Von der Rentenlüge zur Zwangsarbeit: Fratzschers neuer Schlag gegen die Senioren

(C) Report24/KI

Marcel Fratzscher ist der Ökonom, der seit Jahren immer wieder komplett falschliegt und dennoch ständig in Talkshows hofiert wird. 2015 versprach er goldene Renten durch Masseneinwanderung, 2025 fordert er Pflichtdienste für die Babyboomer. Ein grotesker Versuch, das eigene Scheitern auf jene Generation abzuwälzen, die Deutschland überhaupt erst zu dem gemacht hat, was es heute ist.

Kommentar von Heinz Steiner

Wie wird man eigentlich zum “Top-Ökonomen” in Deutschland befördert? Offensichtlich weniger durch die Qualität von Prognosen oder den Erfolg von Ideen, sondern schlicht durch die Fähigkeit, sich im medialen Mainstream als Dauergast festzusetzen, wie auch Josef Kraus in einem interessanten Artikel bei Tichys Einblick treffend anmerkt. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), ist das Paradebeispiel dieser Spezies. Er trägt nicht nur einen imposanten Titel, sondern liefert seit Jahren jene politisch opportunistischen Thesen, die gerade von Politik und Leitmedien gebraucht werden. Als Angela Merkel 2015 die Grenzen öffnete, war er sofort zur Stelle und verkündete voller Inbrunst, die Migranten würden künftig die Renten der Babyboomer sichern. Spätestens nach sieben Jahren, so Fratzscher, erwirtschafte jeder Flüchtling mehr, als er den Staat koste. Wir schreiben inzwischen das Jahr 2025. Die Realität zeigt weniger eine blühende Rentenkasse als vielmehr aufgeblähte Sozialetats, gewaltige Transferleistungen und eine Explosion der Sozialausgaben, die sich inzwischen auf über vierhundert Milliarden Euro summieren. Von der goldenen Zukunft, die Fratzscher damals beschwor, ist nichts übriggeblieben.

Statt sich nun still und bescheiden in die zweite Reihe zurückzuziehen, hat Fratzscher wieder einmal einen Vorschlag auf den Tisch gelegt. Und wieder zielt er auf jene Generation, die dieses Land aufgebaut, finanziert und über Jahrzehnte getragen hat: die Babyboomer. Er fordert ein verpflichtendes soziales Jahr für Rentner, einen Pflichtdienst für jene, die angeblich maßgeblich für die heutigen Krisen verantwortlich seien. Mit bemerkenswerter Chuzpe erklärte er, das Verhalten der Babyboomer in den letzten 35 Jahren habe Deutschland in die aktuellen Katastrophen geführt. Deshalb müssten die Jungen nun die Last tragen, während die Alten durch eine Art spätes Bußjahr ihre Schuld abtragen sollten. Als Einsatzgebiet nennt der selbsternannte Generationenrichter den Sozialbereich oder gleich die Landesverteidigung. Dass die meisten Boomer längst ihren Wehr- oder Zivildienst geleistet haben, dass sie als Steuerzahler den maroden Sozialstaat über Jahrzehnte finanzierten und dass gerade die Generation 50+ bis heute das höchste Maß an ehrenamtlichem Engagement aufbringt, wird dabei geflissentlich übergangen.

Respektlos und beleidigend

Die Idee wirkt nicht nur zynisch, sondern auch grotesk. Ausgerechnet jene Menschen, die das Land nach dem Krieg aus den Ruinen holten, die die Wiedervereinigung schultern mussten und die die Sozialkassen jahrzehntelang gefüllt haben, sollen nun in den Augen eines fürstlich entlohnten DIW-Ökonomen als Sündenböcke für alles herhalten, was in diesem Land schiefgelaufen ist. Wer wirklich glaubt, ausgerechnet Rentner müssten zwangsverpflichtet werden, verkennt nicht nur die gesellschaftliche Realität, sondern beleidigt Millionen von Menschen, die längst freiwillig mehr tun, als ihnen abverlangt werden kann. Immerhin sind viele von ihnen schon jetzt im Ehrenamt tätig.

Bemerkenswert ist auch, dass Fratzscher mit seiner Provokation einen Nerv trifft – allerdings nicht den, den er treffen wollte. Denn Kritik kam von allen Seiten. Von Sozialverbänden über Gewerkschaften bis hin zu liberalen und konservativen Politikern reichte die Kritik. Selbst Vertreter, die sonst kaum ein gutes Haar an der älteren Generation lassen, sprachen von Respektlosigkeit und einem Schlag ins Gesicht. Wenn sogar der Deutsche Gewerkschaftsbund mahnt, dass Menschen, die jahrzehntelang gearbeitet haben, ihren Ruhestand verdient hätten, und selbst sozialpolitische Schwergewichte von einer Zumutung sprechen, wird deutlich, wie weit Fratzscher mit seiner Forderung über das Ziel hinausgeschossen ist. FDP-Vize Wolfgang Kubicki sprach gar von einem bösartigen Vorschlag, der gezielt auf Generationenkonflikte setze, während Sahra Wagenknecht den Vorstoß als zynisch bezeichnete, weil er besonders jene träfe, die ohnehin mit Armutsrenten zu kämpfen haben. Es sind seltene Momente der Einigkeit im politischen Berlin, wenn linke und liberale Stimmen in seltener Harmonie das Gleiche fordern: dass man die Älteren in Ruhe lassen solle.

Mediale Luftblasen

Doch Fratzscher wäre nicht Fratzscher, wenn er nicht an der medialen Aufmerksamkeit Gefallen gefunden hätte. Statt die Kritik zum Anlass zu nehmen, über die Realität seiner Vorschläge nachzudenken, legt er nach. Interview für Interview wiederholt er seine Forderungen, bleibt auf Sendung, bleibt im Gespräch. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass es ihm längst nicht mehr um Inhalte, sondern nur noch um Schlagzeilen geht. Schon früher liebte er die Rolle des Alleserklärers. In der Corona-Zeit präsentierte er sich als Experte für Infektionswege und forderte strikte Regeln ein. In der Klimadebatte forderte er einen “Klima-Soli” ein. Die “Zeit” durfte im Februar 2025 seine Kolumne “Kinder an die Macht” abdrucken, ein intellektueller Tiefpunkt, der allen Ernstes als origineller Gedanke verkauft wurde, obwohl Herbert Grönemeyer ihn bereits 1986 ins Mikro grölen ließ.

Die Methode ist durchschaubar. Stets aufs Neue reiht Fratzscher Schlagworte aneinander, die den Zeitgeist bedienen: Migration, Klima, Corona, nun die Babyboomer. Substanz bleibt dabei auf der Strecke. Selbst die FAZ, sonst nicht für scharfe Polemik bekannt, nannte ihn schon vor Jahren einen “Welterklärer auf allen Kanälen“. In der konservativen Presse wurde er spöttisch als “ökonomischer Hanswurst in allen Gassen” bezeichnet. Tatsächlich trifft dieses Urteil ins Schwarze. Denn was Fratzscher in seinen zahlreichen Auftritten bietet, ist keine Analyse, sondern eine Mischung aus Zeitgeistsprech und opportunistischem Alarmismus. Für die Probleme, die seine eigenen Prognosen verursacht oder zumindest legitimiert haben, sucht er sich nun neue Schuldige. Da Flüchtlinge die Renten nicht gerettet haben, müssen jetzt die Rentner selbst herhalten. Ein intellektuelles Armutszeugnis sondergleichen.

Man kann nur spekulieren, womit er als Nächstes Schlagzeilen machen wird. Wer sich ernsthaft in die Köpfe jener hineinversetzt, die das Land tragen, der sollte sich nicht wundern, wenn der Vorschlag eines Pflichtjahres jenseits der 65 eher mit Hohn und Spott beantwortet wird. Ein 12-Monate-Praktikum in einer Straßenbaufirma, ohne Büro, ohne Sonderrechte, dafür bei Wind und Wetter, könnte Fratzscher womöglich die nötige Bodenhaftung zurückgeben. Denn dort würde er schnell erfahren, wie es sich anfühlt, wenn man Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet haben, erneut in Zwangsdienste schicken will.

Wenn Sie mit dafür sorgen möchten, dass unser unabhängiger Journalismus weiterhin eine Gegenstimme zu regierungstreuen und staatlich geförderten Medien bildet, unterstützen Sie uns bitte mit einer Spende!

Informationen abseits des Mainstreams werden online mehr denn je bekämpft. Um schnell und zensursicher informiert zu bleiben, folgen Sie uns auf Telegram oder abonnieren Sie unseren Newsletter! Wenn Sie mit dafür sorgen möchten, dass unser unabhängiger Journalismus weiterhin eine Gegenstimme zu regierungstreuen und staatlich geförderten Medien bildet, freuen wir uns außerdem sehr über Ihre Unterstützung.

Unterstützen Sie Report24 via Paypal: