Ein Menschenleben hat der 24-Jährige bereits auf dem Gewissen: 2019 schlug Halid S. einen Feuerwehrmann tot und saß dafür eine kurze Haftstrafe ab. Die Kuscheljustiz entfaltete ihre zweifelhafte Wirkung: Kaum auf freiem Fuß, wird er bereits erneut wegen einer schweren Straftat gesucht. Zusammen mit drei Komplizen soll er vor gut einer Woche in der Augsburger Innenstadt zwei Männer so zusammengeschlagen haben, dass beide stationär im Krankenhaus behandelt werden mussten.
In dem Fall ermitteln die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) der Generalstaatsanwaltschaft München und die Kriminalpolizei Augsburg. Grund dafür sei, dass es “Anhaltspunkte für einen queerfeindlichen Hintergrund” der Attacke gebe.
Laut Pressemitteilung wurden zwei Männer am frühen Sonntagmorgen (23. März) in der Augsburger Maximilianstraße von mehreren Personen sexuell beleidigt – unter anderem soll das Wort „Schwuchtel“ gefallen sein – und angegriffen. Dabei soll die Gruppe zunächst auf einen 28-Jährigen losgegangen sein und ihn geschlagen haben. Sein 26-jähriger Begleiter, der zu Hilfe eilte, sei ebenfalls geschlagen worden. Die deutlich alkoholisierten Angreifer sollen auf ihre Opfer eingetreten haben, unter anderem gegen den Oberkörper und den Kopf – beide erlitten schwere Verletzungen und mussten stationär in einem Krankenhaus behandelt werden.
Am Freitag (28. März) teilte die Augsburger Polizei mit, dass drei Männer zwischen 22 und 24 Jahren festgenommen wurden. Gegen die Verdächtigen sei Haftbefehl wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung erlassen worden. Sie befänden sich in Untersuchungshaft. Zur Identität der Festgenommenen machten die Behörden keine Angaben – alle sollen einen Migrationshintergrund haben. Ein vierter Beteiligter soll untergetaucht sein. Bei ihm soll es sich ausgerechnet um den polizeibekannten Straftäter Halid S. handeln, wie dessen Anwalt gegenüber dem “Bayerischen Rundfunk” bestätigte.
Halid S., der die deutsche, türkische und libanesische Staatsbürgerschaft besitzt, hatte am Nikolaustag 2019 als 17-Jähriger in Augsburg einen Feuerwehrmann totgeschlagen. Die Tat hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt. Der 49-jährige Familienvater war mit seiner Frau und einem befreundeten Paar auf dem Heimweg vom Christkindlesmarkt. Auf dem Königsplatz war er in einen Streit mit einer Gruppe betrunkener Jugendlicher geraten, die eine Zigarette schnorren wollten. Im Verlauf schlug S. dabei dem 49-Jährigen mit der Faust ins Gesicht. Das Opfer erlitt infolge des Schlages eine Hirnblutung und starb kurz darauf. Anschließend verprügelte der 17-Jährige zusammen mit zwei Freunden den 50 Jahre alten zweiten Mann und verletzte ihn schwer.
Die Jugendkammer des Landgerichts Augsburg verurteilte den Haupttäter Halid S. wegen Körperverletzung mit Todesfolge und gefährlicher Körperverletzung zu einer Haftstrafe von vier Jahren und sechs Monaten.
Halid S. wurde nach dem Jugendrecht verurteilt und ist mit einer milden Strafe davongekommen. Die Strafe für eine Körperverletzung mit Todesfolge hätte auch nach dem Jugendgerichtsgesetz eine Haftstrafe bis zu zehn Jahre sein können. Da im Jugendrecht nicht die Bestrafung, sondern der Erziehungsgedanke im Vordergrund steht, fallen die Strafen in den meisten Fällen geringer aus. Die Haftstrafe hat S. mittlerweile abgesessen. Nur wenige Monate nach seiner Entlassung aus der Haft wird er bereits erneut wegen einer Gewalttat gesucht – die Kuscheljustiz im besten Deutschland aller Zeiten hat wieder zwei Opfer gefordert.