Die Konfrontation zwischen dem Iran und Israel spitzt sich weiter zu. Es droht ein militärisches Kräftemessen, welches die gesamte Region in den Abgrund stürzen lassen könnte. Washington sendet dabei unmissverständliche Warnungen nach Teheran.
Die jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten offenbaren eine besorgniserregende Dynamik: Nach dem israelischen Luftangriff der vergangenen Woche – selbst eine Vergeltung für Irans Raketenbeschuss vom 1. Oktober – verschärft sich die Rhetorik auf beiden Seiten zusehends. Washington hat nun über schweizerische Vermittler eine klare Botschaft an Teheran übermittelt: Bei einer iranischen Vergeltung für die jüngsten Angriffe werde man Israel nicht zurückhalten können.
„Wir haben den Iranern gesagt: Wir werden Israel nicht zurückhalten können, und wir werden nicht sicherstellen können, dass der nächste Angriff ebenso kalibriert und gezielt sein wird wie der vorherige“, warnte ein hochrangiger US-Beamter in einem ungewöhnlich offenen diplomatischen Austausch. Diese seltene öffentliche Enthüllung unterstreicht die Ernsthaftigkeit der Lage.
Irans Oberster Führer Ajatollah Ali Khamenei reagierte mit gewohnt martialischer Rhetorik und kündigte eine „zahnbrechende“ Antwort an. In einer Rede betonte er: „Es geht nicht nur um Vergeltung, sondern um ein Handeln im Einklang mit Logik, Religion, Ethik und internationalem Recht.“ Für das iranische Volk sei der Widerstand gegen „internationale Ungerechtigkeit und Unterdrückung“ eine zwingende Pflicht.
Konkretere Hinweise auf Irans Pläne lieferte Esmail Kowsari, Mitglied des parlamentarischen Sicherheitsausschusses. Der iranische Sicherheitsrat habe sich bereits auf eine Reaktion geeinigt, nur Zeitpunkt und Umfang seien noch offen. Der kommende Angriff werde in Koordination mit anderen „Widerstandsgruppen“ (eine islamistische Bezeichnung für antiisraelische Terrorgruppen) der Region erfolgen und die Operation vom 1. Oktober mit ihren 180 ballistischen Raketen noch in den Schatten stellen.
Doch hinter der martialischen Fassade verbirgt sich möglicherweise ein komplexeres Kalkül: Die aggressive Rhetorik könnte vor allem der innenpolitischen Konsumption dienen. Durch den massiven Raketenangriff vom 1. Oktober und die darauf folgende israelische Vergeltung kann Teheran bereits einen gewissen „Erfolg“ verbuchen – die Demonstration militärischer Schlagkraft wurde erreicht, eine Art Status quo wiederhergestellt.
Die USA haben dennoch vorsorglich zusätzliche B-2-Bomber und andere schwere militärische Ausrüstung in die Region verlegt. Diese Maßnahmen verdeutlichen, wie ernst Washington die Gefahr einer weiteren Eskalation nimmt. Doch die Spirale der Gewalt scheint sich immer weiterzudrehen, weil sich Teheran und dessen Stellvertreter in der Region in den Konflikt zwischen Israel und der palästinensischen Terrororganisation Hamas einmischen.