Wie wahrscheinlich ist es, sich mit SARS-CoV-2 anzustecken? Forscher haben jungen, ungeimpften Probanden ohne bekannte vorangegangene Covid-Infektion in einem Laborversuch Viren direkt in die Nase verabreicht: Nur 44 Prozent entwickelten Symptome – niemand von ihnen erkrankte schwer.
Politik und Medien haben in den letzten beiden Jahren stets davor gewarnt, wie ansteckend und leicht verbreitbar SARS-CoV-2 sei. Rund um den Globus haben die Regierungen damit reagiert, Lockdowns und Kontaktbeschränkungen zu verhängen. Mit sehr mäßigem Erfolg. Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass SARS-CoV-2 nicht so hochansteckend zu sein scheint wie behauptet: Selbst beim Einbringen einer größeren Virusdosis direkt in die Nase entwickelte nur ein Teil der Versuchspersonen überhaupt Symptome.
Bei einem Laborversuch von Wissenschaftlern beim „Human Challenge Programme“ verabreichten Forscher insgesamt 36 gesunden Personen zwischen 18 und 30 Jahren ohne vorherige Covid-Infektion oder Impfung eine hohe Viruslast direkt in die Nase. Dennoch entwickelten nur 16 von ihnen auch eine symptomatische Erkrankung. Dr. Clare Craig kommentierte auf Twitter dazu: „Selbst bei einer hochdosierten Virusinokulation hatten nur 16 von 36 (44 Prozent) eine symptomatische Infektion. Mit niedrigeren Dosen aus der realen Welt wäre der Anteil wahrscheinlich geringer gewesen. Die meisten Menschen sind nicht für eine einzelne Variante empfänglich.“
Das Studienmodell ist nicht zuletzt vor dem Hintergrund der behaupteten Gefährlichkeit von Covid-19 umstritten, liefert aber durchaus interessante Erkenntnisse. Professor Christopher Chiu von der Abteilung für Infektionskrankheiten und dem Institut für Infektionskrankheiten am Imperial College London und leitender Prüfarzt der Studie, sagte:
„In erster Linie traten in unserem Challenge-Infection-Modell mit gesunden jungen Erwachsenen keine schweren Symptome oder klinischen Probleme auf. Man geht davon aus, dass Menschen in dieser Altersgruppe die Pandemie maßgeblich vorantreiben, und diese Studien, die für eine leichte Infektion repräsentativ sind, ermöglichen eine detaillierte Untersuchung der Faktoren, die für die Infektion und die Verbreitung der Pandemie verantwortlich sind. Unsere Studie liefert einige sehr interessante klinische Erkenntnisse, insbesondere im Hinblick auf die kurze Inkubationszeit des Virus, die extrem hohe Virusausscheidung aus der Nase sowie die Nützlichkeit von Lateral-Flow-Tests, was sich möglicherweise auf die öffentliche Gesundheit auswirkt.“
Zu den Details der Studie:
In der Studie erhielten 36 gesunde männliche und weibliche Freiwillige im Alter von 18 bis 30 Jahren, die nicht gegen Covid-19 geimpft waren und keine frühere Infektion mit SARS-CoV-2 hatten, eine Dosis des Virus, die direkt über Nasentropfen verabreicht wurde. Anschließend wurden sie zwei Wochen lang von klinischem Personal in einer kontrollierten Umgebung sorgfältig überwacht. Für die Studie wurde ein Virus verwendet, das zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Pandemie von einem hospitalisierten Patienten der ISARIC4C-Studie stammte, also noch vor dem Auftreten der Alpha-Variante.
Achtzehn der Freiwilligen infizierten sich, 16 von ihnen entwickelten daraufhin leichte bis mittelschwere erkältungsähnliche Symptome, darunter eine verstopfte oder laufende Nase, Niesen und Halsschmerzen. Einige litten unter Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen, Müdigkeit und Fieber. Keiner entwickelte ernsthafte Symptome. Zwei Studienteilnehmer wurden von der endgültigen Analyse ausgeschlossen, nachdem sie zwischen dem ersten Screening und der Virus-Inokulation Antikörper entwickelt hatten.