Der globale Seefrachtverkehr ist auf die Nutzung einiger weniger maritimer Nadelöhre angewiesen. Doch immer mehr davon sind unsicher, da sich regionale Konflikte ausweiten. Dies bedroht den globalen Handel und könnte bestehende Angebotslücken verschärfen.
Das Rote Meer und die Meeresenge Bab el-Mandeb mit dem Suezkanal als Abkürzung zwischen dem Indischen Ozean und dem Mittelmeer ist in den letzten Monaten angesichts der Angriffe der jemenitischen Ansar Allah (Huthis) immer wieder in die Schlagzeilen geraten. Nicht wenige Frächter haben ihre Handelsschiffe deshalb bereits über das Kap der Guten Hoffnung umgeleitet. Doch dies ist nicht das einzige maritime Nadelöhr, welches derzeit ein Problem darstellt.
So ist beispielsweise die Straße von Hormus, welche den Persischen Golf mit dem Indischen Ozean verbindet, ebenfalls in die Schlagzeilen geraten. Schon früher hat Teheran angekündigt, zur Not die Meeresenge, durch die ein großer Teil der globalen Öl- und Gaslieferungen per Schiff fließt, für den Schifffahrtsverkehr zu schließen. Die Konfiskation des mit Israel verbundenen Containerschiffs MSC Aries durch iranische Spezialeinheiten vor wenigen Tagen und die Ankündigung, auch künftig mit Israel verbundene Schiffe festzusetzen, lassen nichts Gutes für diese Route verhoffen.
Der Frachtexperte Sal Mercogliano, ein Professor an der Campbell University, warnte nun auf X vor der zunehmenden Anzahl an maritimen Nadelöhren, die durch die regionalen Konflikte im Nahen Osten und in Osteuropa gefährdet werden. Es sind wichtige Passagen im globalen Güterverkehr zur See, die zusehends direkt oder indirekt infolge dieser Konflikte gestört sind. Die Ausweichrouten sind jedoch (z.B. um Afrika herum) entweder länger, oder aber (wie bei der russischen Arktisroute) geopolitisch unerwünscht. Der Panamakanal hat auch nur eine beschränkte Kapazität und ist von der Wasserversorgung abhängig, während auch beim Kap der Guten Hoffnung zu viele Frachtschiffe ein Problem darstellen können. Die Straße von Malakka könnte bei sich ausweitenden Problemen im Südchinesischen Meer ins Visier von daran beteiligten Kräften werden.
Die Folge dieser Entwicklungen sind Verzögerungen bei den Frachtzeiten und auch deutliche Preiserhöhungen infolge der dadurch steigenden Kosten. Nicht nur, weil beispielsweise die Strecke von Shanghai nach Rotterdam sich dadurch um mehr als 3.000 Kilometer (oder fast ein Drittel) verlängert, sondern auch infolge von höheren Treibstoffkosten. Denn die Ölpreise steigen durch die Konflikte am Persischen Golf ebenfalls.