Hohe Energiepreise und ein allgemein schwieriges wirtschaftliches Umfeld setzen der deutschen Chemieindustrie heftig zu. Die Auslastung der Betriebe ist niedrig. Von einem erwarteten Aufschwung in Asien und Amerika werden sie wegen der Kostennachteile nämlich nicht profitieren. Die chemische Industrie in Deutschland steckt in einer tiefen Krise.
Die deutsche Chemieindustrie hat massivst zu kämpfen. Kaum ausgelastete Produktionsstätten sind das Resultat hoher Energiekosten und einer allgemein schwachen Nachfrage auf den europäischen und globalen Märkten. Infolge der schwierigen Kostenlage, welche die Produktion in Deutschland massivst verteuert, wird sie auch vom erwarteten Aufschwung in Asien und Amerika im Laufe des Jahres nicht profitieren, wie der Branchenverband VCI mitteilt. Ein Problem, mit dem auch die chemischen Industrien in anderen europäischen Ländern zu kämpfen haben, zumal die anhaltend hohen Energiepreise die Konjunktur insgesamt bremsen. Auch das ifo-Institut vermeldete vor einem halben Jahr schlechte Aussichten.
Schon im letzten Jahr ging die Produktion der Chemie- und Pharmaindustrie um 7,9 Prozent zurück, wobei die Chemiebranche allein einen Rückgang um 10,4 Prozent verzeichnete. Doch bei nicht kompetitiven Strompreisen (in Deutschland liegen sie etwa beim Doppelten als beim Nachbarn Frankreich und sogar beim Vierfachen jener in den Vereinigten Staaten) ist eine Erholung schwierig. Das Ergebnis: Immer mehr Unternehmen schließen Betriebsstätten in Deutschland und investieren dafür in Übersee. Schon im Jahr 2022 investierte beispielsweise der deutsche Chemieriese BASF zehn Milliarden Euro in eine Chemiefabrik in China.
Wenn man bedenkt, dass die Chemieindustrie Deutschlands auch auf globaler Ebene eine wichtige Rolle spielt, zumal sie der viertgrößte Produzent von chemischen Produkten ist, wird deutlich, wie alarmierend die Zahlen sind. Mehr noch, da der Großteil der Unternehmen mit (Stand 2020) mehr als 450.000 Beschäftigten aus kleinen und mittleren Unternehmen besteht. Sie stemmen auch rund ein Zehntel der Exporte Deutschlands. Und nicht nur das: Sie stellen auch wichtige Grundstoffe für andere Industrien in der Bundesrepublik her, weshalb die chemische Industrie auch als Teil des Rückgrats der deutschen Wirtschaft bezeichnet wird.
Damit wird auch deutlich, dass die katastrophale Energiepolitik der deutschen Bundesregierung nachhaltige strukturelle Schäden in der größten Volkswirtschaft der Europäischen Union hinterlässt. Ohne ausreichende neue Investitionen in die industrielle Infrastruktur bei der gleichzeitigen Schließung von Betrieben und der Abwanderung von Produktionsstätten ist der mittelfristige Ausblick düster.