64-Jährige postete drei Daumen nach oben: Strafbefehl über 1.800 Euro

Collage - Bilder: Mann cookie_studio, Daumen nomadnebula282, via freepik

In den sozialen Netzen kursiert ein Teil eines Strafbefehls, in dem einer deutschen X-Nutzerin das Kommentieren von drei Daumen-hoch-Emojis als Billigung einer Straftat in Schweden ausgelegt wird – samt umfassender Analyse ihrer Gedanken und Gefühle dabei. User wunderten sich so sehr über “telepathische Fähigkeiten” der Staatsanwaltschaft, dass das Schreiben für Fake gehalten wurde, doch wie “Apollo News” berichtet, ist es echt.

Hintergrund des Emoji-Verbrechens: In Schweden tötete ein 15-jähriges Mädchen ihren mutmaßlichen Vergewaltiger – einen Mann mit Migrationshintergrund. Auf X postete jemand diese Information, versehen mit dem Zusatz “Hat der jetzt 77 Jungfrauen?”.

Daraufhin hat die beschuldigte 64-Jährige offenbar drei Daumen-hoch-Emojis unter diesen Beitrag gesetzt. Wie Apollo News berichtet, wird ihr das von der Staatsanwaltschaft Kassel als Billigung einer Straftat ausgelegt: Ein Ermittlungsverfahren wurde eröffnet. Einige Monate später flatterte dann ein Strafbefehl ins Haus.

In dem Schreiben verstieg man sich zu diversen Annahmen über die Denkprozesse und den Informationsstand der X-Userin, indem angegeben wurde, der Beschuldigten wäre bewusst gewesen, dass sie so eine vorsätzliche Tötung billige und dass es sie gar besonders gefreut habe, dass der Getötete ein Migrant war. Auf X wird ein Foto des Schreibens debattiert, wonach der Userin offenbar auch vorgehalten wird, dass sie gar nicht gewusst habe, dass das Opfer der Selbstjustiz Moslem gewesen sei: Objektive Erkenntnisse dazu würden ihr nicht vorliegen.

Die Echtheit des Fotos wurde von Nutzern zunächst angezweifelt, einer ging so weit, angesichts der detaillierten Vorwürfe gegen die Userin und ihre angeblichen Gedanken und Gefühle (alles auf Basis von drei Emojis) von “telepathischen Fähigkeiten” bei der Strafverfolgung zu sprechen. Der Fall, um den es ging, hatte international für Schlagzeilen gesorgt, etliche Medien hatten berichtet und spätestens aus schwedischen Quellen ging der Migrationshintergrund des Täters hervor – so schrieb “Fria Tider” konkret: “Ein 26-jähriger Taxifahrer aus dem Nahen Osten wurde beschuldigt, ein 14-jähriges Mädchen vergewaltigt zu haben – und dann erhängt in einem Naturschutzgebiet aufgefunden.”

Demnach hatte das Mädchen den Mann in einen Hinterhalt gelockt und ihn zusammen mit ihrem Freund und dessen Brüdern getötet. Alle fünf Beteiligten wurden zu Haftstrafen verurteilt.

Der Strafbefehl gegen die X-Userin wurde über 60 Tagessätze zu je 30 Euro angesetzt (also insgesamt 1.800 Euro). Wie “Apollo News” berichtet, kann die 64-Jährige noch Einspruch einlegen. Dann käme es zu einem Hauptsacheverfahren.

In Österreich wurde derweil schon im letzten Jahr ein Pensionist wegen eines Schweine-Emojis verurteilt: Ein Polizist fühlte sich davon beleidigt. (Report24 berichtete.)

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