Wertlose Studie aus “Predatory Journal”: Magnetismus nach Covid-Impfung nicht belegbar

Symbolbild: ein Verrückter Wissenschaftler mit einem Teelöffel auf der Stirn. Report24 / KI

Die Behauptung: “Massive metallische Objekte in Körpern von Covid-Geimpften gefunden”. Leider haben sich auch Autoren alternativer Medien von einer Studie blenden lassen, die bei genauerer Betrachtung das Papier nicht wert ist, auf das sie gedruckt wurde. Anstelle eigener Versuche haben die Autoren sich auf Anekdoten – also Erzählungen – verlassen. Das Journal, in dem die dreiseitige (!) Studie erschienen ist, gilt als “Predatory” – man bezahlt also für eine Veröffentlichung, ohne dass sie eine wie auch immer geartete Qualität aufweisen muss.

Es handelt sich um die Studie “Clinical Manifestations of Iatrogenic Magnetism in Subjects After Receiving COVID-19 Injectables: Case Report Series” von Dr. Tamara Tuuminen, Pasi. J. Suominen und Dr. Mikko Ahonen aus Finnland. Das Papier wurde in “International Journal of Innovative Research in Medical Science” veröffentlicht. Bevor man sich den Inhalten einer Studie widmet, ist stets wichtig, zu prüfen, wo sie erscheint und ob sie einen ordentlichen Peer-Review-Prozess, also eine Begutachtung durch Fachkundige, durchlaufen hat.

Erstens: Das Magazin hat keine Glaubwürdigkeit

Das “International Journal of Innovative Research in Medical Science” steht auf der schwarzen Liste unseriöser und unwissenschaftlicher Publikationen, laut dem 2025 Update der “List of Predatory Journals“. IJIRMS ist es nicht in renommierten wissenschaftlichen Datenbanken wie Medline/PubMed, Web of Science oder Scopus gelistet, was ein wesentliches Kriterium dafür ist, ob man eine Publikation ernst nehmen sollte. Die Webseite wirbt mit „rapid publication“ und „peer‑review“ – Schlagworte, die häufig bei Predatory Journals zur Täuschung verwendet werden, um Autoren zur schnellen Einreichung zu bewegen. Beim IJIRMS gibt es keinerlei externe Hinweise darauf, dass wirklich Fachgutachter beteiligt sind oder Berichte veröffentlicht werden. Es gibt keinerlei anerkannte, transparente Qualitätssicherung.

Nun mag man als Argument anführen, dass gerade in der Coronazeit viele wichtige Studien unterdrückt, abgelehnt oder später zurückgezogen wurden, wenn sie nicht ins Narrativ passten. Das ist korrekt, unterscheidet sich aber von der Vorgangsweise der Autoren hier deutlich. Es ist ein Unterschied, ob man eine Studie nach wissenschaftlichen Maßstäben durchführt und sich um die Publikation in einem seriösen Verlag bemüht – oder ob man gleich einem “Predatory Journal” Geld für die Veröffentlichung bezahlt, wohl wissend, dass man in der Welt der Wissenschaft damit von niemandem ernst genommen wird. Eine Veröffentlichung auf einer Homepage mit der Anmerkung, wo man überall abgelehnt wurde, hätte mehr Wert, also sich mit so einem Magazin einzulassen, dessen Geschäftsmodell von Kritikern auch als betrügerisch bezeichnet wird.

Zweitens: Die 3-seitige Studie ist anekdotisch und völlig wertlos

Wenn man die doch sehr ernste Behauptung aufstellt, dass sich nach Covid-19-Impfungen große metallische Objekte in menschlichen Körpern bilden, dann bedarf das klarer Beweise. Man sollte so weit gehen und eigene Beobachtungen und Versuchsreihen einfordern.

Wie gingen die Wissenschaftler tatsächlich vor? Sie fassten sechs im Internet verbreitete Fälle zusammen, wo Menschen behaupteten, nach der Impfung “magnetisch” geworden zu sein. Darunter waren auch Personen, die behaupteten, dass dieser Effekt erst 15 Monate nach der ersten Impfung aufgetreten wäre.

Liest man den ohnehin spärlichen Text, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus: Wenn eine der Personen, die sich “magnetisch” fühlten, barfuß auf Gras steht, wäre sie besonders magnetisch.

Die Theorie der Forscher, welche sie, wie gesagt, ohne jegliche Beweise aus den sechs Internet-Erzählungen ableiten:

Wahrscheinlicher ist, dass injizierte DNA-Plasmide oder modifizierte mRNAs, die in das Spike-Protein oder in durch Frameshifts gebildete Junk-Peptide übersetzt werden, Proteine ​​mit ferromagnetischen Eigenschaften erzeugen oder endogenes Eisen einschließen. Wichtig ist, dass das Spike-Protein eine entfernte Homologie zu Hepcidin aufweist, dem wichtigsten Regulator des Eisenstoffwechsels. Die Umverteilung von Eisen ins Gehirn oder andere Körperteile kann iatrogenen Magnetismus verursachen.

Das ist, höflich formuliert, gemeingefährlicher Schwachsinn. Zudem kommen die Herrschaften auf die Idee, dass sich dieser Magnetismus dann mit Vorliebe auf der Stirn der Geimpften manifestiert. Wissenschaft bedarf Folgelogik und Reproduzierbarkeit. Man sollte zumindest randläufig erklären können, wie sich ein angeblicher Effekt manifestiert – und man sollte ihn selbst gemessen haben. Und zwar nicht mit Löffeln an der Stirn, sondern mit Messinstrumenten direkt an den angeblich Betroffenen. Magnetismus ist messbar – daran ist nichts Hexenzauber. Dies ist unterblieben – einzelne oder alle sechs Geschichten können auch völlig frei erfunden sein. Die darauf basierende Studie leistet also keinen Beitrag zum Wissensgewinn der Menschheit, sondern ist völlig wertlos.

Der Wert der Studie ergibt sich aber nicht nur aus dem Nicht-Inhalt, sondern auch an seiner Länge. Zweieinhalb von vier Seiten kann man als inhaltlich bezeichnen, der Rest besteht aus Formalismen. Schon im Abstract wird klar, dass man nur geraten hat:

Möglicherweise handelt es sich um Impfstoffchargen von Pfizer, die mit dem Buchstaben „F“ beginnen. Allerdings können wir nicht ausschließen, dass auch Impfstoffe von Moderna oder anderen Herstellern dieses Phänomen verursachen.

Drittens: Die Motivation der Wissenschaftler ist unklar

Völlig unklar ist, weshalb sich die drei finnischen Wissenschaftler für dieses Machwerk hergegeben haben. In der Biografie und Publikationshistorie findet sich sonst kein Wahnsinn dieser Art. Frau Dr. Tuuminen, Dozentin und Mikrobiologin am ISLAB in Mikkeli und der Universität Helsinki, beschäftigt sich sonst mit Ernährung und Giftstoffen in der Raumluft. Herr Dr. Ahonen ist Postdoc-Forscher an der Tampere University, er beschäftigt sich mit dem spannenden Feld der Bioelektromagnetik, Dosimetrie und Gesundheitsrisiken durch Strahlen. Nachdenklich stimmt, dass seine aktuellen Projekte “Smart-City-Sustainability” umfassen. Über Pasi Suominen ist nichts bekannt, auch nicht, ob er einen akademischen Hintergrund hat. Mit der vorliegenden Arbeit hat sich keiner von ihnen etwas Gutes getan.

Werbung für ein Wundermittel?

Durch den Text zieht sich die Behauptung, wenn die Probanden NAD+ (Nicotinamidadenindinukleotid) in einer Dosis von 500 mg pro Tag zu sich genommen haben, würde der unnatürliche Magnetismus wieder verschwinden. Dies habe bei zwei der sechs Erzählungen zum Erfolg geführt. Es handelt sich um ein als Nahrungsergänzungsmittel erhältliches Molekül, das in jeder menschlichen Zelle vorkommt. NAD+ ist momentan im Trend, man schreibt dem Molekül viele positive Wirkungen zu. Mit Magnetismus hat es allerdings nichts zu tun, es ist an der Zellatmung, DNA-Reparatur und Zellalterung beteiligt.

Fazit: Wer ein solches Papier als “Wichtige Studie” bezeichnet, hat sich entweder nicht damit beschäftigt oder will sein Publikum täuschen. In jedem Fall ist es nachvollziehbar, wenn man nach solchen Texten in den Sektenbericht aufgenommen wird – dort gehört man mit diesen Aussagen auch hin. Über Magnetismus nach Impfungen kann das Papier keine Aussage treffen. Was uns zu einem problematischen Punkt bringt: Möglicherweise trat ein solcher Effekt nach Impfungen wirklich auf, wurde aber unseres Wissens kein einziges Mal ordentlich wissenschaftlich untersucht – und zwar direkt an den Betroffenen. Eine Märchensammlung wird uns allen nicht weiterhelfen – im Gegenteil, damit hilft man der Gegenseite.

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