Die Sorge wächst in Washington: Chinesische Militärforscher könnten über klinische Studien an sensible US-Biotechnologie gelangen. Ein brisanter Vorstoß aus dem Kongress soll das nun unterbinden. Hunderte klinische Studien amerikanischer Pharmafirmen wurden in den vergangenen zehn Jahren unter Beteiligung chinesischer Militäreinrichtungen durchgeführt. Jetzt schlägt ein überparteiliches Komitee des US-Repräsentantenhauses Alarm.
In einem Schreiben an Handelsministerin Gina Raimondo fordern die Abgeordneten strikte Lizenzvorgaben für klinische Studien mit Institutionen, die Verbindungen zur Volksbefreiungsarmee haben. “Der biotechnologische Wettlauf mit China hat direkte Auswirkungen auf unsere nationale Sicherheit und den Schutz sensibler Gesundheitsdaten”, warnt der republikanische Ausschussvorsitzende John Moolenaar.
Besonders beunruhigend: Ein ehemaliger Präsident der chinesischen Militärakademie sprach öffentlich über die Entwicklung “toxischerer und ansteckenderer” synthetischer Krankheitserreger. Parallel dazu erklärt Pekings aktueller Fünfjahresplan die Biotechnologie zum strategischen Sektor – mit expliziter Verknüpfung zwischen ziviler und militärischer Forschung. Wenn man bedenkt, dass man in Wuhan (mit US-Unterstützung) weiter an Coronaviren von Fledermäusen forscht, wird das Ausmaß sichtbar.
Die FDA, die US-Arzneimittelbehörde, reagierte bisher verhalten auf die Bedenken. In einem Antwortschreiben vom 2. Januar verweist sie lediglich auf bestehende Schutzmaßnahmen für Studienteilnehmer. Das Pentagon hingegen handelte bereits und setzte mehrere chinesische Biotech-Unternehmen wie Origincell und die BGI-Gruppe auf seine schwarze Liste mutmaßlicher Militärpartner. Brisant ist auch der Vorwurf des Kongresskomitees, US-Pharmafirmen hätten Studien in Krankenhäusern der Provinz Xinjiang durchgeführt – einer Region, in der nach Einschätzung Washingtons ein Genozid an der uigurischen Bevölkerung stattfindet.
Die Initiative zeigt: Der technologische Wettkampf zwischen den USA und China erreicht eine neue Dimension. Nach Halbleitern und künstlicher Intelligenz gerät nun die Biotechnologie ins Zentrum der geopolitischen Auseinandersetzung. Die Frage ist nicht mehr, ob, sondern wie stark Washington die Zusammenarbeit mit chinesischen Forschungseinrichtungen einschränken wird.