Zweite Sprengungswelle: Nun explodieren Funkgeräte der Hisb’allah im Libanon

In einer zweiten Sprengungswelle wurden Mobilfunkgeräte zur Explosion gebracht. Bild: X

Zu den grausamsten Arten, Terror zu verüben, gehört ein getakteter Angriff in mehreren Wellen. Beispielsweise nach einem Bombenanschlag auf die Retter zu warten und dann noch mal anzugreifen. Eine Attacke dieser Art dürfte die Gotteskrieger der Hisb’allah im Libanon ereilt haben. Nachdem tausende „Pager“ in die Luft gingen, die offenbar mit Militärsprengstoff präpariert wurden, explodierten nun, einen Tag später, Handfunkgeräte. Auch diesmal ist von Todesopfern und Schwerverletzten die Rede. Doch trifft es wirklich nur „Schuldige“? Und kann man den Verursacher klar benennen?

Ein Kommentar von Florian Machl

Seit etwa 17.00 mitteleuropäischer Zeit werden aus dem Libanon weitere Explosionen gemeldet. Diesmal sollen Hand-Funkgeräte der Terrororganisation Hisb’allah in die Luft gehen – und ihre Anwender gleich mit. Auch diese Attacke scheint sich „blind“ gegen alle zu richten, die sich gerade in der Nähe eines solchen Gerätes befinden – ungeachtet dessen, ob es auch Zivilisten betrifft. Siehe auch: https://edition.cnn.com/world/live-news/lebanon-pagers-explode-hezbollah-israel-09-18-24-intl-hnk/index.html

Wer davon spricht, dass es nur Terroristen „erwischt“ hätte, der übersieht, dass diese Terroristen gerade an einem öffentlichen Platz gewesen sein können, an einer Supermarktkasse, beim Spielen mit ihren Kindern oder im Straßenverkehr in einem fahrenden Auto. In all diesen Fällen hat der Verursacher entsetzliches Leid und zivile Todesopfer als Kollateralschäden billigend in Kauf genommen. Sollte Israel für die Sprengungen verantwortlich sein, liegt der Verdacht nahe, dass es sich um ein schweres Kriegsverbrechen und um Staatsterror handelt. Doch bewiesen ist dies bislang noch nicht.

Inakzeptabel sind weiterhin Aussagen wie „die Juden haben“ oder „Israel ist schuld“. Solche Reflexe sollte man unterdrücken. Wahr ist, dass die Hisb’allah eine mit dem Iran verbundene Terrororganisation ist, welche die totale Vernichtung Israels und die Ermordung aller Juden bezweckt. Es handelt sich also um deklarierte Todfeinde Israels und seiner Bewohner. So wie in keinem Land der Erde alle Einwohner für die Handlungen der Regierung und ihrer Behörden und Organe verantwortlich sind, so ist es auch in Israel.

Wenn dort die Auftraggeber sitzen, dann muss sich Kritik, aber auch Strafverfolgung gegen genau diese Personen richten und niemals pauschal gegen „die Juden“ generell. Das muss man sich bei Kommentaren stets vor Augen halten. Die Menschen in Österreich würden sich schön bedanken, würde man sie für Aussagen oder Handlungen von Herrn Nehammer in Geiselhaft nehmen, ebenso wie die Menschen Deutschlands für die erratischen Aktionen von Angela Merkel oder Olaf Scholz nicht die Kollektivschuld tragen.

Unschuldige Umstehende oder Familienmitglieder können jedenfalls nicht für die Handlungen von Hisb’allah-Terroristen verantwortlich gemacht werden, genauso wenig, wie es rechtsstaatlich akzeptabel ist, über Tausende ein Todesurteil zu verhängen, die vielleicht Straftaten geplant, aber nicht ausgeführt haben. Israel ist meines Wissens nicht in einem erklärten, aktiven Kriegszustand mit der Hisb’allah, was eine Tötung feindlicher Soldaten unter Umständen rechtfertigen würde. Doch auch hier: Die Tötung von Nicht-Kombattanten, von Zivilisten, von zufälligen Nebenstehenden, Passanten oder Verkehrsteilnehmern ist durch nichts zu rechtfertigen.

Weshalb betone ich den Umstand, dass es noch nicht erwiesen ist, wer der Urheber der Attacke ist? Weil man in einer Krise immer mehrere Erklärungsversuche zulassen muss – und dies völlig ergebnisoffen. Wem nutzen diese barbarischen Tötungsakte? Israel ist ja nicht von sabbernden Idioten bewohnt, genauso wenig wie die Regierenden oder die Verantwortlichen des Geheimdienstes Mossad dumm sind. All diese handelnden Personen können sich ausrechnen, dass sie der volle Hass aller Mohammedaner dieser Welt – und die Verachtung der Staatengemeinschaft treffen wird, wenn sie einen solchen ungezielten Schlag dieser Brutalität durchführen.

Die „cui bono“-Frage ist auch hier zu stellen und sie ist wichtig. Auch wenn alles dafür spricht, dass diese Aktion die Handschrift des Mossad trägt – es ist schon häufig vorgekommen, dass Islamisten keine Rücksicht auf Glaubensgenossen nehmen, wenn es um ihren heiligen Djihad geht und man größere, langfristigere Ziele mit Mord und Terror vorantreiben kann. Eine False Flag-Aktion ist also zumindest theoretisch denkbar und mit den Mitteln des Iran auch möglich.

Meines Wissens hat Israel die Vorgänge noch nicht kommentiert. Das ist bei allen Konflikten der Region üblich – wenn irgendwo Kampfhandlungen zugunsten Israels stattfinden, gibt es weder seitens des Militärs noch des Geheimdienstes jemals eine Auskunft dazu. Tatsächlich müssen die Vorgänge innerhalb Israels, aber auch international bis ins letzte Detail aufgeklärt und die Auftraggeber gefunden werden. Mit diesen Angriffen wurde eine rote Linie mehr als überschritten – und die zweite Welle steigert die Grausamkeit.

Im Endeffekt müssen ab sofort alle Menschen dieser Welt in Sorge leben, die ein elektrisches Gerät benutzen. Wurde es von irgendjemandem präpariert und kann im Fall des Falles zur Explosion gebracht werden? Können Regierungen, Militärs oder Geheimdienste einfach freihändig anordnen, dass Notebooks, Mobiltelefone oder Elektroautos in Brand zu setzen sind – ohne jede Rücksicht? Je „elektrischer“ Gegenwart und Zukunft werden, desto mehr Möglichkeiten bieten sich für solche Attacken.

Technisch möglich wäre sogar ein Zugriff auf die „Smart Meter“ in allen Haushalten, die per staatlichem Zwang überall zu installieren waren. Ob zur Überwachung oder zur Schadwirkung – in Hinkunft wäre auch hier alles denkbar. Solche dystopisch-gruseligen Optionen sollte man in Tagen wie diesen nicht außer Acht lassen.

Wenn es keine massiven diplomatischen und rechtsstaatlichen Folgen hat, dass ein noch unbekannter Akteur tausende Elektrogeräte zur Explosion bringt und damit tötet, verstümmelt und verletzt, dann wird das zu unserem Alltag der nächsten Jahrzehnte werden. Wollen wir das? Darf derart leichtfertig und beliebig über Leben und Tod von Menschen entschieden werden?

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