Wie misst man gefühlte Temperaturen? Der ORF wird das sicherlich nicht erklären können und alle anderen Systemmedien, die sich diesem Betrug angeschlossen haben, auch nicht. Außer Angst und Panik hat der Mainstream beim Thema Wetter und Klima nichts zu bieten. Mittlerweile wird es aber auffällig dreist. Denn die tatsächlichen Temperaturen in Rio de Janeiro sind in verschiedenen Archiven nachvollziehbar. Im Stadtviertel Guaratiba dürfte es gar keine offizielle Wetterstation geben. Übrigens: in Brasilien herrscht zwischen Oktober und März Hochsommer.
Ein Kommentar von Florian Machl
Die Meldung ist nicht nur unwissenschaftlich, sondern dummdreist. Und sie wurde von jedem Systemmedium der Welt übernommen, nicht nur im deutschsprachigen Raum, wie nachfolgende Screenshots beweisen. Im Stadtteil Guaratiba von Rio de Janeiro in Brasilien habe man am Sonntag „gefühlte Temperaturen“ von 62 Grad Celsius „gemessen“.
Im Stadtviertel Guaratiba im Westen der Metropole, wo sich vor allem riesige Armenviertel befinden, wurde laut Wetterdienst am Sonntag eine gefühlte Temperatur von 62,3 Grad gemessen. Dies war der höchste Wert seit Beginn derartiger Aufzeichnungen im Jahr 2014. Die reale Höchsttemperatur lag in Rio de Janeiro am Sonntag bei 42 Grad.
Tagesspiegel auf Basis einer Pressemeldung der AFP
Wie wir sehen können, stammt die Sensationsmeldung von der Presseagentur AFP (Agence France-Presse), die sich vor allem in der Corona-Epidemie auch als „Faktenchecker“ etabliert hat und weltweit über richtig und falsch urteilt. Ein Videobeitrag der AFP findet sich hier, ein weiterer hier. Diese Agenturbilder können TV-Sender ankaufen und damit angeordnete Panik-Propaganda betreiben.
Wie man Gefühle misst, erscheint etwas unklar. Auch wie man gefühlt gemessen haben will, verstehen wir aus wissenschaftlicher Perspektive nicht. (Verzeihen Sie den Scherz, aber vielleicht saß dort einfach irgendwo eine woke Transperson mit starkem Übergewicht auf einem Balkon, die ein wenig schwitzen musste. Für die Nachrichtenagenturen ist das in Tagen wie diesen eine berichtenswerte Sensation.) Was ins Klimanarrativ passt wird berichtet. Also die Erdverkochung, die uns gewiss alle töten wird, wenn wir nicht viel mehr Steuern bezahlen. Alles andere nicht.
Die Quellenlage ist jedenfalls dürftig. Der Text, der sich sehr ähnlich in allen Systemmedien findet, geizt ein wenig mit Informationen. Mit etwas Glück findet man das Datum, das mit „vergangener Sonntag“ angegeben ist. Gemeint ist der 17. März 2024. Die Behauptung, es habe 62,3 Grad Celsius, „gefühlt gemessen“, soll von einem „Wetterdienst“ stammen. Welcher Wetterdienst das sein soll, verraten die etablierten Medien dem Leser nicht. Es muss offenbar einfach „offiziell“ klingen. Und man verlässt sich darauf, dass die Menschen diesen Medien blind vertrauen. Mutig, in einer Zeit, wo jeder mit wenigen Mausklicks verifizieren kann, welche Temperatur es irgendwo auf der Welt hat – oder hatte.
Wetterstation Guaratiba?
Erstaunlich ist dabei der Umstand, dass es im Stadtteil Guaratiba keine offizielle meteorologische Station zu geben scheint. Alle tatsächlich existenten Wetterstationen finden Sie in dieser Liste (auch jene, die bereits wieder geschlossen wurden). Die (tatsächlich exisitierende) Quelle dafür ist die wissenschaftliche Wetterdatenbank Ogimet. Für eine Überprüfung der Mainstream-Behauptungen tauglich sind die Wetterstationen Marambaia (ein kleines Stück südlich von Guaratiba) und Jacarepagua (ein kleines Stück östlich von Guaratiba). Alle anderen liegen weiter weg. (Informationen zur Station Guaratiba – IRIODE81 finden Sie etwas weiter unten in diesem Artikel).
Zum Zweck der Berichterstattung borgen wir uns untenstehende Grafik von wetter.com aus. Wir sehen, dass auch die behaupteten „realen“ 42 Grad, die es am vergangenen Sonntag in Rio gehabt haben soll, der wirren Fantasie irgendwelcher Agenturschreiberlinge entspringt. Weniger lustig: Die gesamte Weltpresse hat dies abgeschrieben, ohne auch nur eine Sekunde für einen Re-Check zu verwenden. Recht viel länger dauert es nicht, die entsprechenden Daten in Temperaturarchiven nachzuschlagen.
Gehen wir einen Schritt weiter, zur wissenschaftlichen Datenbank Ogimet, sehen wir einen deutlichen Unterschied zu Wetter.com. Die Tageshöchsttemperatur am 17.3. lag in Marambaia (nahe Guaratiba) bei 37.1 Grad Celsius, am darauffolgenden 18.3. sogar bei 38. Grad. Es war also durchaus, auch für brasilianische Verhältnisse, ein sehr heißer Tag.
Behauptete 42 Grad real gemessene Temperatur gab es nicht
Man muss aber immer berücksichtigen, dass viele Wetterstationen nicht den internationalen wissenschaftlichen Erfordernissen entsprechen und zusätzlich durch parkende Fahrzeuge, Beton und Steinuntergründe und dergleichen mehr aufgeheizt werden können. Eine seriöse Aussage über die tatsächlichen Temperaturen könnte man nur treffen, wenn man die exakten Umstände der Messung kennt. Die in allen Medien behaupteten 42 Grad finden sich jedenfalls bei den offiziellen, wissenschaftlichen Daten nicht.
Außerhalb des uns bekannten Wetterarchivs fanden wir noch eine Station namens IRIODE81, die sich in Guaratiba befinden soll. Auch für diese existieren historische Daten. Die zu Mittag ganz kurz erreichte Höchsttemperatur in Guaratiba betrug 100,4 Grad Fahrenheit bzw. 38,0 Grad Celsius. Die möglicherweise inoffizielle Wetterstation bestätigt also die oben angegebenen Werte aus Marambaia.
Inwiefern man den Wetterstationen von wunderground trauen kann, ist unklar. Ebenso, ob sie den international geforderten Standards entsprechen. Allerdings gibt es auch kaum offizielle Wetterstationen, die diesen Standards genügen. Wir haben diese Problematik in diesem Artikel näher beschrieben.
40 Grad in Nordbrasilien im Hochsommer normal
Der bisherige Temperaturrekord in Brasilien wurde am 4. und 5. November 2020 mit 44,8 Grad in Nova Maringa (Mato Grosso) aufgestellt. In Brasilien gibt es so etwas wie Winter nicht – maximal im Süden des riesigen Landes kann es „etwas kälter“ werden. Im Norden gelten Temperaturen über 40 Grad im Sommer als normal.
Im Nordosten Brasiliens nahe der Atlantikküste herrscht halbtrockenes Klima mit geringen Niederschlägen und hohen Temperaturen. Die Region ist von Dürren betroffen, und die jährliche Niederschlagsmenge kann von Jahr zu Jahr stark schwanken. Die Temperaturen können in den Sommermonaten bis zu 40 Grad Celsius erreichen, was für Landwirtschaft und Viehzucht eine Herausforderung darstellt.
Laenderdaten.info
Wochenlange Hitzewelle nicht verifizierbar
Ebenso nicht verifizierbar ist eine wochenlange Hitzewelle. Es ist zudem plausibel, dass diese Panikmeldungen deshalb von November bis März veröffentlicht werden, weil in diesen Monaten absoluter Hochsommer in Brasilien und Winter auf der Nordhalbkugel (USA, Europa) herrscht. So kann man die Leser besser manipulieren.
Wir haben uns Vergleichsdaten dieser Station aus vergangenen Jahren angesehen, die bei Ogimet bis 2015 vorliegen. Dabei zeigt sich, dass es in den meisten Jahren deutlich mehr „Hitzetage“ im betreffenden Zeitraum gab. Waren es im laufenden Jahr 2024 beispielsweise sieben Tage mit Temperaturen über 32 Grad Celsius, gab es im Jahr 2015 11 solcher Tage. Und im Jahr 2019 zeigt sich am 25. Februar ein Temperaturrekord von gemessenen 38,4 Grad Celsius in Marambaia bei neun Tagen über 32 Grad Celsius im selben Beobachtungszeitraum.
Öffentlichkeit schon 2023 mit Temperaturrekorden in Brasilien genarrt
Übrigens wurde die Öffentlichkeit mit einer ähnlichen Meldung schon im Jahr 2023 verarscht – vermutlich handelt es sich um einen Standardtext aus der Schublade, der jedes Jahr aufs Neue hervorgekramt wird:
- DiePresse, 15.11.2023 – Extremhitze – Brasilien: Gefühlte Temperatur steigt auf mehr als 58 Grad
- Merkur.de, 22.11.2023 – Urlaubsland ächzt unter gefühlt 58 Grad: Kind (2) stirbt in Extremhitze
Die Intelligenz des Autors von Merkur erschließt sich schon im Titel. Brasilien mit 214 Mio. Einwohnern ist ein Urlaubsland. Sonst hat diese Nation keine Funktion oder Bedeutung. Und in einem Urlaubsland müssen die Temperaturen dem deutschen Urlauber eben zu jeder Jahreszeit gefallen. Die Geschichte des angeblich verstorbenen Zweijährigen ist auch interessant. Weit unten im Artikel erfährt man: „Die Folge der Extremhitze zeigte sich unter anderem in São Paulo. Dort starb ein zweijähriges Kind, das in einem Schultransporter in der Hitze vergessen worden war.“
Todesfall eines Kindes im November 2023
Was dieser tragische Todesfall mit der „Extremhitze“ zu tun haben soll, erschließt sich nur Retardierten. Denn wenn man ein Kind in einem Auto vergisst, stirbt es auch bei nur 30 Grad nach kürzester Zeit in der Sonnenhitze. Die Frage ist auch, was ein 2-jähriges Kind in einem Schultransporter zu suchen hat. Ich habe mir die Original-Geschichte in portugiesischer Sprache herausgesucht: Die Lufttemperatur betrug 37,3 Grad als das Kind am 14.11. von den frühen Morgenstunden an bis 16:20 im Schulbus „vergessen wurde“. Auch dort wird behauptet, dass das Kind „zur Schule gehen sollte“. Die Temperaturdaten stimmen, in São Paulo hatte es am 14.11.2023 sogar eine Maximaltemperatur von 37.7 Grad.
Agentur AFP für Panikjournalismus verantwortlich
Die AFP, welche die Nachricht in die Welt entlassen hat, würde bei etwas genauerer Recherche dann doch nähere Informationen zum Entstehen der „gefühlten Temperaturen“ verbreiten. Die Primärquelle wäre das „Alerta Rio“ Wettersystem. Dieses ermittle „gefühlte Temperaturen“ auf Basis der Luftfeuchtigkeit.
VIDEO: 🇧🇷 Rio residents worried as new heat wave hits Brazil
— AFP News Agency (@AFP) March 18, 2024
In west of the city, the heat index reached 60.1 ºC on Saturday, a maximum since the Alerta Rio weather system began taking measurements. The index measures what a temperature feels like, taking into account humidity. pic.twitter.com/Jr6UijzV7f
Im Newsfeed der AFP erfährt man auch viele andere spannende Nachrichten wie (satirisch verkürzt): „Putin ist böse“, „Ukraine muss siegen“, „Trump ist schlecht“, „Nawalny ist ein Heiliger“
ORF beteiligte sich an Fake News
Die Aussagen finden sich zwar aktuell nicht schriftlich am Online-Angebot des ORF unter orf.at, waren aber für einige Stunden via Teletext verfügbar.