Laut einer jüngst publizierten Studie haben viele junge Menschen in Deutschland kein Vertrauen in Regierung und Parlament – mehr als die Hälfte der Befragten gab an, der Regierung nicht zu vertrauen, 45 Prozent misstrauen dem Parlament, 41 Prozent der Demokratie. Brisant: Die vermeintlich „aktuelle“ Umfrage ist bereits ein Jahr alt. Wie sähen die Ergebnisse wohl heute aus?
Immer mehr Menschen verlieren das Vertrauen in die Politik, das belegt auch eine Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung, die am Dienstag veröffentlicht wurde. Danach äußerte mehr als jeder zweite Befragte zwischen 18 und 30 Jahren (52 Prozent) Misstrauen in die Regierung, 45 Prozent mangelt es an Vertrauen ins Parlament.
Der Mainstream behauptet, dass dafür das Vertrauen in die Demokratie und die Europäische Union in Deutschland hoch sein soll – so titelt etwa der BR wörtlich: „Junge Deutsche vertrauen laut Umfrage Demokratie und EU“. Peinlicherweise vertrauten zum Zeitpunkt der Umfrage aber nur 59 Prozent der Befragten der Demokratie und 62 Prozent der Europäischen Union. 41 Prozent hatten ihr Vertrauen in die Demokratie also schon damals verloren – ein Armutszeugnis sondergleichen. Von den Befragten aus den anderen neun untersuchten Ländern vertrauen im Durchschnitt nur 50 Prozent der Demokratie und 57 Prozent der EU, das macht die Werte aus Deutschland aber keineswegs zum Erfolg.
Aufgrund des Misstrauens gegenüber der Politik, komme es nun darauf an, das „Demokratievertrauen“ nicht zu verspielen und es brauche „gezielte Maßnahmen“, um den Glauben (!) an die Problemlösungsfähigkeit der Politik wieder zu stärken, mahnte Regina von Görtz, Mitautorin der Studie und sogenannte Jugendexpertin der Bertelsmann Stiftung. Was für eine bezeichnende Wortwahl: Der Glauben gehört gemeinhin in die Kirche – nicht aber in die Politik! Eine gute Politik für junge Menschen solle laut von Görtz aus vorausschauenden Entscheidungen in deren Sinne und ihrer stärkeren Einbeziehung in den politischen Prozess bestehen. Politik im Sinne der Bürger – ob die Ampel damit einverstanden wäre?
Der Studie zufolge äußerten alle Befragten unabhängig vom Alter Zukunftsängste – so erwarten 36 Prozent der jüngeren und 42 Prozent der älteren Menschen bei verschiedenen Faktoren eine Verschlechterung, etwa beim Lebensstandard, dem Klima oder der Einkommensungleichheit.
Umfrage fand vor einem knappen Jahr statt
Das Marktforschungsinstitut Glocalities befragte für die Studie 2.248 Personen aus Deutschland, davon 516 Menschen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren sowie 1.732 Menschen zwischen 31 und 70 Jahren. Die Befragung erfolgte online im Zeitraum von Februar bis April 2023. Anschließend wurden die Ergebnisse mit Befragungsdaten von 4.399 jungen Menschen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren aus identischen Umfragen in neun anderen europäischen Ländern (Belgien, Frankreich, Italien, Niederlande, Polen, Rumänien, Spanien, Schweden und Vereinigtes Königreich) abgeglichen.
Angesichts der schon vor einem Jahr katastrophalen Zustände im Land war das Vertrauen eigentlich noch erstaunlich groß (auch wenn eine Befragung von nur 2.248 Menschen nach unklaren Selektionskriterien sicherlich kaum repräsentativ ist). Nun wäre eine aktuelle Umfrage interessant (bis zu deren Veröffentlichung bestenfalls nicht wieder ein Jahr ins Land geht): Inzwischen hat die Ampel-Regierung schließlich kaum noch Rückhalt in der Bevölkerung und kämpft mit allen Mitteln um den Machterhalt. Dabei tritt man nicht zuletzt demokratische Grundprinzipien mit Füßen, denn man ignoriert nicht nur konsequent den Bürgerwillen, sondern will auch die Opposition verbieten. Ob sich das „Demokratievertrauen“ da wohl gebessert hat?