Die Entdollarisierung der Welt in Bezug auf den Status als Reservewährung der Zentralbanken schreitet noch rascher voran als gedacht. Auch im bilateralen Handel zwischen den Staaten nimmt die Bedeutung des US-Dollars ab. Hauptgrund dafür ist die Sanktionswut Washingtons.
Noch im Jahr 2001 machte der US-Dollar rund 73 Prozent aller Währungsreserven der Notenbanken weltweit aus. Zwanzig Jahre später, im Jahr 2021, waren es nur mehr 55 Prozent. Mittlerweile dürfte der Greenback infolge der beispiellosen Sanktionen gegen Russland und der Gegenreaktion des „globalen Südens“ wohl weiter in Richtung 50 Prozent gesunken sein. Denn immer mehr Regierungen erkennen, dass die Abhängigkeit vom US-Dollar auch mit einer Abhängigkeit von den Launen Washingtons einhergeht. Profitiert haben davon in den letzten Jahren vor allem der Euro und der Yuan.
Mit dem Ausschluss Russlands aus SWIFT und dem faktischen Verbot der Nutzung des US-Dollars haben die Amerikaner eine „finanzielle Atombombe“ gezündet, die eine entsprechende Außenwirkung mit sich brachte. In den Hauptstädten vieler Länder wurden sich die Spitzenpolitiker plötzlich der realen Abhängigkeiten bewusst, die mit der Akzeptanz der Dollar-Dominanz einhergehen. Ein Fingerschnippen Washingtons genügt, um ein Land (welches nicht die wirtschaftliche Resistenz Russlands aufweist) innerhalb kürzester Zeit in den Abgrund zu stürzen. Kein Wunder also, dass immer mehr Länder auf eine Diversifizierung setzen.
Wie unsere Berichte (z.B. hier, hier und hier) aufzeigen, schreitet die Entdollarisierung deutlich voran. Und mehr noch: Sollten die BRICS-Staaten ihre neue rohstoffgebundene Währung bald in die Realität umsetzen, könnte dies die Ära des US-Dollars als wichtigste Reserve- und Handelswährung noch rascher beenden, als es die aktuellen Daten vermuten lassen. Denn insbesondere große Teile Asiens, Afrikas und Lateinamerikas könnten sich damit in einer Geschwindigkeit vom US-Dollar entkoppeln, die zuvor nicht möglich gewesen wäre.
Denn im internationalen Handel, wo bislang der US-Dollar den Ton angibt, wäre eine solche BRICS-Währung eine brauchbare Alternative. Man sollte nämlich nicht vergessen, dass insbesondere China für viele Länder ein wichtiger Handelspartner ist und diese Geschäfte dann über diese neue Währung abgewickelt werden können – ohne den US-Dollar nutzen zu müssen. Wenn der US-Dollar im Handel eine geringere Rolle spielt, brauchen die Notenbanken allerdings auch weniger Dollar-Reserven, die jedoch zumeist aus US-Staatsanleihen bestehen.
Für Washington selbst wird dies jedoch zu einem Problem, weil Schuldenexzesse so nicht mehr externalisiert werden können. Denn wenn es keine ausreichend große Nachfrage nach den Schuldtiteln der US-Regierung mehr gibt, muss Washington neue Wege suchen, um den unausgeglichenen Staatshaushalt zu finanzieren. Zudem gibt es noch ein anderes Problem für das Weiße Haus: Finanzsanktionen werden dadurch zunehmend unwirksam. Das heißt aber auch, dass der US-Führung ein außenpolitisches Druckinstrument (gerne auch als Erpressungsinstrument bezeichnet) abhanden kommt.