Viele Menschen haben schon jetzt das Gefühl, seit mindestens einem Jahr „im falschen Film“ zu sein. Die angekündigte Preisverleihung erinnert an die Blüte des Sowjetkommunismus. Die Genossen behängten sich gegenseitig mit Orden für große Leistungen, während das Volk hungerte.
Ein bissiger Kommentar von Willi Huber
Noch-Bundeskanzler Sebastian Kurz erhält in Deutschland einen Preis. Mit Preisen in Deutschland kennt er sich ja aus, schließlich wurde er zuletzt als Festredner für den großen deutschen Helden, Biontech Chef Uğur Şahin eingeflogen. Dessen Milliardengewinne auf Steuerzahlerkosten müssen schon eine Würdigung wert sein.
Der Preis […] geht […] an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die sich in besonderer Weise für die freie Meinungsäußerung, das gesellschaftliche Miteinander, politischen Dialog und Demokratie einsetzen.
Am 11. Mai wird man Kurz dafür in München im (diesmal virtuellen?) Beisein der „Elite“ deutscher Politik, Wirtschaft und Medien beim „Ludwig-Erhard-Sommer-Gipfel“ einen Orden umhängen oder einen Pokal in die Hand drücken, woraufhin er wieder etwas vom Licht am Ende des Tunnels erzählen kann. Vor ihm erhielt beispielsweise der ehemalige EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker den Preis, auch bekannt für seine liebevollen Küsse für Kurz und schlimme Rückenschmerzen.
Ein großer Brückenbauer?
Punktgenau hat die deutsche Weimer / Media Group, Veranstalter des „Ludwig Erhard Gipfels“ festgestellt, was für ein toller Bub dieser Kanzler doch ist. In der Wort für Wort von allen Systemmedien abgeschriebenen Ankündigung hält man fest, dass Kurz sich in seiner politischen Laufbahn immer wieder als Brückenbauer erwiesen hat. Mit Brückenbauern kennen wir uns in Österreich auch sehr gut aus, schließlich soll Scheuklappen-Präsident Van der Bellen in diesem Bereich auch ein ganz toller Hengst sein.
Wie freudig die Linken die Ankündigung aufnehmen werden, ist noch nicht bekannt – schließlich gilt Kurz unter ihnen als „Schließer der Balkanroute“ und „Verweigerer der Aufnahme von Moria-Flüchtlingen“. Vielleicht geht es ja auch um Zugbrücken, die Herr Kurz so wunderbar bauen kann.
Die Freiheit die Herr Kurz meint
Ausgerechnet der „Freiheitspreis der deutschen Medien“ ist es, mit dem man Kurz zu ehren gedenkt. Die österreichische Bevölkerung kann jedenfalls weder von Medienfreiheit noch von Brücken und schon gar nicht von Freiheit im allgemeinen schwärmen. Bekanntlich sind ihre Freiheitsrechte seit über einem Jahr eingeschränkt, alle großen Medien des Landes wurden um Millionenbeträge eingekauft und berichten inklusive Öffentlich-Rechtlichem fast ausschließlich auf Regierungslinie. Die sozialen Medien erbeben vor Zensur und die Gerichte kommen schon nicht mehr zusammen mit all den Verfahren gegen „Straftäter“, welche gegen die neuen „Hass im Netz“ Zensurgesetze verstoßen haben sollen. So wenig Meinungsfreiheit wie heute gab es im deutschsprachigen Raum zuletzt vor 76 Jahren.
Vielleicht sind aber auch die Freiheiten gemeint, die Kurz sich ständig herausnimmt. Beispielsweise zur freihändigen Besetzung des Postens als ÖBAG-Chef, zur Versorgung zahlreicher Freunderln mit Posten und Aufträgen und nicht zuletzt die Freiheit, österreichische Gesetze und die Verfassung nach Tageslaune zu ignorieren. Dafür kann man sich ruhig mal ein paar Orden umhängen, das funktionierte im Sowjetstaat eine Zeit lang auch sehr gut. Bruderkuss inklusive.