Trumps Grönland-Offensive: Das große Pokern um die Arktis

Symbolbild (C) R24/KI

Die größte Insel der Welt ist plötzlich zum geopolitischen Zankapfel geworden. Während die meisten von uns Grönland bestenfalls als gigantischen weißen Fleck auf der Weltkarte wahrnehmen, sieht Trump dort offenbar das neue El Dorado des 21. Jahrhunderts. Doch so abwegig ist diese Vorstellung gar nicht.

Unter der kilometerdicken Eisschicht schlummert eine wahre Schatzkammer: Schätzungen zufolge lagern dort bis zu 110 Milliarden Barrel Öl – genug, um die USA für sehr viele Jahre mit dem schwarzen Gold zu versorgen. Noch interessanter sind die gewaltigen Vorkommen an Seltenen Erden, ohne die unsere moderne Technikwelt zusammenbrechen würde. Rund 38 Millionen Tonnen dieser begehrten Rohstoffe liegen dort im Boden – ein Festschmaus für Industriestrategen.

Doch während Trump mit markigen Sprüchen und kaum verhüllten Drohungen gegenüber Dänemark um die Gunst Grönlands buhlt, hat sich längst ein anderer Player in Stellung gebracht: China. Über geschickte Investitionen in Bergbauprojekte wie Kvanefjeld haben sich die Chinesen bereits einen Fuß in der Tür gesichert. Grönlands Regierungschef Múte Bourup Egede wehrt sich vehement gegen Trumps Avancen: “Grönland gehört uns. Wir stehen nicht zum Verkauf und werden niemals zum Verkauf stehen.” Starke Worte, die Trump aber kaum beeindrucken dürften. Andererseits denken die Grönländer auch über die Unabhängigkeit von Dänemark nach, von welchem sie bislang noch stark subventioniert werden.

Die strategische Bedeutung der Insel ist nicht von der Hand zu weisen. Die Thule Air Base ist längst zu einem unverzichtbaren Puzzlestück im amerikanischen Verteidigungssystem geworden. Von hier aus überwachen die USA den arktischen Luftraum – ein Luxus, den man sich angesichts der zunehmenden Spannungen mit Russland und China ungern nehmen lassen möchte. In den letzten Jahren wurde die Arktis nämlich zu einem immer wichtigeren geopolitischen Zankapfel.

Dass Trump Jr. nun persönlich nach Grönland gereist ist, zeigt, wie ernst es seinem Vater mit der Sache ist. Doch die Zeiten, in denen man Territorien einfach kaufen konnte wie Immobilien an der Fifth Avenue, sind vorbei. Die 56.000 Grönländer haben längst begriffen, welchen Wert ihre Heimat hat – und sie werden sich diese Position nicht durch vollmundige Versprechungen aus Mar-a-Lago streitig machen lassen.

Trumps Grönland-Offensive mag auf den ersten Blick wie eine seiner typischen Großspurigkeiten wirken. Doch dahinter steckt knallhartes geopolitisches Kalkül. Ähnlich sieht es auch bei seinen Einverleibungsavancen gegenüber Kanada aus. Es würde ein gewaltiger nordamerikanischer Superstaat entstehen. Die Frage ist nur: Hat er sich diesmal nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt?

Wenn Sie mit dafür sorgen möchten, dass unser unabhängiger Journalismus weiterhin eine Gegenstimme zu regierungstreuen und staatlich geförderten Medien bildet, unterstützen Sie uns bitte mit einer Spende!

Informationen abseits des Mainstreams werden online mehr denn je bekämpft. Um schnell und zensursicher informiert zu bleiben, folgen Sie uns auf Telegram oder abonnieren Sie unseren Newsletter! Wenn Sie mit dafür sorgen möchten, dass unser unabhängiger Journalismus weiterhin eine Gegenstimme zu regierungstreuen und staatlich geförderten Medien bildet, freuen wir uns außerdem sehr über Ihre Unterstützung.

Unterstützen Sie Report24 via Paypal: