„Oma’s Zigeunerschnitzel mit Bratkartoffeln, danach gibt es einen Negerkuss“ – Dieses Angebot steht auf einer Tafel vor dem Restaurant “Oma’s Küche” in Binz auf Rügen. Ein lächelndes Smileygesicht ist hinter das Ende des Textes gemalt. Für Bessermenschen ein Grund zur Empörung. Die Chefin des Restaurants hatte bereits Besuch von der Polizei.
“Oma’s Küche” schlägt mit ihrer Werbetafel politisch korrekten Urlaubern auf den Magen. Ein Schleswig-Holsteiner soll der Ostsee-Zeitung geschrieben haben: „Es ist wohl unschwer zu erkennen, dass mit diesem Schild, das öffentlich sichtbar zu Werbezwecken ausgestellt ist, eine bestimmte Gesinnung zum Ausdruck gebracht wird. Eine Gesinnung, die sich den aktuellen Diskussionen über eine rassismusfreie, würdige Sprache widersetzt.“ Die falsche Gesinnung nach Ansicht des Urlaubers also.
Die 68-jährige Restaurantchefin sieht das anders: „‚Zigeunerschnitzel‘ und ‚Negerkuss‘ sind legitimierte Worte.“ Deswegen bleibe das Schild auch stehen.
Ein Unding, findet der Jugendmigrationsdienst der Awo in Bergen auf Rügen: Auch hier ist man wegen der vermeintlich “rassistischen” Wortwahl entrüstet. „Es ist sowohl diskriminierend als auch rassistisch, das Wort ‚Negerkuss‘ zu verwenden. Aufgrund des N-Wortes werden Menschen mit dunkler Hautfarbe abgewertet“, befindet eine Mitarbeiterin. Das bringe “gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit” zum Ausdruck.
Das lehnt die Betreiberin des Restaurants ab: Die lässt sich nicht vorschreiben, was sie zu tun und zu lassen hat und betont, sie habe eine eigene Sicht auf die Dinge. Bei den Bezeichnungen wisse jeder, was gemeint ist.
Unfassbar: Irgendjemand muss der 68-Jährigen die Polizei auf den Hals gejagt haben, denn die stand bereits bei ihr auf der Matte. Die Polizeiinspektion Stralsund bestätigte der Zeitung, es habe eine Kontaktaufnahme gegeben. Objektive Tatbestände fehlten aber, sodass keine Strafanzeige aufgenommen wurde. Wer ruft wegen des Wortes “Negerkuss” die Polizei?
Würden die Bezeichnungen “gezielt an Personen adressiert, die sich aufgrund ihrer Herkunft angegriffen fühlen, kann dies als Beleidigung ausgelegt werden und zur Anzeige gebracht werden”, belehrt die OZ. Wann haben Sie sich das letzte Mal von einer Speisekarte angegriffen gefühlt?