Welche moralischen, ethischen und rechtlichen Grenzen bei der tatsächlichen Umsetzung eines geplanten, zweifelhaften Ukraine-Hilfs-Projektes einer Volksschule in Niederösterreich überschritten worden wären, wird aktuell noch von uns recherchiert. Fakt ist: Wenn Volksschüler vor einem Geschäft zum Betteln um Spenden abgestellt werden sollen, läuten bei den verantwortungsbewussten Eltern die Alarmglocken.
Ein Bericht von Edith Brötzner
Eigentlich ein löblicher Grundgedanke „Kauf eines mehr – schenk es her – hab den Mut – es tut gut“, mit dem eine niederösterreichische Volksschule Menschen in der Ukraine helfen wollte. Weniger verständlich für die Eltern der Volksschüler war die geplante Umsetzung dieses Projektes. In einer an uns weitergeleiteten Info-Mail war folgender Plan-Ablauf zu lesen:
Die Volksschule plant unter dem Motto „Kauf eines mehr – schenk es her – hab den Mut – es tut gut“ ein Hilfsprojekt, um Menschen aus der Ukraine zu helfen.
Projektbeschreibung der Volksschule
An vier Vormittagen werden die Kinder vor dem Spar Kunden bitten zu ihrem geplanten Einkauf ein haltbares Lebensmittel, einen Hygieneartikel oder einen Babyartikel zu kaufen. Die gesammelten Güter werden danach der Hilfsorganisation ORA Ardagger übergeben. Diese bringen die gesammelten Güter dann direkt zu den Menschen, die es derzeit dringend benötigen. Es werden auch Geldspenden zur Deckung der Transportkosten dringend benötigt. Dazu wird eine Spendenbox bereitstehen. Sollten auch Sie spenden wollen, können Sie Ihrem Kind das Geld gerne in die Schule mitgeben. Wollen Sie vor Ort einen kleinen Beitrag leisten, dann freuen wir uns auf Ihren Einkaufsbesuch an folgenden Tagen.
Mittwoch, 16. März 2022, 8:00 – 10:30 (2a und 2b)
Donnerstag, 17. März 2022, 9:00 – 11:15 (3a und 3b)
Freitag, 18. März 2022, 8:00 – 10:30 (1a und 1b)
Mittwoch, 23. März 2022, 8:00 – 10:30 (4a und 4b)
Liebe Grüße, die Projektleiterin und das gesamte LehrerInnenteam der Volksschule
Bettel-Projekt nach Anfrage bei Direktion und Bildungsdirektion abgesagt
Sowohl für die besorgte Mutter, die uns von diesem Projekt berichtet hat, als auch für Report24 stellen sich einige essenzielle Fragen. Dass das taggleich ausgeschriebene, fragwürdige Projekt kurz nach ihrer unten stehenden Anfrage an die Schuldirektion plötzlich abgesagt wurde, könnte durchaus dem Wirken der engagierten Mutter zu verdanken sein:
Wie werden die Kinder auf dieses Projekt vorbereitet und welche Videos zur aktuellen Kriegssituation wurden den Kindern im Rahmen des Unterrichtes vorgespielt?
Fragen der engagierten Mutter
Wer hat das Projekt initiiert, genehmigt und welcher eigentlicher Sinn steckt dahinter?
Warum greift die Volksschule das Kriegsthema selbstständig auf und behandelt dies, ohne vorab mit den Eltern darüber zu sprechen?
Wer schaut auf die kindliche Psyche und die Ängste der Kinder?
Warum dürfen in den Klassen Spendenboxen aufgestellt werden – wer erlaubt das?
Müssen die Kinder während der Spendenaktion Masken tragen?
Kriegsaufklärungs-Videos für Volksschüler ohne Rücksprache mit Eltern?
Die obenstehenden Fragen der Mutter wurden von der Schuldirektion kurz und knapp beantwortet:
Die Bildungsdirektion hat uns kindgerechtes Material zur Verfügung gestellt, um mit den Kindern die aktuelle Kriegssituation und die damit entstandenen Fragen, Sorgen und Ängste besprechen zu können. Es wird dabei besonders vorsichtig mit diesem Thema vom LehrerInnenteam umgegangen. Sollten Sie noch Fragen haben, können Sie sich gerne bei mir melden. Da beim geplanten Projekt bei der SPAR noch nicht alle notwendigen Anmeldeformalitäten durchgeführt wurden, wird dieses abgesagt und findet daher nicht statt.
Schuldirektion
Volksschulkinder als Spendentreiber – moralisch und rechtlich vertretbar?
Einsicht in die den Kindern vorgeführten Kriegs-Aufklärungsvideos wurde der besorgten Mutter bis dato nicht gewährt. Auch Report24 hat – um der journalistischen Sorgfaltspflicht nachzukommen – eine entsprechende, bis dato unbeantwortete Anfrage an die verantwortliche Volksschule und die Bildungsdirektion Niederösterreich gestellt:
Sehr geehrte Damen und Herren,
uns wurde von der entrüsteten Mutter einer Schülerin der Volksschule … ein Projekt zugetragen, welches die Schule für die kommende Woche mit den Schülern aller vier Schulstufen plant. Hierzu bitte ich Sie um Ihre geschätzte Stellungnahme. Durch welche rechtlichen Grundlagen ist gedeckt, dass Volksschüler 2,5 Stunden vor einem Geschäft zum Spenden erbetteln verpflichtet werden?
Wie sind solche Projekte im Regelunterricht gesetzlich geregelt? Sind solche Projekte, in denen Kinder als Spendentreiber benutzt werden, moralisch, ethisch und rechtlich vertretbar?Wie wird dafür gesorgt, dass das Kriegs-Thema, welches hier in die Volksschulklassen – ohne Rücksprache mit den Erziehungsberechtigten – getragen wird, sich nicht negativ auf die Psyche der Sechs- bis Zehnjährigen auswirkt? Wie sieht die kindgerechte Aufarbeitung dieses sehr sensiblen Themas in den Volksschulen aus? Gibt es hierzu Vorgaben für die Schulen? Welche psychologischen Maßnahmen sind für den Fall einer negativen Auswirkung dieses nicht kindgerechten Themas auf die Klassen vorgesehen?
Da den Kindern durch die Corona-Zeit ohnehin viele Unterrichtsstunden fehlen, wie ist so ein Projekt gegenüber den Eltern argumentier- und verantwortbar? In Hinblick auf die aktuell sehr hohe Zahl an positiven Fällen: Ist das Ansteckungsrisiko so eine Veranstaltung, bei der die Kinder mit vielen Menschen in Kontakt kommen, tragbar? Welche Sicherheitsmaßnahmen werden bei solchen Projekten getroffen?
Vergessen? Armut heimischer Familien durch Corona-Maßnahmen
Anmerkung der Redaktion: Wir sind absolut gegen jede Art von Krieg und stehen für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit. Die Instrumentalisierung von Kindern zum Spendensammeln halten wir jedoch für rechtlich schwer bedenklich und absolut unangebracht. Auch die Aufklärung bei heiklen Themen wie Krieg oder Corona sehen wir persönlich klar in der Verantwortung der Eltern und nicht im Aufgabenbereich der Schule.
Auch wenn die kriegsgebeutelte ukrainische Bevölkerung aktuell in den Fokus gerückt ist: Wir sollten auch die zahllosen in Not geratenen Familien in Österreich nicht einfach verdrängen. Viele sind maßnahmengeschuldet akut von Armut betroffen und wissen nicht mehr, wie sie ihre täglichen Lebenshaltungskosten – Strom, Gas, Miete und Lebensmittel – zahlen sollen.
Seit zwei Jahren wurde und wird durch die evidenzfreie Maßnahmenpolitik der Bundesregierung massiver psychischer Missbrauch und wirtschaftlicher Raubbau an der österreichischen Bevölkerung betrieben. Nun braucht es dringend echte Lösungen und Unterstützung der Österreicher von den verantwortlichen Politikern statt Neutralitätszweifeln und aktiver Einmischung in den Ukraine-Konflikt.