab Dezember 2020 brachte sie wieder Satelliten ins Weltall. Insgesamt verfügt das Unternehmen bereits über 500 Kommunikationssatelliten im All. Ob diese auch Videotechnik im Sinne von „Radiant Earth“ an Bord haben ist nicht bekannt, aber eher auszuschließen. Bis zum 10. Februar setzte man ausschließlich auf russische Raketen, durch den Krieg will man jetzt zu SpaceX wechseln. OneWeb ist seit August 2021 im operativen Telekommunikationsbetrieb.
Die Vision: Alles nur für das Gute. Die Wahrheit?
Selbstverständlich kann man mit einem globalen Live-Überwachungssystem auch viel Gutes tun, wie beispielsweise das Wachstum der Biomasse oder den Erfolg der Landwirtschaft überwachen und planen. Man kann in Sekundenschnelle Naturkatastrophen analysieren und Hilfe dorthin schicken, wo sie wirklich benötigt wird. Doch die Stiftung mag sich ihre Forschungen und Pläne schönreden – Faktum ist: Würde ein solches Satelliten-Netzwerk Realität, das jedes Fleckchen Erde zu jedem Zeitpunkt live darstellen kann, wird es nicht nur für das Gute eingesetzt werden. Ganz egal, ob damit Kriminelle ihre Raubzüge planen oder Regierungen ihre nächsten Kriege. Das ist zum Teil schon heute mit Google Maps und Google Earth möglich – mit der Einschränkung, dass das dort angebotene Datenmaterial lückenhaft und oft Monate alt ist. Bill Gates schwebt die Livedarstellung vor – und das ist eine völlig neue und ziemlich endgültige Ebene der Totalüberwachung.
Wer sich die Frage stellt, wie viele Satelliten die Erde wohl bald umkreisen werden: Bis 2030 waren Mitte des Vorjahres 24.700 weitere Satelliten zur Herstellung und für den Weltraumstart bestellt. Inzwischen müssen die kleinen Leute auf der Erde natürlich Strom, Gas und Benzin sparen – und fühlen sich entsprechend an der Nase herumgeführt.