Wird Russland im Ernstfall Atomwaffen gegen die Ukraine einsetzen? Ein ukrainischer Spitzengeneral hält dies für möglich, sollte die ukrainische Gegenoffensive erfolgreich verlaufen. Vor allem die Lieferung von Langstreckenwaffen durch den Westen stellt eine Gefahr einer Eskalation dar.
Seit Wochen versuchen die ukrainischen Truppen, mittels einer Gegenoffensive die russischen Soldaten wieder zurückzudrängen. Zumindest in einigen Regionen scheinen Kiews Truppen kleinere Erfolge feiern zu können, wenngleich die Gesamtlage weiterhin kritisch ist. Allerdings scheint man in der ukrainischen Militärführung etwas überheblich zu sein und größere Erfolge auf dem Schlachtfeld zu erwarten, nachdem man offensichtlich bei Kharkiw einige Gebietsgewinne machen konnte.
Der Oberbefehlshaber der Streitkräfte, General Walery Saluschnyj, erklärte: „Es besteht die direkte Gefahr, dass die russischen Streitkräfte unter bestimmten Umständen taktische Atomwaffen einsetzen.“ Dies schrieb er in einem Meinungsartikel, der von der staatlichen Zeitung Ukrinform veröffentlicht wurde, wobei die alarmierenden Worte von der Washington Post und anderen US-Medien aufgegriffen wurden. „Es ist auch unmöglich, die Möglichkeit einer direkten Beteiligung der führenden Länder der Welt an einem „begrenzten“ Nuklearkonflikt völlig auszuschließen, bei dem die Aussicht auf den Dritten Weltkrieg bereits unmittelbar sichtbar ist“, fügte Saluschnyj hinzu.
Der General rief die Verbündeten dazu auf, der Ukraine Waffen mit größerer Reichweite zu senden, zumal Russland über Waffen verfüge, die zwanzigmal weiter reichen als jene der Ukraine. Doch Moskau hatte schon zuvor auf die eigene Militärdoktrin aufmerksam gemacht, die den Einsatz von Atomwaffen nur dann erlaubt, wenn es eine substanzielle Bedrohung für die nationale Sicherheit gebe. Dies wäre im Falle einer Lieferung von Langstreckenwaffen an die Ukraine der Fall, wenn die ukrainischen Truppen damit großangelegte Angriffe auf russisches Territorium durchführten.