Jedes Jahr hält der Enkel des letzten Kaisers, Karl Habsburg, im Rahmen der Paneuropa Bewegung eine “Rede zur Zukunft Europas”. Habsburg ist schon sehr lange als Feind Russlands und Befürworter des Ukraine-Krieges aufgefallen. Dass Krieg immer Leid und millionenfachen Tod bedeutet, sollte gerade sein Adelshaus wissen – doch Bedauern, Vorsicht oder Respekt vor Menschenleben scheinen – wenn überhaupt – dann nur als Lippenbekenntnisse vorzukommen.
“Ein großes Russland macht große Probleme, ein kleines Russland macht kleine Probleme”, zitierte Habsburg in seiner Rede vom 11. Jänner einen nicht näher genannten Ukrainer. Auf welcher Seite der Kaiser-Enkel in diesem Konflikt steht, blieb stets ohne Zweifel: auf jener der NATO und der Globalisten. Die aktuelle Rede Habsburgs konnte man über eine Eventplattform käuflich erwerben. Üblicherweise wird sie nach einiger Zeit auch kostenlos online gestellt. Ausschnitte davon kursieren bereits in sozialen Medien.
Auf der Seite der Paneuropa-Bewegung ist die aktuelle Rede als Transkript hier zu finden, stattdessen finden sich ideologisch motivierte Fake News wie eine angebliche Ermordung des russischen Kriminellen Alexei Nawalny im Auftrag von Wladimir Putin. Lesen Sie hierzu: Alexej Nawalny: Gewaltbereiter, homophober Neonazi und Millionenbetrüger als “Held” der Linken sowie Ukraine-Geheimdienstchef Budanov: Nawalny starb ohne Fremdverschulden an Thrombose.
In seiner Rede erklärte Habsburg, dass es sich bei Russland um ein traditionelles Kolonialreich handeln würde, welches seine Kolonien ausbeutet und die Menschen aus den Kolonien als Kanonenfutter im Krieg verheizt. Zu dieser Darstellung gibt es in sozialen Medien vehemente Gegenrede. Russland könne stolz darauf sein, aus 190 Völkern zu bestehen, ethnisch vielfältig, unterschiedlich in der Religion und Kultur, heimatverbunden, aber frei und wehrhaft. Dieses Argument zeigt, dass Russland möglicherweise genau das lebt, was die EU mit all ihren antirassistischen Ansagen vorgibt zu sein. Habsburg hingegen scheint Russland diese Fähigkeit, so zahlreiche Völker unter einem Dach weitgehend friedlich zu vereinen, als Kolonialismus auszulegen.
Ein Europa, das auf die Sicherheit seiner Bürger achtet, sollte seiner Meinung nach Szenarien entwerfen, die zum Zerfall Russlands führen. Europa solle Machtpolitik betreiben. Angeblich würde auch China solche Szenarien bereit haben, um Teile des heutigen Russlands zu sichern, falls das Imperium auseinanderbrechen würde. Europa müsse eine geeinte Außen- und Militärpolitik unter einem EU-Außenminister verfolgen.
Mitte Dezember fand in Wien eine kleine Konferenz des „Post War Russia Forum“ statt, an der auch die Paneuropa-Bewegung teilnahm. Ein Teilnehmer aus der Ukraine meinte: Das große Russland bringt große Probleme, das kleine Russland verursacht kleine Probleme. Genauer gesagt meinte er damit das Moskauer Kolonialreich.
Das heutige Russland ist eigentlich ein ganz klassisches Kolonialreich, regiert von Moskau. Das beginnt bei der wirtschaftlichen Ausbeutung der Kolonien und geht über die Unterdrückung der Völker dieses Kolonialreiches bis hin zum Versuch, deren Männer als Kanonenfutter im Kolonialkrieg gegen die Ukraine einzusetzen.
Ein Europa, dem die Sicherheit seiner Bürger am Herzen liegt, sollte möglichst bald damit beginnen, Szenarien für ein zerfallendes Moskauer Kolonialreich zu entwickeln. Ok, jetzt kannst Du mir sagen: Reiß Dich zusammen, davon ist wirklich nichts zu spüren. Ehrlich gesagt: Ich sehe diese Anzeichen derzeit auch nicht. Das heißt aber nicht, dass wir uns nicht trotzdem mit dieser Frage auseinandersetzen müssen.
Karl Habsburg in seiner aktuellen Rede
Es ist interessant zu beobachten, dass Ansprachen, die aus der Richtung der Globalisten kommen, stets dieselben Themen und dieselben Worthülsen beinhalten. Auch Habsburg folgt dem von Ursula von der Leyen vorgegebenen Narrativ, dass mehr Zensur wichtig wäre, da es so viel “Fake News” gäbe. In seinem Fall verortet er den Urheber der so genannten “Desinformation” in Russland.
Die größte Bedrohung, die Moskau derzeit für Europa darstellt, ist der Desinformationskrieg. Das ist nichts Neues. Schon während des Kalten Krieges und davor in der Zarenzeit führte Moskau massive Desinformationskampagnen durch, um Europa zu unterminieren. Moskau hat diese Expertise verbessert und ausgebaut und sie zudem mit den neuen technischen Möglichkeiten der sozialen Medien kombiniert.
Aber wir können nicht nur auf die sozialen Medien schauen. Wir haben politische Parteien, die Putins Propaganda offen verbreiten. Auch in verschiedenen etablierten Medien schreiben regelmäßig Journalisten und Kommentatoren, deren Unterstützung für Moskau unverkennbar ist. Diese fünfte Kolonne Moskaus reicht bis in die akademische Welt.
Das wahre Ziel von Desinformation ist nicht, die Menschen dazu zu bringen, etwas Bestimmtes zu glauben, sondern sie letztlich dazu zu bringen, überhaupt nichts mehr glauben zu wollen. Wer diesen Punkt erreicht hat, ist ein willkommenes Opfer jeder tyrannischen Herrschaft.
Karl Habsburg in seiner aktuellen Rede
Gegen Ende der Rede forderte Habsburg dann, auch wie viele andere NATO-hörige Globalisten, direkte Angriffe auf das russische Staatsgebiet.
Der Ukraine muss die Möglichkeit gegeben werden, die Stützpunkte zu zerstören, von denen aus der Tyrann in Moskau die zivile Infrastruktur angreift. Regime wie das von Putin kennen nur Stärke und Entschlossenheit, die klar gemeint sind. Sanfte Töne ohne große Knüppel ermutigen diese Regime – und ich meine nicht nur das in Moskau – nur zu weiteren Aggressionen.
Karl Habsburg in seiner aktuellen Rede
Nicht korrekt ist, was viele Kommentatoren Habsburg hinsichtlich dieser Rede unterstellen: Dass er direkt eine Zerstörung oder Zerschlagung Russlands gefordert hätte. Dies lässt sich vielleicht zwischen den Zeilen hineininterpretieren, gesagt hat er das nicht.
Russland-Hass hat in der Familie Habsburg offenbar eine lange Tradition. Auch Otto Habsburg, Vater von Karl Habsburg, hetzte regelmäßig gegen Russland und Putin.
Nicht jeder Angehörige des Hochadels teilt das Welt- und Menschenbild von Karl Habsburg. Lesen Sie hier die bewegende Rede von Leo Hohenberg für Vernunft, Frieden und konservative Werte als Gegengewicht zu linkem Liberalismus und Globalismus. Hohenbergs Urgroßvater war der Kronprinz Franz-Ferdinand, dessen Ermordung den Ersten Weltkrieg auslöste.