Nachdem der tunesische Präsident vor der Überfremdung des Landes durch Schwarzafrikaner als Teil einer „ausländischen Verschwörung“ warnte, die das arabische und islamische Erbe verwässern solle, flohen Hunderte von ihnen aus dem Land. Die Äußerungen des Staatschefs führten zu rassistischen Übergriffen gegen die illegalen Migranten.
Tunesien gilt wie die anderen nordafrikanischen Länder als Zwischenstation für Schwarzafrikaner, die nach Europa übersetzen wollen. Einige von ihnen wollen jedoch permanent dort bleiben, zumal es in dem Land infolge des Tourismus auch Optionen gibt. Doch die ethnisch von Berbern, Iberern und Arabern geprägte Bevölkerung scheint gegenüber den subsaharischen Afrikanern Ressentiments zu hegen. Dies zeigt sich auch in den jüngsten Aussagen von Präsident Kaïs Saïed.
Saïed sagte, dass sich Tunesien mit einer Migrationskrise konfrontiert sehe. Schuld daran sei eine „Verschwörung“ von ausländischen Akteuren und Nationen, welche die Demographie Tunesiens verändern und das arabische und islamische Erbe verwässern wollten. Laut der französischen Zeitung La Croix „löste die Rede des Präsidenten eine Welle von Angriffen auf Subsaharer aus, die zu Dutzenden zu ihren Botschaften eilten, um repatriiert zu werden“.
Demnach hätten rund 300 Ivorianer und Malier über die Botschaften ihrer Länder bereits Heimflüge organisiert bekommen. Auch andere Botschaften hätten solche Heimflüge ihrer Staatsbürger aus Tunesien organisiert, nachdem es infolge der Rede des Präsidenten zu rassistischen Übergriffen gegen die Schwarzafrikaner gekommen sei. Angesichts dessen, dass Saïed bereits in den vergangenen Wochen immer wieder sagte, dass illegale Einwanderer aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara eine Quelle von „Gewalt und Kriminalität“ und Teil eines „kriminellen Unternehmens“ seien, das darauf abziele, „die demographische Zusammensetzung zu verändern“, muss man durchaus von einer aufgeheizten Stimmung im Land ausgehen.
Seit seinen Äußerungen hat eine beträchtliche Anzahl der 21.000 offiziell in Tunesien registrierten Subsahara-Afrikaner, von denen sich viele irregulär in Tunesien aufhalten, ihre Arbeit und ihr Zuhause verloren, berichtet La Croix. Polizei und Behörden gehen verstärkt gegen die illegalen Migranten vor, was dazu führte, dass Dutzende von ihnen bei Polizeikontrollen festgenommen wurden. Auch gebe es bereits tunesische Gruppierungen, die gezielt Jagd auf Schwarzafrikaner machen und diese verprügeln würden.
Es ist davon auszugehen, dass sich dies auch bei den Migrationswilligen südlich der Sahara herumsprechen wird, so dass diese das Land künftig meiden dürften. Nach dem destabilisierten Nachbarland Libyen wird nun auch Tunesien für illegale Migranten zunehmend uninteressant. Ob dies die Zuwanderung aus Afrika nach Europa abschwächen wird, ist allerdings fraglich.