Streubomben sind nach dem Übereinkommen über Streumunition (CCM) verboten, da sie der Zivilbevölkerung „unannehmbare Schäden“ zufügen. Doch wo bleiben nun die ganzen Sanktionen gegen Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und deren Alliierten in diesem blutigen Krieg im Jemen, der beinahe 400.000 Todesopfer forderte?
Momentan blickt alle Welt in die Ukraine, wo die russische Armee eine Militäroperation durchführt. Auch dort gibt es zivile Opfer, wenngleich die Welt in den letzten Jahren (seit dem Maidan-Putsch 2014 und der Abspaltung der Donbass-Oblaste Donezk und Luhansk) bei den Tausenden toten Zivilisten in der umkämpften Region geflissentlich wegsah. Doch es gibt einen anderen Krieg, der ebenfalls seit Jahren andauert und der bereits unzählige zivile Opfer forderte: den Jemen-Krieg. Dort werden die Invasoren, namentlich Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate als Hauptakteure, weder sanktioniert noch geächtet. Dabei gäbe es eigentlich allen Grund dazu.
Laut Ali Safra, dem Generaldirektor des Yemen Executive Mine Action Center (YEMAC), hat die von Saudi-Arabien angeführte Koalition seit Beginn des Krieges im März 2015 mehr als drei Millionen Streubomben im Jemen abgeworfen. Bei einer Zeremonie in Sanaa anlässlich des Internationalen Tages der Minenbekämpfung am 5. April erläuterte Safra, wie Streumunition in 15 Provinzen und 70 Bezirken im Jemen eingesammelt wurde. Der Einsatz von Streubomben durch die von Saudi-Arabien geführte Koalition habe zu 3.921 zivilen Todesopfern geführt, darunter 119 Kinder und 39 Frauen, sagte Safra, während die Zahl der Verwundeten bei 2.884 Zivilisten liege, darunter 257 Kinder und 76 Frauen.
Die Waffenexporte der USA nach Saudi-Arabien sind seit dem Einmarsch der von Saudi-Arabien angeführten Koalition in den Jemen im März 2015 um über 100 Prozent gestiegen (nach einem temporären Stopp wurden die Lieferungen wieder aufgenommen). Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), ein führendes Mitglied der Saudi-geführten Koalition, waren in diesem Zeitraum der achtgrößte Empfänger von US-Waffen. Einem UN-Bericht zufolge hatte der von den Saudis geführte Krieg im Jemen bis Ende 2021 rund 377.000 Menschen getötet und fast die Hälfte der Bevölkerung des Landes aufgrund der von der Koalition verhängten Seeblockade an den Rand einer Hungersnot gebracht. Jemens Wirtschaft hat schätzungsweise 126 Milliarden Dollar verloren.
Dem Bericht zufolge sind die meisten Todesfälle – rund 60 Prozent – indirekte Folgen des Konflikts, die auf den Mangel an sauberem Wasser, an Nahrungsmitteln und auf die Verbreitung von Krankheiten zurückzuführen sind. Sieben Jahre Krieg hatten „katastrophale Auswirkungen“ auf die Entwicklung des Landes, da der Zugang zur Gesundheitsversorgung „begrenzt oder nicht vorhanden“ war und die indirekten Opfer zumeist „Kinder waren, die besonders anfällig für Unterernährung waren“, heißt es in dem Bericht.
Am 1. April gaben UN-Beamte bekannt, dass Saudi-Arabien zugestimmt hat, die Luft- und Seeblockade gegen den Jemen aufzuheben, sodass Schiffe mit Treibstoff und Hilfsgütern für das vom Krieg verwüstete Land den Hafen von Hodeidah anlaufen können. Die Vereinbarung gilt seit dem 2. April, dem Beginn des heiligen islamischen Fastenmonats Ramadan. Diese Vereinbarung ist der wichtigste Schritt zur Beendigung eines Konflikts, der Hunderttausende von Toten und Millionen von Vertriebenen gefordert und eine der schlimmsten humanitären Krisen unserer Zeit verursacht hat, wie die UNO darlegt. Ein Krieg, der die Scheinheiligkeit des Westens entlarvt. Denn anstelle von Sanktionen gegen die Hauptakteure gibt es weiterhin Waffenlieferungen und viele Dollar für Öl.