Vom ISIS-Patch zum PR-Makeover: Wie der Mainstream Kriegskosmetik betreibt

Symbolbild (C) R24/KI

In der surrealen Welt der Kriegsberichterstattung wiederholt sich ein bemerkenswertes Phänomen: die westlichen Medien als Imageberater für problematische Kampfverbände. Der jüngste Fall eines ABC-Korrespondenten, der “moderate Rebellen” in Syrien dezent auf ihre ISIS-Symbolik hinweist, erinnert fatal an ein ähnliches Schauspiel, das wir in der Ukraine beobachten konnten.

Noch 2021 berichteten westliche Medien kritisch über das Asow-Regiment und dessen offene Verwendung rechtsextremer Symbolik. Die Einheit, die das Wolfsangel-Symbol – ein bekanntes Zeichen aus der NS-Zeit – in ihrem Wappen führte, wurde in zahlreichen Berichten als rechtsextrem eingestuft. Das FBI bezeichnete sie 2018 in einem Bericht als “paramilitärische, nationalistische Organisation”.

Doch mit Beginn des russischen Angriffskriegs vollzog sich eine bemerkenswerte mediale Metamorphose. Plötzlich wurden aus den “rechtsextremen Kämpfern” heroische “Verteidiger von Mariupol”. Das Wolfsangel-Symbol verschwand – genauso wie die “Schwarze Sonne” und ähnliche Zeichen – sukzessive aus der Berichterstattung, kritische Stimmen wurden leiser. Ein Lehrbuchbeispiel medialer Umcodierung.

Nun wiederholt sich dieses Muster in Syrien. James Longman, ABC News Chefkorrespondent für internationale Angelegenheiten, demonstriert unfreiwillig, wie diese Imagekorrektur in der Praxis funktioniert. “Das ISIS-Logo könnte im Westen missverstanden werden” – eine diplomatische Umschreibung für: “Lasst uns die Fassade neu streichen.” Ali Abunimah von Electronic Intifada bringt es auf den Punkt: “Die Kämpfer interpretieren seine Kommentare als freundlichen Rat zur Selbstdarstellung.” Eine Parallele zum Asow-Regiment drängt sich auf, das ebenfalls seine äußere Erscheinung anpasste, während die ideologische Ausrichtung weitgehend unverändert blieb.

Diese Form der journalistischen Kosmetik folgt einem beunruhigenden Muster: Was gestern noch als extremistisch galt, wird heute durch geschickte mediale Inszenierung salonfähig gemacht. Die Wolfsangel verschwindet, der ISIS-Patch wird entfernt – aber die Grundproblematik bleibt bestehen. Kosmetische Veränderungen sind keine tiefgreifenden Neuausrichtungen.

Es ist eine Form des Journalismus, die mehr verschleiert, als aufklärt. Während in der Ukraine das Asow-Regiment medial rehabilitiert wurde, erleben wir nun in Syrien einen ähnlichen Prozess der Umetikettierung von brutalen Dschihadisten. Die westlichen Medien scheinen dabei weniger als kritische Beobachter, denn als PR-Berater zu agieren. Die Ironie dabei: Während Russland diese Entwicklung selbstverständlich auch propagandistisch ausschlachtet, untergraben westliche Medien ihre eigene Glaubwürdigkeit. Denn eines ist klar: Ein Wolf im Schafspelz bleibt ein Wolf – egal ob in Mariupol oder Syrien.

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