Für die einen ist Maximilian Krah von vornherein eine Fehlbesetzung gewesen, für andere liegt der wahre Skandal rund um die aktuelle „Krahtastrophe“ im Gebaren des AfD-Parteivorstands, der die eigene Kernwählerschaft verprellt: Die Bundes-AfD kann aktuell an keiner Front gewinnen. Lob erntet dagegen zurzeit die AfD Thüringen, die sich nach Verleumdungen hinter ihr Mitglied stellt.
Ein Kommentar von Vanessa Renner
Der Spitzenkandidat der AfD für die EU-Wahl soll die SS verharmlost haben: Das ist der schwere Vorwurf gegen Maximilian Krah, der nun nicht nur aus dem Bundesvorstand der Partei austrat, sondern auch auf Auftritte verzichtet. Dennoch ist die AfD jetzt kein Teil der ID-Fraktion im EU-Parlament mehr. Kritiker Krahs sehen hier die Bestätigung aller Vorwürfe gegen ihn. Viele andere, die sich selbst ein Bild gemacht und das fragliche Interview gelesen haben, halten die Anschuldigungen für haltlos, weil Krah lediglich angab, dass angesichts von Zwangsrekrutierungen seiner Ansicht nach nicht jeder Angehörige der SS automatisch ein Kriegsverbrecher sei. Als Beispiel führte er auch Nobelpreisträger Günter Grass an.
Die Skandalisierung durch das linke Establishment überrascht nicht – dass sie selbst von Konservativen mitunter kritikfrei übernommen wird, zeigt jedoch, dass Menschen, die differenzieren können, eine aussterbende Art darstellen. Man kann sich über den Zeitpunkt dieser Äußerung streiten, man kann sich an der Fragestellung nach „SS-Offizieren“ aufhängen, die Krah auf SS-Angehörige im Allgemeinen ausweitet, doch man kann sich auch darüber streiten, welches Signal die Bundes-AfD aussendet, wenn sie diese Skandalisierung bereitwillig übernimmt. „Im Ergebnis wurde ein massiver Schaden für die Partei im laufenden Wahlkampf festgestellt, für den der Spitzenkandidat den Vorwand geliefert hat“, hieß es in einer Stellungnahme der AfD-Bundessprecher vom 22. Mai. Sein freiwilliger Rückzug aus der Öffentlichkeit werde „mehrheitlich begrüßt“.
Am Ende ist die Frage, wem man hier gefallen will. Wer an Krahs Äußerungen Anstoß nimmt, dürfte in den allermeisten Fällen ohnehin keine Wahl der AfD in Betracht ziehen: In ihm ist das „alles Nazis“-Narrativ offensichtlich zu stark verwurzelt. Die, die die AfD wählen wollen, reagieren aber bekanntermaßen allergisch auf jede Form von Anbiederung und Unterwerfung: Der Vorwurf, die AfD würde vorm linken Establishment „cucken“ (angelehnt an sogenannte „Cuckolds“, also devote Männer, die sich durch fremdgehende Partnerinnen demütigen lassen), ist nun erwartungsgemäß wieder allgegenwärtig.
So merkwürdig Begriffe wie „Cuckservative“ für viele anmuten mögen: Beispiele wie Giorgia Meloni, die ihre Wahlversprechen insbesondere in puncto Massenmigration ebenso routiniert brach wie man es von linken Politikern gewohnt ist, die vor jeder Wahl vorübergehend Besserung geloben, zeigen, dass jedwede Anbiederung an den linken Zeitgeist zu Nachteilen für die eigene Bevölkerung führt. Mit solchen Politikern ändert sich nichts. Ein enormer Teil der deutschen Bevölkerung fordert aber eine grundlegende Kurskorrektur. Wenn jene von ihnen, die inzwischen immun gegen die Nazikeule sind, das Gefühl haben, mit der AfD nur die nächste Partei von Volksverrätern zu unterstützen, bricht der Rückhalt auch bei einstigen Stammwählern weg.
Lob in den sozialen Netzen: AfD Thüringen stellt sich hinter ihr Mitglied
Dagegen wird aktuell eine Stellungnahme der AfD Thüringen gelobt, die sich hinter ein Mitglied stellt: AfD-Gegner werfen diesem mit medialer Unterstützung vor, gegenüber einer Frau eine widerliche KZ-Bemerkung gemacht zu haben. Darauf könnte man vorsichtshalber mit sofortigem Parteiausschluss reagieren, doch der Landesvorstand widerspricht der Darstellung nach Prüfung deutlich und empfiehlt dem beschuldigten Mitglied, medienrechtliche Schritte gegen die Berichterstattung über die Vorwürfe zu ergreifen. So und nicht anders reagiere man auf Anschuldigungen und Verleumdungskampagnen, kommentieren X-Nutzer den Post.
Es ist das geschlossene Auftreten, das Teilen der AfD und konservativen Parteien im Allgemeinen fehlt. Das macht angreifbar und untergräbt schlussendlich auch das Vertrauen der Wählerschaft. Sie ist es aber, die im Wahlkampf zählt. Personalien wie eine sich melonisierende Marine Le Pen, die sich auf ihren eigenen Präsidentschaftswahlkampf vorbereitet, sind für deutsche Wähler nicht von Belang. Ihnen geht es um ihr eigenes Land. Die EU-Wahl wird hier vor allem als Chance wahrgenommen, um ein Zeichen zu setzen und einen dringend notwendigen Wandel in Deutschland einzuleiten.
In der aktuellen Form wird die Europäische Union von vielen AfD-Wählern ohnehin abgelehnt: Sie fordern nicht unbedingt den „Dexit“, sehr wohl aber eine Rückkehr zu einer ideologiefreien Handels- und Wirtschaftsunion, die die Souveränität der Nationalstaaten respektiert, statt von ihrer Auflösung und der Schaffung der „Vereinigten Staaten von Europa“ zu fantasieren. EU-Wahlen hin oder her, eine solche Rückbesinnung wird es unter der aktuellen deutschen Bundesregierung, die für die Agenda 2030 bereitwillig die Steuerzahler ausbluten lässt und Gelder in der ganzen Welt verteilt, ohnehin nicht geben.