Das Unternehmen Zirp mit Sitz im 4. Wiener Gemeindebezirk ist laut Angaben auf der eigenen Homepage seit 2011 tätig. Ebendort ist von „hochwertigem Superfood“ die Rede, um „einen positiven Impact auf allgemeine Gesundheit und unseren Planeten zu leisten“. Das bekannteste Produkt sind wohl die „Burger-Patties“, welche zu 38 Prozent aus Buffalowürmern bestehen. Der Inhalt ist gut gekennzeichnet.
Dass solche Nahrungsmittel seit 2018 ausgerechnet bei zum Rewe Konzern gehörenden Billa auftauchen, darf nicht verwundern. Rewe hat sich bereits im Rahmen der so genannten Corona-Pandemie als Musterschüler in der Umerziehung der Kunden präsentiert. Auch bei anderem modischem Schnickschnack, manche Kritiker nennen es auch „Gestörtheiten“, ist Rewe vorne dabei, wie die Homepage „Diversity“ bei Rewe eindrucksvoll demonstriert. Die Zeiten, wo man ohne politische Indoktrinierung einfach einkaufen gehen konnte, sind vorbei. Inzwischen stellt sich die Frage, ob es derlei Auswüchse im Sowjet-Reich, der DDR oder in Kuba jemals gab – abseits der Verpflichtung, Bilder der jeweiligen Machthaber aufzuhängen.
Dem gegenüber ist am Geschäftsmodell von ZIRP im Prinzip nichts auszusetzen. Das Unternehmen deklariert offen, was es macht, was es verkauft – und verpackt es in eine Geschichte von Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit. Die Anspielung auf Gretas „Fridays for Future“ kommt nicht von ungefähr. Sehr spannend wäre es zu wissen, welche Umsätze sich mit solchen Fleischersatz-Burgern machen lassen. Dass das aktuelle internationale Lobbying die Umsatzchancen massiv erhöht, liegt auf der Hand. Falls der Geschäftsbetrieb nicht durch Förderungen aufrechterhalten wird, dürfte es einen großen Kundenkreis geben – sonst wären weder der Personalstand möglich, noch der Umstand einer bereits 12jährigen Geschäftstätigkeit. Zu Corona-Zeiten nahm man abseits eventueller Kurzarbeit, deren Summen nicht öffentlich sind, Förderungen in Höhe von 137.848,25 Euro in Anspruch, die EU-Datenbank weist darüber hinaus 2.228,92 Euro aus. Das ist nicht viel, es entspricht in etwa zwei durchschnittlichen Mitarbeiter-Jahresgehältern.
Im Webshop von ZIRP können Freunde der Insektenküche aus verschiedensten Produkten wählen. Es gibt Kochzutaten wie Falafel Mix (8,6 % Buffalowurmmehl), Pancake Mix (7,1 % Buffalowurmmehl), Brownie Mix (5,5 % Buffalowurmmehl) oder Haferlaibchen Mix (12 % Buffalowurmmehl). Die Inhaltsangaben zeigen, dass das Unternehmen die Kennzeichnungspflicht ernst nimmt – ja dort ist man auch stolz darauf, denn die Insektenbestandteile sind die Essenz des Geschäfts. Dort glaubt man daran, dass Insekten zu essen „Gut für Dich“ und „Gut für den Planeten“ sei.
Geschäftsführer Christoph Thomann deklariert: Bis 2030 werden Insekten ein wesentlicher Bestandteil unserer europäischen Ernährung sein. Diese Einschätzung ist natürlich überaus spannend – auf welcher Basis mag sie entstanden sein? Das einschlägige Establishment reißt sich jedenfalls um den Unternehmer, so wurde er 2020 in der Kategorie „Klimainitiative“ zum Österreicher des Jahres nominiert. Er war in so gut wie jedem Systemmedium zu Gast und konnte dort erklären, dass sein Erfolg auch am Mangel an Konkurrenz beruht. Hier ein interessantes Interview in gastro.news. Im Podcast des Magazins carpe diem erklärte Thomann im August 2022, warum „wir“ Insekten speisen sollten.
Die Burger-Patties dürften erst seit 2021 im Handel sein und haben einen besonders hohen Insektenanteil von 38 Prozent. Dann gibt es ZIRP Proteinriegel für Sportler in den Geschmacksrichtungen Sour Cherry, Apple Strudel und Apricot sowie 100-prozentiges Buffalo-Wurmmehl. Aus der Kategorie Snacks, also Kleinigkeiten zum Naschen, gibt es Mehlwürmer, Buffalowürmer, Heimchen und Zotter Schokolade mit Wurm.
Geschäftsführer Thomann ist der Ansicht, dass es kulturelle Probleme sind, weshalb man in Europa kaum Insekten isst. Er vergleicht dies mit der Abneigung von Kindern gegenüber Spinat. Man müsse es einfach probieren und sich umgewöhnen, dann schmecke es auch. Seiner Meinung nach könne man damit den Planeten und das Klima schonen.
Letztendlich ist die Fragestellung wichtig, ob der Konsument und Kunde selbst auswählen und entscheiden darf, ob er zu Insekten-Lebensmittel greifen will oder nicht. Die große Sorge vieler Menschen ist, dass Insektenpulver in der Nahrung nicht deklariert wird. Solange man nicht dazu gezwungen wird, Insekten zu essen, sollte einem Verkauf im Rahmen einer freien Marktwirtschaft nichts im Wege stehen.
Bedenklich mutet allerdings die Verschränkung mit den unwissenschaftlichen Klimamärchen an – frei nach dem beliebten Meme „Mein Fernseher hat gesagt, wenn ich Insekten esse, rette ich das Klima. Multimilliardäre, die sich als Philantropen bezeichnen lassen, wittern neue Geschäfte und nutzen ihre Netzwerke wie das Weltwirtschaftsforum, um Insektennahrung als unverzichtbar und wünschenswert zu bewerben. Aus freier Meinungsbildung wird einmal mehr Propaganda.
Wenn man der Spur des Geldes folgt, wird man weltweit feststellen, dass die Zerstörung der Viehwirtschaft zugunsten von Insektenfarmen, Kunstfleisch aus Mikroben und Pflanzen und diversen anderen neuen Industrienahrungsmitteln weitere Milliarden in die Taschen dieser großen Akteure spült.
Lesenswert zum Thema ist auch eine Analyse von TAZ-Autor Andrew Müller, erschienen in suedostasien.net aus 2020. Die dortige Konklusio:
Was als Lösung gilt, entpuppt sich eher als Teil des Problems. Werden von billiger Kinderhand entflügelte Heuschrecken oder Energieriegel mit importiertem thailändischem Fischmehlboost-Grillenmehl als Pionierprodukte einer Ernährungsrevolution propagiert, zeigt das: Der Fehler steckt im System. Im Entomophagie-Diskurs heißt es zwar, dass vermeintlich nachhaltige Insekten-Nahrungsmittel für alle erschwinglich werden, sobald ihre Produktion ausreichend automatisiert und hochgefahren ist. Dabei ist es aber nicht unwahrscheinlich, dass es in Bezug auf Zugang, Nachhaltigkeit, Tierwohl, Medikamenteneinsatz usw. weiter zu ähnlichen Widersprüchen kommt wie in der bestehenden Massentierhaltung. An den tieferen Ursachen von Welthunger und ökologischer Krise kann eine neue Ware nichts ändern, sie sogar verschärfen. Wenn Insekten primär produziert werden, um Profit zu generieren, helfen sie weder ‘dem Planeten’ noch hungernden Menschen.