In Österreich formiert sich immer mehr Widerstand gegen die 285 Meter hohen Energiemaschinen, im Volksmund Windräder genannt. Man will das Land und seine herrlichen Naturlandschaften damit zupflastern in dem irrigen Glauben, bis 2030 von den fossilen Brennstoffen zu 100 Prozent wegzukommen. Koste es, was es wolle. Die Rechnung wird nicht aufgehen! In Kärnten wird Anfang Jänner 2025 über Windparks abgestimmt.
Eine Kommentarserie von Angelika Starkl
Der deutsche Wirtschaftswissenschaftler Hans Werner Sinn hielt vor Jahren einen Vortrag mit dem Titel „Energiewende ins Nichts“. Auf seiner Homepage schreibt der Hochschulprofessor:
„Die deutsche Umweltpolitik unterliegt der Illusion, dass sie durch Vermeiden von Emissionen und eine Verringerung der Nachfrage das weltweite Angebot an Öl und Erdgas senken kann. Doch was, wenn die Herren über die Ressourcen nicht mitspielen? Eine weitere Illusion bezieht sich auf die Möglichkeit, den volatilen Strom aus Wind- und Sonnenstrom in beliebigem Umfang in das Netz einspeisen zu können. Das geht nur, soweit konventionelle Anlagen erhalten bleiben, die in den Dunkelflauten Ersatzstrom liefern. Aber die Pufferung durch einen solchen Ersatz funktioniert nicht, wenn die grünen Anlagen Stromspitzen produzieren, die den Verbrauch überschießen. Diese Spitzen müssen entweder vernichtet oder gespeichert werden, doch Speichertechnologien stehen hierfür kaum zur Verfügung. (…) Wenn wir unser Klima retten wollen, muss der blinde Aktionismus gestoppt und die globale Strategie zur Beschränkung des Rohstoffangebots gefunden werden.“
Wahlversprechen nicht gehalten in NÖ
Vor den Landtagswahlen 2021 sandte Landeshauptfrau Mikl-Leitner ein Signal als Wahlzuckerl an die Windkraftgegner aus: „Ich will keine neuen Windräder mehr in Niederösterreich“, sagte sie im November. Nach der Wahl ruderte sie zurück mit der Ansage: „Es wird nur keine neuen Windzonen mehr geben, Windräder sollen in Zukunft nach wie vor aufgebaut werden.“
Doch das Land Niederösterreich erweiterte dann auch noch die Zonierung für zusätzliche Windräder. 250 Stück sollen bis 2030 aufgestellt werden. Was sind Politikerversprechen wert? Vater des Windradwahns ist Mikl-Leitners Stellvertreter Stefan Pernkopf, der mit seinem Energieberater Herbert Greisenberger bis nach Italien unterwegs ist, um die Menschen von der Windenergie zu überzeugen. Greisenberger hat eine prominente Frau: Eleonore Gewessler, die den Renaturierungsvertrag in der EU im Alleingang unterschrieben hat.
Die Windindustrie und die Betreiber der Anlagen profitieren durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), doch die Kosten tragen letztendlich die Bürger und die Natur. Allein in Deutschland gibt es bereits 30.000 Windkraftanlagen, und jedes Jahr kommen rund 2.000 neue hinzu. Auch Österreich beteiligt sich an diesem Ausbau, obwohl die Meinungen darüber geteilt sind. Während in einigen Regionen massiv Windparks errichtet werden, gibt es in anderen Gebieten erheblichen Widerstand.
Gute Geschäfte, Profiteure in Niederösterreich
Niederösterreich gilt als Vorreiter beim Ausbau der Windkraftanlagen in Österreich. Die Energie- und Umweltagentur des Landes berichtet, dass derzeit 797 Windkraftanlagen Strom für 1,4 Millionen Haushalte erzeugen. Bis 2030 soll die Stromproduktion aus Windkraft verdoppelt werden.
Von diesem Boom profitieren viele Akteure. Grundbesitzer erhalten Pachtzahlungen von bis zu 15.000 Euro jährlich pro Windrad. Gemeinden, die die notwendigen Widmungen und Baumaßnahmen genehmigen, kassieren ebenfalls kräftig mit: 30.000 Euro jährlich pro Windmaschine. Der Landesenergieversorger EVN und seine Tochterfirma evn naturkraft sind maßgeblich an der Vertragsabschließung mit Grundbesitzern und Gemeinden beteiligt. Doch auch andere Akteure wie die TPA Windkraft GmbH und die ImWind Erneuerbare Energie GmbH, die zu den größeren Unternehmen im Bereich der Windkraft zählen, sind im Geschäft.
Trotz des wirtschaftlichen Erfolges gibt es berechtigte Bedenken hinsichtlich der Umweltschäden, die durch Windkraftanlagen verursacht werden. Der EU-Abgeordnete Gerald Hauser (FPÖ) warnt dringlich vor der Kontamination der Böden im Umkreis von 1.000 Metern um die Windräder. Dies könnte in Zukunft zu Verboten für die landwirtschaftliche Nutzung dieser Flächen führen. Die Kritik an den Umweltschäden und gesundheitlichen Risiken bleibt bestehen. Es bleibt abzuwarten, ob die politischen Entscheidungsträger die Bedenken der Gegner ernst nehmen oder wie schon seit einem Jahrzehnt einfach vom Tisch wischen.
Windkraftprojekte im Waldviertel
Michael Moser, Sprecher der IG Waldviertel schreibt auf der Homepage der Bürgerinitiative:
„Die Windkraftprojekte im Waldviertel führen seit Bekanntwerden zu teilweise heftigen Auseinandersetzungen. Als Hauptargumente werden von den Befürwortern und Betreibern vor allem der Vergleich mit Atomkraft, Zunahme des Strombedarfes, Importabhängigkeit, Klimawandel, Energieautarkie sowie Wertschöpfung in der Region erwähnt. Kritische Bürger sowie Natur- und Landschaftsschützer werden als Verhinderer oder Querulanten hingestellt und seitens der Gemeinde ins Abseits gestellt. Eine umfassende offene pro- und contra Diskussion in der Region wurde bis jetzt nicht durchgeführt. Betreiber schreiben der Gemeinde die Vorgehensweise und Informationspolitik vor. Volksbefragungen wurden von Bürgermeistern abgelehnt oder werden erst nach den UVP Verfahren zugesagt. Kritikern wurde der Zugang zu der vom Betreiber geführten Infoveranstaltung verweigert.Mangelhafte Auftragsgutachten prägen den bisherigen Verlauf der Verfahren. Fachlich fundierte Gegengutachten werden oft nicht zur Kenntnis genommen.“
In Osttirol regt sich Widerstand gegen einen Windpark in Assling
Robert Lukasser-Weilaner, Simone Meirer und Kurt Brunner von der Bürgerinitiative Assling zeigen gemeinsam mit dem Alpenverein die Nachteile des Windparks auf: „Ein Fundament mit 20 mal 20 Meter ist einfach riesig. Den Beton kriegt man dann auch nicht mehr herunter. Es wird nicht darüber gesprochen, was der Wert der unberührten Natur dort oben ist. Die Compedal ist Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Wenn dieses Vorhaben in so einem sensiblen Gebiet durchgeht, dann ist das natürlich ein Türöffner für Projekte, die sich manche im Bezirk noch gar nicht vorstellen können“, so lautete die Kritik.
Tirol hat sich seine Natur bisher weitgehend unberührt bewahrt. Doch auch hier plant die schwarz-rote Landesregierung den Bau des Windparks „Hochalm Campedal“ in Assling. Der Mega-Windpark soll, sofern die Prüfberichte positiv ausfallen, bis 2030 errichtet werden. Landesrat Mario Gerber bezeichnete das Projekt als wichtigen Schritt in Richtung Energiewende. Allerdings regt sich viel Widerstand im Tourismusland. Der Osttiroler Bezirksobmann der FPÖ, Mag. Gerald Hauser, der zudem Abgeordneter im EU-Parlament ist, kritisierte das Vorhaben heftig. Hauser argumentiert, dass Windparks weder nachhaltig noch umweltverträglich seien. Er führt an, dass hochgiftige Stoffe durch den Abrieb der Rotoren in die Umwelt gelangen und Mensch, Tier sowie Flora schädigen würden.
Landschaftsschutz für den Bau von Windkraftanlagen ist gefallen
Im Jänner 2023 legte sich die Bundesregierung bei einer Klausur im niederösterreichischen Mauerbach darauf fest, die Errichtung von Windparks und Photovoltaikanlagen zu vereinfachen: Der Landschaftsschutz soll fallen. Damit auch die in Kärnten geltende Sichtschutzverordnung, auf die Windkraft-Gegner bisher pochten. Dazu sollen Einsprüche keine aufschiebende Wirkung mehr haben. Das ist diktatorisches Vorgehen gegen den Willen des Volkes!
Einer der bekanntesten Kärntner Windrad-Gegner ist der Wolfsberger Robert Gritsch. Seit Jahren bekämpft der Sprecher der „Bürgerinitiative für ein Windradfreies Lavanttal“ das Projekt Bärofen, wo acht Anlagen errichtet werden sollen. Auf die Frage „Fürchten Sie in Zukunft einen Ansturm von Windparkbetreibern auf die Lavanttaler Berge?“ sagte Gritsch:
„Auf jeden Fall. Und nicht nur im Lavanttal, sondern überall in Kärnten. Nachdem es in Kärnten keine Flächen gibt, die für Windräder ausgewiesen sind, kann jeder ohne Genehmigung mit dem Bau beginnen. Die Bewilligung kann nachträglich erfolgen. So öffnet man Windrädern Tür und Tor. Im Nockgebiet haben sich zwar alle Gemeinden gegen Windräder ausgesprochen, es ist aber fraglich, ob das halten wird. Ich höre, dass Vertreter eines großes Energieunternehmens dort bereits unterwegs sind und Optionsverträge abschließen. Es gibt eine Masterarbeit der Universität Klagenfurt, die die besten Windrad-Standorten im Nockgebiet untersuchte. Es sind sehr viele.“
Volksbefragung zu Windrädern in Kärnten am 12. Jänner 2025
„Soll zum Schutz der Kärntner Natur einschließlich des Landschaftsbildes die Errichtung weiterer Windkraftanlagen auf Bergen und Almen in Kärnten landesgesetzlich verboten werden?“ So lautet die Frage, die Kärntnerinnen und Kärntner am 12. Jänner 2025 mit Ja oder Nein beantworten. Diese Volksbefragung geht auf den Vorstoß der FPÖ und dem Team Kärnten zurück. Immerhin wird das Volk befragt und man kann nur hoffen, dass sie der Windkraftlobby eine Abfuhr erteilen.
Wie es in weiteren Bundesländern mit dem Windradausbau aussieht, lesen Sie in der nächsten Folge.