Hoffentlich führt das nicht zum Parteiausschluss: Auf dem Grünen-Parteitag am Wochenende sparte ein Kandidat für die Bundesvorstandswahl in seiner Rede nicht an Kritik an der eigenen Partei. Sehr wütend machte das wohl Kulturstaatsministerin Claudia Roth: Die fuchtelte zornig mit den Händen, schüttelte vehement den Kopf und spießte den unliebsamen Redner mit Blicken auf. Die Aufnahmen sorgen nun online für Belustigung.
Eigentlich sollte man dankbar sein, wenn das eigene Personal zur Selbstkritik fähig ist und auf Fehler hinweist: Nur so ist eine Weiterentwicklung möglich. Bei den Grünen scheint die Dankbarkeit sich allerdings in Grenzen zu halten, denn während der gepfefferten Rede von Mathias Ilka, Kandidat für die Bundesvorstandswahl, am Samstag stand zumindest Claudia Roth dem Anschein nach kurz vor der Kernschmelze.
Ilka thematisierte verschiedene Probleme in Deutschland von der Bildung bis zum Gesundheitssystem, prangerte an, dass die Grünen in der Vergangenheit keine Probleme gelöst hätten und bemängelte den Mangel an Selbstkritik in der Partei. Er beklagte eine „Realitätsprokrastination“ und betonte, dass das Agieren der Grünen beim Parteitag nicht zu der Lage vieler Menschen passe – etwa solchen, die im November ihre Heizungen noch nicht anschalten würden oder die keine Wohnung haben, wo Robert Habeck wie in seinem Wahlkampfvideo an einen Küchentisch eingeladen werden könnte.
Auch die Beteuerungen der Grünen, man stehe für Freiheit, Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit, kommentierte er knapp mit „That’s not true“. Stattdessen rückte er das Verhalten seiner Partei in Richtung kognitiver Dissonanz. Obendrein habe man verpasst, eine ganze Generation über den Klimawandel aufzuklären – nun wende sich diese Jugend lieber der AfD zu.
Für Belustigung in den sozialen Netzen sorgen nun vor allem die Reaktionen der Grünen Claudia Roth, die mit offener Wut gen Bühne stierte, wild mit den Händen fuchtelte und schließlich sogar aufstand, um sich mit in die Hüften gestemmten Armen hinter einer (deutlich gelasseneren) Annalena Baerbock aufzubauen und den Redner von dort erfolglos niederzustarren.
Die Grünen müssten angesichts ihrer schwachen Umfragewerte und der scharfen Kritik an ihrer Ideologie einiges gewohnt sein, doch so scharfe Worte aus den eigenen Reihen wirken offenbar besonders empörend. Ilkas ganze Rede sehen Sie hier:
Sollten die Grünen ihre offen gehegten Zensurträume realisieren können, dann könnte wohl auch so mancher Parteikollege einen Maulkorb verpasst bekommen…