Manchmal fragt man sich, ob in den Führungsetagen der US-Regierung noch alle Tassen im Schrank stehen. Da pumpt Washington Millionen in ein Virus-Projekt ausgerechnet mit jenem Labor in Wuhan, das mittlerweile im Zentrum aller Corona-Spekulationen steht. Und das nicht etwa vor hundert Jahren, sondern bis kurz vor Ausbruch der Plandemie.
Die Geschichte, die jetzt durch Dokumente des US-Außenministeriums ans Licht kommt, klingt wie das Drehbuch einer Netflix-Serie über administrative Realitätsverweigerung: Das “Global Virome Project” (GVP) sollte nicht weniger als eine halbe Million potenziell gefährlicher Viren katalogisieren. Hauptakteure? Die mittlerweile berühmt-berüchtigte Fledermaus-Forscherin Shi Zhengli vom Wuhan Institute of Virology und ihr amerikanischer Kollege Peter Daszak.
1,3 Millionen Dollar US-Steuergelder flossen in das Projekt – während grundlegende Fragen wie Dateneigentum und Transparenz so ungeklärt blieben wie die Herkunft des Coronavirus. Als wäre das nicht genug, holte man mit BGI ausgerechnet jenes chinesische Unternehmen an Bord, das später durch die Weitergabe von DNA-Daten an Chinas Militär Schlagzeilen machen sollte.
Besonders pikant: Als Sequenzierungspartner wurde ausgerechnet BGI ausgewählt, Chinas größtes Genomik-Unternehmen – mit nachgewiesenen Verbindungen zur Volksbefreiungsarmee. Eine Konstellation, die selbst hartgesottenen Sicherheitsexperten die Schweißperlen auf die Stirn treibt.
Die jetzt durch Recherchen von U.S. Right to Know aufgedeckten Dokumente zeichnen das Bild einer amerikanischen Administration, die im Namen der “Gesundheitssicherheit” bereit war, erhebliche Risiken einzugehen. Die Motivation dahinter erscheint fast naiv: Man wollte um jeden Preis verhindern, dass China die Führung in diesem “bahnbrechenden Unterfangen” übernimmt.
Das Resultat dieser wissenschaftlichen Liaison? Über 11.000 Virusproben in den Gefrierschränken des Wuhan-Instituts, zu denen nach Ausbruch der Covid-19-Plandemie kein unabhängiger Zugang mehr möglich war. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Die Geschichte des GVP ist damit mehr als nur eine weitere Episode im komplexen Verhältnis zwischen den USA und China. Sie ist ein Lehrstück darüber, wie wissenschaftlicher Ehrgeiz und geopolitische Interessen manchmal die elementarsten Sicherheitsbedenken in den Schatten stellen können. Dass das WIV mittlerweile für zehn Jahre von US-Fördergeldern ausgeschlossen wurde, erscheint angesichts dieser Vorgeschichte fast wie eine späte Einsicht.