Uruguay: Diese „Antworten“ zu Wirkung und Nebenwirkungen führten zum Kinder-Impfstopp

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Die Covid-Impfungen von Kindern unter 13 Jahren wurden in Uruguay ausgesetzt (Report24 berichtete). Das Ministerium für öffentliche Gesundheit kündigte bereits an, Berufung einzulegen. Man darf allerdings gespannt sein, ob es dann in der Lage sein wird, bessere Argumente für die Gen-Spritzen vorzubringen: Der letzte Versuch scheiterte nämlich kläglich. Wir haben uns die zweifelhaften Erörterungen des Ministeriums zugunsten des Covid-Schusses angesehen.

Tatsächlich war zunächst zu befürchten, dass sowohl die politisch Verantwortlichen als auch Pfizer die Anordnung komplett ignorieren. Am Ende gab zumindest das Ministerium für öffentliche Gesundheit doch noch vor, um Transparenz bemüht zu sein. Jedoch: Mit diesem Versprechen war es erwartungsgemäß nicht sehr weit her.

Stattdessen bemühte man sich zunächst darum, den zuständigen Richter Alejandro Recarey zu diskreditieren, da dieser schon zuvor seine Meinung (um nicht zu sagen: eine falsche Gesinnung) hatte durchscheinen lassen. Man warf ihm mangelnde Unparteilichkeit vor und kritisierte die Nichteinhaltung von im Amparo-Gesetz fixierten Anforderungen – etwa was vorgesehene Fristen, das Vorliegen einer offensichtlichen Rechtswidrigkeit, aktive Legitimität und Aktualität angehe. Zudem sei sein Vorgehen ein Angriff auf die Gewaltenteilung und auf die Gesundheitsbehörden. Dennoch wolle man festhalten, dass „zu allen Zeiten die Menschenrechte gewahrt und geschützt“ worden seien – ebenso wie die Freiheit von Eltern und Jugendlichen, sich impfen zu lassen – oder auch nicht. Die zugelassenen Impfstoffe seien außerdem wirksam und sicher, versicherte man. Letzterer Punkt sollte dabei eigentlich erst bewiesen werden.

Tatsächlich gaben Verfassungsrechtler schon im Voraus zu bedenken, dass die angeprangerte Kinderimpfung in Uruguay nicht obligatorisch sei und die Klage ebenso wie die Anordnungen des Richters auf wackligen Beinen stehen. Angestoßen wurde das Verfahren von Rechtsanwalt Maximiliano Dentone, der seine Legitimation für die Klage darauf basieren ließ, dass er Staatsbürger mit minderjährigen Verwandten und zudem ein Mensch mit hoher Bürgerverantwortung sei – ein Sprecher des Oberen Gerichtshofs kommentierte allerdings, dass für ein Amparo-Verfahren die Rechte der Person, die sie vorbringt, explizit verletzt werden müssen.

Ministerium verweigert Vertragsoffenlegung

Pfizer scheint sich tatsächlich aus der Angelegenheit herausgezogen zu haben: Angefragte Informationen wurden schlussendlich vom Gesundheitsministerium Uruguays (MSP) vorgebracht. Alle Antworten des MSP sind in spanischer Sprache auf dieser Website einzusehen. Wer neue Erkenntnisse erwartet, dürfte allerdings enttäuscht werden.

Zunächst verweigert man konsequent die Veröffentlichung der Kaufverträge mit den Impfstoffherstellern und möchte auch keine Angabe über Haftungsklauseln machen. Diese Verletzung der Vertraulichkeit würde Uruguay angeblich international in Verruf bringen und dem Land Türen verschließen. „[Die Veröffentlichung] würde den uruguayischen Staat haftbar machen, die Erfüllung der unterzeichneten und noch zu unterzeichnenden Verträge gefährden und die Versorgung mit den bereits erworbenen Dosen, deren Lieferung möglicherweise noch aussteht, sowie mit den in Zukunft benötigten Dosen gefährden“, so die Begründung.

Kein Hinterfragen von mRNA-Technologie und Sicherheit

Hinsichtlich Chargen und Verteilung der Impfstoffe werden in den Beantwortungen zwar einzelne Chargennummern genannt und hervorgehoben, dass man auf korrekte Lagerbedingungen und Co. achte, von tatsächlichen Qualitätskontrollen erfährt man jedoch nichts. Stattdessen wird die Priorisierung von Personengruppen in der Impfkampagne erläutert.

Informationen über potenziell schädliche Wirkungen der mRNA-Technologie werden vollständig ausgeklammert. Anstatt zu erörtern, inwieweit die Sicherheit dieser Technologie belegt ist, wird die angebliche Wirksamkeit der Impfung als Ganzes hervorgehoben – auf eine Art und Weise, die sich wie das Skript einer Pfizer-Dauerwerbesendung liest. In puncto Sicherheit hat man in Uruguay offensichtlich nie Interesse an entsprechender Forschung gehabt; man beruft sich auf den Beratenden Ausschuss für Impfstoffsicherheit GACVS, der der WHO Leitlinien zur Verfügung stelle und im Oktober 2021 zu dem Schluss gekommen sei, dass die mRNA-Präparate in allen Altersgruppen zur Reduzierung von Todesfällen und Hospitalisierungen führen würden. Nebenwirkungen wären vornehmlich leichter Natur, lediglich das Myokarditis-Risiko wird erwähnt. Man erhält keinerlei Informationen darüber, ob und inwieweit das Prinzip der Vermehrung potenziell schädlicher Impf-Spike-Proteine im menschlichen Körper jemals hinterfragt wurde.

Impfstoffe „nicht experimentell“, Technologie „neu, aber nicht neu“

Die Möglichkeit, dass die Impfstoffe Graphenoxid enthalten, wird konsequent negiert. Diese Annahme beruhe auf eine Studie, die erhebliche methodische Mängel aufweise. Da Pfizer kein Graphenoxid in den Inhaltsstoffen angebe, könne laut MSP auch keins enthalten sein. Im Hinblick auf enthaltene nanotechnologische Elemente wird auf die Lipid-Nanopartikel als Trägersystem für die mRNA hingewiesen.

Die nächste Schlussfolgerung vermag zu überraschen: „Kein Covid-19-Impfstoff in Uruguay ist experimentell“, ist man sich sicher. Warum? Weil nach herkömmlicher Definition ein Präparat nur in der „experimentellen“ Phase experimentell sei, und diese Phase finde wiederum in der vorklinischen Phase statt. Die Vakzine wurden aber (bedingt oder notfallmäßig) zugelassen und angewendet, daher können sie laut Ministerium nicht experimentell sein. Wenn Ihnen diese Aussage noch nicht fragwürdig genug erscheint, so lassen Sie sich das folgende Zitat bitte auf der Zunge zergehen: „Obwohl die Technologien, die für seine Entwicklung verwendet wurden, neu sind, sind sie nicht neu.“ [Spanisch: Si bien las tecnologías que se utilizaron para su desarrollo son novedosas, no son nuevas.] Selbst wenn man das Wort novedoso mit neuartig übersetzt, wird dieser Satz nicht sinnvoller. Es ging dem Richter hier vornehmlich um experimentelle Inhaltsstoffe, die für den Massengebrauch am Menschen nicht zugelassen sind. Das Ministerium ignoriert das – aus Berechnung oder aus Ahnungslosigkeit.

Impfung hat Covid in Uruguay quasi ausgerottet – angeblich

Im Hinblick auf Wirkung und Nebenwirkungen der Impfung verweist man auf eine durchgeführte Studie in Uruguay, die belegt haben will, dass im Juni 2021 die Inzidenz sank, weil (so wird es zumindest impliziert) zu diesem Zeitpunkt mehr als 50 Prozent der Impfberechtigten mindestens einfach geimpft waren. Eine segmentierte Regressionsanalyse soll daraufhin ergeben haben, dass es ab Tag 95 nach Beginn der Impfkampagne einen Wendepunkt gegeben habe: Dieser Wendepunkt in der Inzidenz falle mit dem Moment zusammen, in dem eine Impfabdeckung von 64 Prozent mit einer Dosis und 36 Prozent mit zwei Dosen erreicht wird. Es wird zu keinem Zeitpunkt angenommen, dass dieser „Wendepunkt“ andere Ursachen haben könnte.

Im Folgenden wird zudem behauptet, dass sowohl Hospitalisierungen als auch Todesfälle nach Impfung um beinahe 100 Prozent (die Werte pendeln zwischen 90 und knapp 98 Prozent, Sinovac liegt immer ein paar Prozentpunkte hinter Pfizer) reduziert worden seien. Auch Infektionen sollen um bis zu 78 Prozent verringert worden sein. Die Booster hätten eine sagenhafte Wirksamkeit von bis zu 99% offenbart. Auf Basis dieser Behauptungen wäre Uruguay wohl wundersamerweise das einzige Land auf der Welt, in der die Impfung tatsächlich ein riesiger Erfolg war und Covid beinahe ausrottete. In Wahrheit drängt sich der Verdacht auf, dass man Korrelation mit Kausalität verwechselte – oder, wie global leider üblich, auf mangelhaft erhobene Daten setzte.

Kaum Informationen zur Sicherheit, übliches Datenchaos bei „Covid-Toten“

In puncto Impfstoffsicherheit beruft man sich auf die Pharmakovigilanz-Einheit des Ministeriums für öffentliche Gesundheit. Die Überwachung „erfolgt durch Entgegennahme und Überwachung der angeblich auf Impfung und Immunisierung zurückzuführenden Ereignisse (ESAVI) durch die Pharmakovigilanz-Einheit und deren Auswertung zusammen mit der Immunisierungseinheit der MSP.“ Laut einer Tabelle geht man im Zeitraum vom 21. Februar 2021 bis zum 7. April 2022 von 3.110 leichten und 98 schweren Nebenwirkungsmeldungen aus – mit Melderaten von 40,1 leichten Nebenwirkungen auf 100.000 verabreichten Dosen und 1,2 schweren. Bei unter-18-Jährigen wird von Melderaten von 20,01 leichten und 2,62 schweren Nebenwirkungen auf 100.000 Dosen ausgegangen (bei 5- bis 11-Jährigen waren die Raten höher als bei 12- bis 17-Jährigen). Angeblich sei niemand nach der Impfung gestorben. Eigentlich hätten hier alle bekannten möglichen kurz-, mittel- und langfristigen Nebenwirkungen der Vakzine aufgeführt werden sollen; dem kam man jedoch nicht nach.

Später gibt das Ministerium für öffentliche Gesundheit tatsächlich zu, dass die offiziellen Todesstatistiken keinen Aufschluss darüber geben, ob die sogenannten Covid-Toten tatsächlich an Covid verstorben sind. Das Durchschnittsalter der an oder mit Covid Verstorbenen liege bei 73,6 Jahren. (Zur Erinnerung: Im Verfahren geht es um Kinder-Impfungen.) Zwischenzeitlich sollen zusätzliche Analysen durch ein Komitee durchgeführt worden sein, denen zufolge angeblich nur ein kleiner Teil von Covid-Toten „mit“ statt „an“ Covid gestorben sein soll, doch interessanterweise stoppte man die Analysen Mitte 2021. Der Aufwand schien zu hoch.

Kein Interesse an Übersterblichkeit seit Impfungen, Ungeimpfte sind angeblich Gefährder

Statt – wie angedacht – zu zeigen, dass bezüglich der Übersterblichkeit seit der Impfkampagne im Frühjahr 2021 Ursachenforschung betrieben wurde, ergeht man sich in langen Ergüssen über den Verlauf der sogenannten Pandemie in Südamerika und im Rest der Welt. Am Ende entblödet man sich nicht, (ungeimpfte) Kinder im Herbst 2021 als Infektionstreiber darzustellen.

Das Ministerium brandmarkt in ihrer Beantwortung zur Frage, inwieweit eine Gefahr durch Ungeimpfte bewiesen sei, diese Gruppe tatsächlich nach wie vor als Gefährder: „Daher sind ungeimpfte Personen deutlich ansteckender als geimpfte Personen, haben eine höhere Virusmenge im Atemwegssekret und bedeuten ein höheres Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung insgesamt.“ Man bezieht sich dabei auf einzelne Studien zur Delta-Variante und ignoriert konsequent jedwede wissenschaftliche Arbeit, die längst das Gegenteil bewiesen hat. Man behauptet zudem frei heraus, dass die Durchimpfung der Bevölkerung Uruguay quasi vor Covid-19 gerettet hätte. In Uruguay sind weniger als 83% der Bürger zweifach geimpft – weniger also als in Portugal. Dort sieht die Covid-Lage so bescheiden aus, dass viele die Befürchtungen von Experten wie Geert Vanden Bossche als bestätigt erachten, der Impflinge gar vor einer erhöhten Anfälligkeit für neuen Varianten warnte. Auch andere Erkrankungen sind auf dem Vormarsch; die Übersterblichkeit aus allen Gründen steigt (ein Phänomen, das auch Uruguay kennt, aber – wie bereits erläutert – nicht erforschen wollte).

Keine Studien zu Impf-Alternativen

Man gibt zwar eine Übersicht über die Personen, die zur Impfkampagne konsultiert wurden und die im Ministerium an der Kampagne arbeiteten; Informationen zu möglichen Verflechtungen etwa mit der Pharmaindustrie gibt man allerdings nicht.

Hinsichtlich alternativer Behandlungsmethoden sollte eigentlich erläutert werden, inwieweit an solchen geforscht wurde – stattdessen beruft man sich auf Fremdquellen wie etwa US-amerikanische Behörden und behauptet auf Basis dessen, dass Präparate wie Ivermectin wirkungslos seien. Außerdem heißt es: „Die Behandlung von COVID-19 war eine der größten Herausforderungen, die die moderne Medizin je erlebt hat.“ Mediziner wie Dr. Peter McCullough, die frühzeitig wirkungsvolle Therapien für ihre Patienten entwickelten und erfolgreich einsetzten, dürften das ein wenig anders sehen. Es wird eine Liste von Therapien angegeben, die in Uruguay zur Anwendung kommen sollen (etwa Molnupiravir, Kortikosteroide, Immunmodulatoren oder monoklonale Antikörper). Die Frage, ob im Land selbst an Alternativen zur Impfung geforscht wurde, scheint verneint werden zu müssen.

In Summe kristallisiert sich beim Sichten der „Antworten“ heraus, das man auch in Uruguay festgelegten Narrativen folgte und politische Handlungen ohne erkennbares kritisches Hinterfragen von Werbedaten der Pharmaindustrie abhängig machte. Der Gesundheitsministerium forcierte dabei sehr wohl auch eine Schlechterstellung von ungeimpften Kindern und Jugendlichen. Präsident Louis Lacalle Pou blockierte zwar entsprechende Verordnungen zu Quarantänezeiten in Schulen und sprach sich im Februar für ein Ende der Diskriminierung aus, doch Gesundheitsminister Daniel Salinas zeigte diesbezüglich keine Einsicht.

Signalwirkung

Inwieweit das Aussetzen der Kinderimpfungen aufrechterhalten wird, wird sich zeigen: Der Widerstand gegen die richterliche Entscheidung seitens der Regierung ist groß; man beruft sich dabei auch auf die „Freiwilligkeit“ der Impfung. Ein weniger kritischer Richter hätte das Pamphlet an wiedergekauten Pharma-Angaben wahrscheinlich durchgehen lassen, weswegen zu befürchten steht, dass die angekündigte Berufung Erfolg haben wird. Dennoch hat das Urteil Signalwirkung – und es zeigt eindeutig, dass die völlige Ignoranz der Politik gegenüber den Konsequenzen ihrer pharmalobbyistischen Maßnahmen immer weniger toleriert wird.

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