Es gibt verschiedene Faktoren, welche die Sterblichkeitsrate durch Covid-19 beeinflussen. Dazu gehören unter anderem das Alter, das Geschlecht und der allgemeine Gesundheitszustand. Allerdings gibt es auch regionale Unterschiede. Wie wahrscheinlich ist es also, dass Sie an bzw. mit Covid-19 versterben?
Eines vorweg: Die sogenannte Infektions-Sterblichkeitsrate ist ein Annäherungswert, der von der Qualität der vorhandenen Daten abhängt. Die offiziellen Daten sind größtenteils nicht akkurat, da nur in sehr wenigen Ländern wirklich flächendeckend getestet wird und gerade bei den RT-PCR-Tests keine einheitliche Auswertung (welcher Rahmen gilt bei den Ct-Werten?) erfolgt. So sind die Werte aus Großbritannien beispielsweise akkurater, da umfangreicher getestet wird als in Entwicklungsländern (wo weniger Tests und Laborkapazitäten vorhanden sind). Dann sind frühere Werte mit hohen Ct-Werten von teils über 40 verfälscht (Falsch-Positive), während heute größtenteils nur mehr maximal 30 Zyklen durchgeführt werden. Auch finden heute weniger Fehlbehandlungen statt, die noch Anfang 2020 zu vielen unnötigen Todesopfern führten.
Allerdings kann man anhand der verfügbaren Daten zumindest Annäherungswerte errechnen, die ein ungefähres Risiko an bzw. mit Covid-19 zu versterben, verdeutlichen. Hinzu kommt, dass die höhere Immunität durch frühere Infektionen zumindest laut Studien auch mit milderen Reaktionen bei einer erfolgten Reinfektion einhergehen.
Wie tödlich ist Covid-19 denn nun wirklich?
Anfang letzten Jahres veröffentlichte der renommierte Epidemiologe Professor John Ioannidis eine Analyse von Seroprävalenzstudien (Antikörperstudien) aus dem Jahr 2020, aus der hervorging, dass die Infektionssterblichkeitsrate (IFR) von Covid-19 – der Anteil der Infizierten, die sterben – weltweit etwa 0,15 Prozent beträgt. Je nach Region variiert sie erheblich: In Europa und Nord- und Südamerika liegt sie bei 0,3 bis 0,4 Prozent, in Afrika und Asien bei bis zu 0,05 Prozent. Wobei man hier anmerken muss, dass die Länder mit höheren Prozentzahlen auch eine im Schnitt deutlich ältere Gesellschaft aufweisen. Prof. Ioannidis hat nun eine aktualisierte Studie veröffentlicht, die sich auf zusätzliche Seroprävalenzstudien stützt, allerdings immer noch auf Daten aus dem Jahr 2020, da „die IFR im Jahr 2021 durch die breite Einführung von Impfungen, die das Sterberisiko erheblich senken können, und durch andere Veränderungen (neue Varianten und bessere Behandlung) weiter beeinflusst werden könnten“. Die neue Studie konzentriert sich besonders auf die IFR bei älteren Menschen, enthält aber auch Schätzungen für alle Altersgruppen, wenn auch keine neue Gesamtschätzung.
Bei der Analyse von 25 Seroprävalenzerhebungen in 14 Ländern stellten Prof. Ioannidis und seine Kollegen fest, dass die IFR zwischen 0,0013 Prozent bei den unter 20-Jährigen (etwa einer von 77.000) und 0,65 Prozent bei den über 60-Jährigen schwankt. Bei den über 70-Jährigen, die nicht in einem Pflegeheim untergebracht sind, lag sie bei 2,9 Prozent und stieg bei allen über 70-Jährigen auf 4,9 Prozent. Das bedeutet, dass selbst bei älteren Menschen mehr als 95 Prozent der Infizierten überleben – 97,1 Prozent bei denjenigen, die nicht in einem Pflegeheim leben. Bei jüngeren Menschen ist das Sterberisiko um Größenordnungen geringer: 99,9987 Prozent der unter 20-Jährigen überleben eine Infektion mit SARS-CoV-2. In diesen Überlebensraten sind auch Menschen mit Grunderkrankungen enthalten, so dass die Raten für Gesunde nochmals höher (und die Sterberaten niedriger) sind.
Faktisch keine nennenswerte Gefahr für Menschen unter 60
Während bei den Menschen im Alter von 60 bis 69 Jahren die allgemeine Sterblichkeit durch bzw. mit Covid-19 bei einer Person pro 154 Infektionen liegt, sinkt sie in der Altersgruppe von 50-59 bereits auf einen Todesfall pro 714 Infektionen ab. In der Altersgruppe von 40 bis 49 Jahren ist es schon nur mehr eine Person pro 2.380 Infektionen. Die Mortalitätsrate sinkt bei der Altersgruppe von 30 bis 39 Jahren auf die Hälfte – eine Person pro 4.760 Infektionen. In der Altersgruppe von 20 bis 29 ist es gar nur mehr eine Person pro 11.360, um dann bei den Kindern und Jugendlichen auf nur mehr eine Person pro 77.000 zu sinken. Nicht umsonst liegt das Medianalter der sogenannten Covid-Toten in Europa und den Vereinigten Staaten bei über 80 Jahren. Das heißt: Die Hälfte der an bzw. mit Covid-19 Verstorbenen war über 80 Jahre alt.
Bedenkt man, dass sehr viele Infektionen über sehr lange Zeit mangels Tests und noch mehr mangels ausreichender Symptome gar nicht erkannt wurden, dürften die in dieser Studie verwendeten Ergebnisse sogar noch deutlich günstiger ausfallen – sprich: Die Sterbewahrscheinlichkeiten liegen niedriger. Ioannidis weist in seiner Studie auch darauf hin, dass die neueren Corona-Varianten wie Delta mit einer nochmals verringerten Infektionssterblichkeitsrate einhergingen – bei Omikron dürfte sie nun sogar noch niedriger ausfallen. Generell spielt immer der allgemeine Gesundheitszustand selbst eine Rolle (Bluthochdruck, Diabetes, Krebs und Übergewicht etwa gelten als Komorbiditäten), wie auch das Geschlecht. Denn Männer weisen offenbar eine höhere Sterblichkeit auf als Frauen.
Das heißt für Sie: Schauen Sie sich Ihr allgemeines Risiko anhand der Tabelle oben an, dann haben Sie den Durchschnittswert. Sind Sie körperlich gesund, können Sie schon einmal prinzipiell davon ausgehen, dass das Risiko (ungeachtet des Alters) deutlich sinkt.