Wo war Christian Pilnacek in seiner Todesnacht?

Symbolbild: KI / R24

Die Geschichte entspinnt sich in der kleinen Gemeinde Rossatz in der Wachau. Dort ist Anna P. zu Hause. Sie ist die Tochter eines bekannten Weingutes aus Rührsdorf und hat zwei Brüder. Ihr Vater war einst der Bürgermeister von Rossatz und sie selbst kurze Zeit Vizebürgermeisterin der Gemeinde für die ÖVP. Das war sie auch 2023. Sie spielt in der Musikkapelle die Klarinette und ist allseits als „unsere Annerl“ bekannt. Anna P. ist aber auch eine wichtige Referentin im Büro von Wolfgang Sobotka. Sie arbeitete einst im Alois Mock Institut und ist heute noch am Campus Tivoli in Meidling beschäftigt, einem Think-Tank der ÖVP, den Sobotka nach wie vor leitet. Anna P. hat eine Schlüsselrolle im Pilnacek-Krimi.

Gastkommentar von Franziska Gabriel

Im Jahr 2023 war Sobotka Nationalratspräsident, Karl Nehammer war der vom Volk nicht gewählte, eingesetzte Kanzler, Anna P. eine enge Vertraute von Wolfgang Sobotka. Sie ist ihm nicht nur freundschaftlich zugetan, sondern auch dienstlich verpflichtet. Durch ihre Position ist sie mit sämtlichen Politikern der ÖVP sehr gut vertraut, kennt die Menschen, die im Präsidentschafts-Präsidium arbeiten, und hat gute Kontakte zur Polizei. Mit dem Bundespolizeipräsidenten Michael Takacs ist sie per Du und nennt ihn liebevoll Taki. Sie geht auch gern ins Il Cavalluccio, dem Lieblingslokal von Pilnacek in der Wiener Innenstadt in der Göttweihergasse 2, erkennbar am Seepferdchen am Aushangschild.

„Die Annerl hat der Karin den Pilnacek gebracht“

Anna P. zieht im Februar 2023 in das angemietete Haus der Modedame Karin W., mit der sie sich angefreundet hat. In Rossatz sagte uns ein Bewohner: „Ja, die Annerl hat der Karin den Pilnacek gebracht.“ Tatsächlich! Anna P. stellte im Cavalluccio Mitte Juni 2023 den Sektionschef Pilnacek ihrer Freundin Karin W. vor. Aus welchen Gründen, ist nicht ganz ersichtlich. Böse Zungen, die nicht genannt werden wollen, behaupten, die Annerl hätte Karin mit dem Sektionschef verkuppeln wollen. Das ist natürlich reine Spekulation!

Jedenfalls holt Anna P. Christian Pilnacek am 19. Oktober 2023 vom Park&Ride in Tulln ab. Die Polizei hat ihm den Führerschein abgenommen mit 1,44 Promille, nach einer sehr ominösen Geisterfahrt. Der Polizist schreibt ins Protokoll: „Leichter Alkoholgeruch. Gang sicher.“ Bemerkenswert. Pilnacek vertrug schon einiges und war ein geeichter Weintrinker. Anna P. führt ihn in das Haus in der Tölling in Rossatz, wo Karin W. auf ihn wartet. Er grüßt sie nicht, holt eine halbe Flasche Prosecco aus dem Kühlschrank, setzt sich auf die Terrasse und raucht Zigaretten, während er SMS schreibt. Auf die Ansprache von Karin W. reagiert er nicht. Seltsames Verhalten. Die beiden Damen gehen zu Bett. Kurz vor 1 Uhr hört Karin, wie er sich neben dem Schlafzimmer umzieht – Freizeitkleidung und Turnschuhe. Sie geht ihm die Treppe hinunter nach und fragt, wohin er wolle. Er dreht sich nicht mal um und sagt: “Ich gehe fort“.

Wo war Pilnacek nachts bis in den frühen Morgen?

Er verlässt das Haus ohne Handy, ohne Schlüssel. Ein Packl Geld und seinen Stick hat er einstecken, den er als „Lebensversicherung“ bezeichnete. Er begibt sich um 1 Uhr nachts zu Fuß auf einen Spaziergang und will jemanden treffen, mit dem er zuvor am Handy geschrieben hat. Es gibt Menschen in Rossatz, die sahen, dass Pilnacek von zwei Männern abgeholt wurde. Man will auch eine schwarze Limousine gesehen haben. Inwieweit die Gerüchte stimmen, weiß man nicht. Ich halte es aber für möglich.

Erstaunlich ist, dass die beiden Damen, Anna P. und Karin W., das Geld bei ihren ersten Einvernehmungen gegenüber der WKSTA nicht erwähnt hatten! Alleine durch die Mitschrift von Journalist Michael Nikhbaks kommt dieser Umstand ans Licht und verändert damit die ganze Lage. Denn sowohl das Geld als auch der USB-Stick verschwinden in der Todesnacht. Pilnacek hatte 20 Verletzungen.

Wer hat den USB-Stick und das Geld an sich genommen?

Wir wissen aus den in Auftrag gegebenen Gutachten von Peter Pilz, dass vom Zeitpunkt des Hausverlassens bis zum Tod etwa 6 bis 7 Stunden vergangen sind und dass der Sektionschef in dieser Zeit noch Alkohol konsumiert hatte. Wem wollte er das Geld in der stockfinsteren Nacht bringen und mit wem hat er nächtens noch ein paar Gläser gehoben? Vor allem: Wo? Gab es noch ein nächtliches Treffen bei einem Winzer, ganz in der Nähe, ganz privat? Oder ging er in das Haus, das er kaufen wollte? Ging er alleine, oder wurde er begleitet?

Journalist zeichnet Gespräch auf

Es gibt aber noch viel mehr Ungereimtheiten in diesem Fall: Anna P. fuhr mit Karin W. einige Tage nach dem Tod Pilnaceks zu Wolfgang Sobotka in dessen Privathaus nach Waidhofen an der Ybbs. Dort betreute die Ehegattin Marlies Sobotka die angeschlagene Karin W. psychologisch als Musiktherapeutin. Im oberen Stock überreichte Anna P. dem Nationalratspräsidenten Pilnaceks privaten Laptop und frug ihn, ob er nicht hineinschauen wolle. Was er ablehnte mit den Worten: „Nein, sonst sind meine Fingerabdrücke drauf.“ Sobotka hat also von dem Laptop genau gewusst und auch, dass sich auf dem PC brisante Dateien aus dem Innenministerium befanden.

Die Aufforderung des Bundespolizeipräsidenten Michael Takacs an Anna P., sie solle den Laptop verschwinden lassen, deutet auf Mitwisserschaft und Vertuschung hin. Anna P. machte vor der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft eine falsche Aussage. Sie hatte sich nämlich mit Mattura, Peter Hochegger, und Karin W. am 9. Dezember 2023 heimlich getroffen. In der „Dunkelkammer“ des Journalisten Michael Nikbakhsh, einem Kellerlokal. Sie behauptete, man hätte dort zu viel Wein getrunken und nur herumgealbert, nannte das Treffen eine „bsoffene G’schicht.“ Das war die Unwahrheit! Der Journalist hat das Gespräch aufgezeichnet und einen Mitschnitt angefertigt. Es bleibt spannend.

Wenn Sie mit dafür sorgen möchten, dass unser unabhängiger Journalismus weiterhin eine Gegenstimme zu regierungstreuen und staatlich geförderten Medien bildet, unterstützen Sie uns bitte mit einer Spende!

Informationen abseits des Mainstreams werden online mehr denn je bekämpft. Um schnell und zensursicher informiert zu bleiben, folgen Sie uns auf Telegram oder abonnieren Sie unseren Newsletter! Wenn Sie mit dafür sorgen möchten, dass unser unabhängiger Journalismus weiterhin eine Gegenstimme zu regierungstreuen und staatlich geförderten Medien bildet, freuen wir uns außerdem sehr über Ihre Unterstützung.

Unterstützen Sie Report24 via Paypal: