„Terror!“ – So schützt man sich vor Anschlägen, Autobomben und Amokläufen

Symbolbild (C) Freepik

Deutschland und Europa werden immer gefährlicher. Terroranschläge der letzten Jahre und vereitelte Attentate der Gegenwart haben es gezeigt. Nach wie vor sind die Terrorwarnungen in Deutschland hoch. Und obwohl Politiker und Experten der Öffentlichkeit die Sicherheitsregeln bezüglich „Terroranschlägen“, „Autobomben“, „Fahrzeug-Attentaten“ oder „Amokläufen“ verschweigen, gibt es Maßnahmen, um im Fall der Fälle das eigene Überleben zu sichern.

Von Guido Grandt (gugramediaverlag)

Akute Terror-Gefahr in Deutschland

Ganz egal, was Ihnen die Politik erzählt: Die Sicherheits-Stabilität in Deutschland ist weiterhin enorm gefährdet! Das Risiko, Opfer eines Anschlags oder einer Attacke zu werden, steigt. Selbst Bundesinnenministerin Faeser bezeichnete im März 2024 die Terror-Gefahr als „akut“. Und ihr Sprecher Maximilian Kall ergänzte auf der Regierungspressekonferenz vom 1. Juli 2024: „Für Deutschland gilt weiterhin: Die Gefährdungslage im Bereich des islamistischen Terrorismus in der Bundesrepublik Deutschland ist anhaltend hoch.“ 

Nach Erkenntnissen des deutschen Verfassungsschutzes sind aus Tadschikistan, Afghanistan und Usbekistan stammende Islamisten in Deutschland untergetaucht. Mutmaßlich ungefähr fünfzig. Die meisten davon sollen in Nordrhein-Westfalen leben. Hinzu kommen, wie aus Sicherheitskreisen bekannt, derzeit 483 islamistische Gefährder in Deutschland. Darüber hinaus rund 27.500 Personen mit „Islamismus-Potenzial.“

Zum Glück wurden in den vergangenen Jahren immer wieder islamistische Anschlagsplanungen vereitelt. Mitte Dezember 2023 gab das Bundeskriminalamt dazu bekannt, dass seit 2010 insgesamt 18 islamistische Terroranschläge in Deutschland verhindert wurden. Neun davon alleine in Nordrhein-Westfalen. Aber auch in Hessen und Hamburg, in Sachsen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und in Berlin wurden Terror-Attacken vereitelt.

Die US-amerikanische Bundespolizei FBI unterscheidet zwischen inländischem und ausländischem Terrorismus. Der Unterschied liegt allein darin, wer Gewalt wo ausgeübt. In beiden Fällen jedoch wird Terrorismus definiert als Akte der Gewalt, die darauf abzielen, die Zivilbevölkerung einzuschüchtern und somit die jeweiligen Regierungen zu beeinflussen. Dazu zählen neben dem Einsatz von Sprengstoff auch der von ABC-Waffen sowie Angriffe auf Computer und Informationsnetze (Cyber-Terrorismus). Terror-Attacken können von Einzeltätern oder von einer gut organisierten und finanzierten Gruppe begangen werden. Ihre Ziele sind zumeist dieselben: Terror, Chaos, Zerstörung und Tod herbeizuführen. Dennoch können bestimmte Präventions- und Sicherheitsregeln dazu führen, dass man sich vor Anschlägen schützen beziehungsweise sie überleben kann. Man muss nur wissen, wie!

Präventive Sicherheitsregeln bezüglich Terroranschlägen

► Halten Sie sich hinsichtlich der aktuellen Gefährdungslage über die Medienberichterstattung oder auf den Homepages der Sicherheitsbehörden (BKA etc.) auf dem Laufenden.

► Meiden Sie generell Menschenansammlungen und Demonstrationen. Und natürlich die Risikoorte für Anschläge, wenn es dort zu Gefährdungslagen kommt! Mitunter öffentliche Plätze (und Marktplätze, leider auch Weihnachtsmärkte), Einkaufszentren, Flughäfen und Bahnhöfe. Und auch Großveranstaltungen, Konzerte und Sportereignisse (z.B. in Fußballstadien). Konkret gefährdet sind auch Atomkraftwerke, Chemie- und Waffenfabriken, US-amerikanische Militärbasen, Bankenviertel, Touristenattraktionen oder das Regierungsviertel in Berlin. Selbst in Bussen, Bahnen und Zügen müssen Sie inzwischen auf der Hut sein.

► Denken Sie auch daran, dass die meisten terroristischen Aktivitäten in Zeiten mit hohem Verkehrsaufkommen geschehen, weil sich damit die Zahl der eventuellen Opfer erhöht. Meiden Sie deshalb möglichst gerade diese Zeiten. Gehen oder fahren Sie früher oder etwas später an Ihren Zielort.

► Meiden Sie am besten gleich ganz die Nähe zu US-Militärbasen oder anderen Militäreinrichtungen.

► Egal, wo Sie an diesen Orten sind: Prägen Sie sich unbedingt die Fluchtwege (in Gebäuden die Notausgänge etc.) in verschiedenen Richtungen ein.

► Laufen Sie nicht „blind“ herum, sondern wenn Sie sich irgendwo aufhalten, dann achten Sie auf spezielle Gegenstände, die dort fehl am Platz sind. Zum Beispiel auf unbeaufsichtigte Koffer, Rucksäcke, Taschen, verwaiste Aktentaschen auf einem Flughafen, Bahnhof, an einer Bushaltestelle oder einem öffentlichen Platz. Dasselbe gilt für einen „verwaisten“ Karton auf einer Parkbank etc. Melden Sie Ihre Beobachtung den Sicherheitsbeamten und beschreiben Sie Personen oder den Gegenstand, der Ihnen aufgefallen ist, möglichst konkret.

► Achten Sie auf Personen, die sich verdächtig verhalten, sich immer wieder nervös umblicken und hektisch telefonieren. Oder wenn diese sich in einem Bereich mit dem Schild Nur für autorisiertes Personal aufhalten und versuchen das Sicherheitspersonal bewusst zu umgehen. Auch wenn sie für die jeweilige Jahreszeit unpassend angezogen sind (Mantel oder Jacke im Hochsommer bzw. einen ausgebeulten langen Mantel trotz Hitze tragen etc.). Denn unter der Kleidung könnte sich ein Sprengstoffgürtel befinden. Ein herkömmlicher Selbstmordbomber trägt etwa fünf bis fünfzehn Kilogramm Sprengstoff am Körper. Normalerweise ist dieser in eine Weste eingenäht, oft versetzt mit Nägeln, Kugellagern und anderen Metallstücken, die als Schrapnell fungieren. Damit werden nach einer Explosion die Zahlen von Verletzten und Toten nach oben getrieben.

Verhaltens-Sicherheitsregeln bei einem Terroranschlag

Für den Worst Case, also den schlechtesten anzunehmenden Fall, wenn Sie sich nämlich nicht rechtzeitig von einem Anschlagsort entfernen können und eine Bombe explodiert, gelten nachfolgende Tipps:

► Wenn Sie sich unmittelbar im Fokus einer Bombenexplosion befinden und nicht verletzt werden oder sind, dann versuchen Sie so schnell wie möglich und mit größter Vorsicht den Gefahrenort zu verlassen. Denn es besteht das Risiko, dass ein weiterer Sprengsatz explodiert!

► Benutzen Sie niemals einen Fahrstuhl und prüfen Sie Böden und Treppen auf Einsturzgefahr.

► Wenn Sie es nach draußen schaffen, dann achten Sie unbedingt auf herabfallendes Mauerwerk oder Dachziegel von beschädigten Gebäuden.

► Gelingt es Ihnen nicht und Sie haben keine Möglichkeit oder Gelegenheit, den Gefahrenbereich zu verlassen, dann suchen Sie Deckung. Etwa hinter einer Mauer oder einer Säule. Meiden Sie dabei Glasfronten und Fenster, weil Sie bei einer erneuten Explosion von umherfliegenden Glassplittern und Scherben schwer verletzt werden könnten.

► Wenn es nirgends eine Deckung gibt, dann legen Sie sich flach auf den Boden. Schützen Sie Ihren Kopf mit den Händen, kreuzen Sie Ihre Beine und öffnen Sie den Mund. So vermeiden Sie, dass durch die Erschütterung und die Druckwelle einer Detonation Ihre Lunge und das Trommelfell platzen!

► Wenn Sie bei dem Terroranschlag verletzt wurden und sofortige Hilfe brauchen, dann bleiben Sie ruhig und schreien Sie nicht! Und zwar aus folgendem Grund: Rettungshelfer gehen mitunter bei einem Anschlag nach der sogenannten „Primärsichtung“ vor, die pro Patient nicht mehr als ein bis zwei Minuten dauern sollte. Dabei gilt die Faustregel, dass Opfer, die laut schreien, den Umständen entsprechend zumeist nicht so schwer verletzt sind, wie regungslose. Deshalb betreuen Ersthelfer zunächst die zuletzt Genannten. Wenn man sich also ruhig verhält, werden die Rettungskräfte sich schneller um einen kümmern und notversorgen.

Terror-Amok-Fahrten und Autobomben

Zahlreiche Beispiele aus der Vergangenheit bestätigen die Bedenken der Sicherheitsbehörden in Europa, die davon ausgehen, dass Dschihadisten als Einzeltäter vermehrt Auto-LKW- oder Lieferwagen-Attacken auf die Zivilbevölkerung durchführen könnten. In der Tat sind Fahrzeuge die am einfachsten zu beschaffenden tödlichen Waffen, die nicht nur durch Menschenmengen rasen, sondern auch mit Sprengstoff beladen werden können.

Beispiele zurückliegender Terror-Amok-Fahrten in Europa:

• August 2017: Ein Täter fährt mit einem Lieferwagen im Zickzackkurs durch die Fußgängerzone von Barcelonas Flaniermeile Las Ramblas. Es gibt 15 Tote und 120 Verletzte.

• Juni 2017: Ein walisischer Staatsangehöriger steuert kurz nach Ende des Abendgebetes einen Lieferwagen in eine Menschenmenge in der Nähe der Moschee Finsbury Park. Mindestens acht Menschen werden schwer verletzt.

• Juni 2017: Auf der London Bridge überfahren drei Attentäter mehrere Fußgänger. Dann attackieren sie wahllos Passanten. Sieben Menschen sterben.

• April 2017: In Stockholm rast ein usbekischer Täter mit einem gekaperten LKW in eine Menschenmenge auf einer Einkaufsstraße und dann in ein Kaufhaus. Fünf Menschen kommen ums Leben, fünfzehn werden verletzt.

• März 2017: Auf der Westminister Bridge im Zentrum Londons steuert der Attentäter Khalid M. absichtlich ein Auto in Fußgänger, tötet drei Menschen, anschließend ersticht er einen Polizisten auf dem Gelände des britischen Parlaments. Neben den vier Toten sind vierzig Verletzte zu beklagen.

• Dezember 2016: Der IS-Terrorist Anis Amri rast mit einem gekaperten LKW in einen Berliner Weihnachtsmarkt. Zwölf Menschen sterben, 55 werden verletzt, zum Teil schwer.

• November 2016: Ein IS-Kämpfer und somalischer Student der Ohio State University im US-amerikanischen Columbus fährt auf dem Campus in eine Gruppe Fußgänger. Dann greift er Passanten mit einem Messer an und verletzt elf Menschen.

• Juli 2016: Der Tunesier Mohamed Lahouaiej Bouhlel fährt in Nizza auf dem Strandboulevard Promenade des Anglais mit einem Lkw in eine Menschenmenge. Dabei sterben 86 Menschen und mehr als 200 werden verletzt.

Präventive Sicherheitsregeln bezüglich Fahrzeug-Attentaten

Die bittere Wahrheit ist: Wenn Sie sich jemals in der Situation befinden, dass ein solcher Massenmörder mit einem Fahrzeug durch eine Menschenmenge rast, haben Sie schlechte Karten! Es gibt nur eine Möglichkeit, um Ihr Leben zu schützen: Sie müssen schon im Vorfeld an Ihre eigene Sicherheit denken, um für den Fall der Fälle richtige Entscheidungen zu treffen. Sprich: erst gar nicht Opfer eines Fahrzeug-Anschlags zu werden!

► Machen Sie sich stets mit dem Gelände vertraut, auf dem Sie sich bewegen. Verschaffen Sie sich einen Überblick, schauen Sie nach möglichen Fluchtwegen. So können Sie bei einer Amokfahrt, die garantiert eine Massenpanik auslösen wird, die richtige Route aus der unmittelbaren Gefahrenzone nehmen!

► Meiden Sie im Vorfeld belebte Plätze, die direkt neben nicht mit Pollern gesicherten Straßen liegen. Aber auch jene, die von Sicherheitsbehörden als gefährdet eingeschätzt werden.

► Seien Sie stets bei Touristenattraktionen, Militäreinrichtungen und Regierungsgebäuden aufmerksam. Hier besteht ein besonders hohes Risiko.

► Meiden Sie deshalb auch generell Menschenansammlungen und Demonstrationen. Vor allem politische, religiöse oder ethnische.

► Bedenken Sie: Die häufigsten Amokfahrten geschehen zu Zeiten mit hohem Verkehrsaufkommen, so wie die meisten Terror-Anschläge. Ich erwähnte es bereits. Also genau da, wo viele Menschen unterwegs sind, weil die Terroristen eine möglichst hohe Opferzahl erreichen wollen. Vor allem mittags oder nachts oder an Feiertagen und Wochenenden. Ganz besonders in diesen Zeiten sollten Sie extrem vorsichtig sein und die oben genannten Orte möglichst meiden.

Präventive Sicherheitsregeln bezüglich Autobomben

► Autobomben werden im Militärjargon VBIED = vehicle-borne improvised explosive device (fahrzeuggestützte unkonventionelle Sprengvorrichtung) genannt.

► Halten Sie vor allem an „Risiko-Orten“ Ausschau nach Fahrzeugen, die offensichtlich schwer beladen sind. Insbesondere das Heck von Limousinen.

► Parkt ein Fahrer überhastet oder auffällig und dann auch noch in entgegengesetzter Richtung im Parkverbot vor einem Bahnhof, Flughafen etc. lohnt sich ebenfalls ein kritischer Blick.

► Auch wenn Nummernschilder fehlen, sollten alle Alarmglocken angehen.

► Ebenso, wenn ein komischer Geruch oder Rauch von einem Auto aufsteigt. Gleich gar, wenn Sie Benzinkanister, freiliegende Kabel oder ein zu einem Handy führendes Kabel entdecken! Bedenken Sie: Ein Auto kann mit C4, PETN oder Semtex beladen sein. Mitunter auch mit herkömmlichem Schwarzpulver, Dynamit, TNT, Nitroglyzerin oder normalem Brennstoff. Wenn Ihnen also ein solches Fahrzeug auffällt, dann verständigen Sie sofort die Sicherheitsbehörden!

► Bedenken Sie: Der Tod auf Rädern kann einen enormen Spreng-Radius besitzen. Beispielsweise ein Auto (max. Sprengstoffbeladung 227 – 455 Kilogramm) = 30 Meter (Mindestentfernung bei einer Evakuierung: 457 – 534 Meter). Ein Lieferwagen (max. Sprengstoffbeladung 1.818 Kilo) = 61 Meter Mindestentfernung bei einer Evakuierung: 838 Meter). Ein LKW (max. Sprengstoffbeladung/je nach Modell 4.545 Kilo bis 27.273 Kilo (Sattelschlepper) = 91 – 103 Meter (Mindestentfernung bei einer Evakuierung: 1.143 – 2.134 Meter).

► Autobomber gehen mitunter sehr perfide vor: So zünden Sie verschiedene Autobomben direkt hintereinander, um Ersthelfer, Neugierige und Rettungskräfte gleich danach erneut mit in den Tod zu reißen.

► Gezündet wird eine Autobombe entweder mithilfe von Fernzündern (mit einem Mobiltelefon), Zeitzündern, Brandsätzen (Lunten), dem Öffnen einer Wagentür oder durch Druck auf Gaspedal oder Bremse.

Amokläufe & Schießereien

Ganz egal, ob Sie in einem Einkaufszentrum, im Bahnhof, am Flughafen, an Ihrem Arbeitsplatz oder in der Schule überfallen werden – Sie sind ein verdammt leichtes Ziel, wenn ein Schütze oder Amokläufer das Feuer auf Sie eröffnet!

Aus den USA liegen Zahlen vor: Dort gibt es durchschnittlich zwölf Massenschießereien mit drei oder mehr Opfern pro Jahr (Stand: 2016). Der Anteil der Morde am Arbeitsplatz mit Schusswaffen beträgt 78 Prozent. Das Verhältnis von männlichen zu weiblichen Opfern beläuft sich auf 4:1.

Soweit die Theorie. Kommen wir nun zur Realität, die vor fünfzehn Jahren auch mich selbst einholte! Am 11. März 2009 stürmte der 17-jährige Tim K. in die Albertville-Realschule in Winnenden, erschoss Schülerinnen, Schüler, Lehrerinnen und einen Mitarbeiter der Psychiatrischen Klinik. Dann nahm er sich eine Geisel und tötete in einem Autohaus in Wendlingen weitere Menschen, bevor er selbst die Waffe gegen sich richtete. Insgesamt starben bei diesem Amoklauf sechzehn Menschen.

So jedenfalls die „offizielle“ Geschichte, die ich in meinem Buch 11.3. – Der Amoklauf von Winnenden – Hintergründe, Widersprüche und Vertuschungen sowie in zahlreichen Artikeln und einem Film immer bezweifelt habe. Aber um das geht es mir an dieser Stelle nicht.

Als der Amokläufer noch unterwegs war, stand ich bereits mit meinem Kamerateam vor der Albertville-Realschule und interviewte verschiedene Protagonisten.

Damals schrieb ich: „Ich blicke direkt in das Auge der Hölle, sehe weinende, zusammengebrochene, verletzte Menschen, Jugendliche und Erwachsene, die mit stummem Blick entweder all das Leid erfassen wollen, das ihnen gerade widerfahren ist oder Gott danken, dass sie entkommen konnten. Dass sie nicht zu den Opfern des Amokläufers gehören, der noch hier vor wenigen Minuten wie ein Berserker wütete und ein unbeschreibliches Blutbad mit Toten und Verletzten hinterlassen hat. Überall sind Sanitäter, Notärzte, Polizeibeamte, Seelsorger und private Hilfskräfte. Krankenwagen fahren im Minutentakt vor, Polizeikolonnen rasen mit Blaulicht durch die Straßen. Draußen vor der Halle, in der ich fast atemlos stehe, ist es laut. Laut von den Sirenen der Polizei- und Krankenwagen. Laut vom Flappen der Rotorenflügel der Polizeihubschrauber, die über der Albertville-Realschule und der näheren Umgebung wie Geier kreisen, bereit sich sofort auf ihre Beute – den noch immer flüchtigen Amokläufer – zu stürzen. Laut von den unzähligen Pressevertretern, die fast alle eine Liveschalte per ‚Satellite News Gathering‘, wie es im Fachjargon heißt, in ihre Heimatländer senden. Ich sehe Übertragungswagen von allen privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern aus ganz Deutschland, deren Satelliten-Schüsseln all das Leid der letzten Stunden aufzufangen scheinen, wie Kleeblätter den Morgentau. Ein beinahe undurchdringlicher Wald aus Fahrzeugen mit Parabolantennen. Sogar CNN und das türkische Fernsehen sind schon da. Später werden es Kollegen fast überall aus der Welt sein.

Doch hier drinnen, in der Halle, gleich gegenüber der Albertville-Realschule, in die ich nun zufällig auf der Suche nach dem provisorisch eingerichteten Pressezentrum gelangt bin, an dutzenden von Polizeibeamten vorbei, scheint die Zeit stillzustehen. Als ob sich alle Protagonisten in Slowmotion, in Zeitlupe bewegen, Gott ihnen eine kleine Verschnaufpause gönnen würde, um dem Grauen für verzögerte Sekundenbruchteile in der Matrix der Zeit zu entkommen. Aber es gibt kein Entkommen. Nicht hier. Nicht jetzt. Erst viele Wochen danach wird man den Vergleich vom amerikanischen 11. September 2001 und dem deutschen 11. März 2009 verstehen. Viele Tage und Nächte danach. Voller Aufbereitung, quälender Fragen, Unverständnis, Angst, Trauer und auch Wut. Denn nach 9/11 ist eine ganze Welt in einem Schockzustand versunken. Nach dem 11.3 zumindest ganz Deutschland. Bis heute …“

Soweit ein Teil meines Zeit- und Augenzeugenberichtes von damals. Tatsächlich können Sie von einem Moment zum anderen in eine solche Situation kommen, in dem Sie von einem Todesschützen bedroht werden. Oder sich Knall auf Fall inmitten einer Schießerei befinden. Ohne jegliche Vorwarnung.

Denken Sie dabei nur an die dschihadistische Terroranschlagsserie im Zentrum Paris und in verschiedenen Vororten am 13. November 2015. An diesem Tag wurden hunderte Konzertbesucher während des Auftritts einer Death Metal-Band im Konzertsaal des Bataclan von drei schwer bewaffneten Terroristen als Geiseln genommen. Die Terroristen feuerten mit Kalaschnikow-Sturmgewehren in das Publikum und warfen Handgranaten in die Menge. Einige Geiseln sprachen sogar von Hinrichtungen. Insgesamt starben 130 Menschen (ebenso sieben Attentäter), 683 wurden verletzt. Zu den Anschlägen bekannte sich der Islamische Staat.

So schnell kann es passieren und dann geht es nur noch ums nackte Überleben!

Bevor ich Ihnen verrate, wie Sie sich in einem solchen Fall richtig verhalten, zuerst noch das: Amokschützen suchen sich zumeist Orte aus, an denen sie ungehindert und zeitlich unbeschränkt so viele Menschen wie möglich erschießen können, bevor sie sich selbst richten, gefasst oder getötet werden. Normalerweise sind das öffentliche Plätze, auf denen sich eine große Menschenmenge aufhält, Einkaufszentren, Konzerthallen, Märkte, Bahnhöfe, Schulen, Kinos, Geschäfte …

Und noch etwas: Nach einem eingegangenen Notruf vergehen durchschnittlich elf Minuten, bis die Polizei den Tatort erreicht. Sondereinsatzkommandos benötigen fast sechzig Minuten. Das jedenfalls ergaben US-amerikanische Untersuchungen. Für Sie heißt das nichts anderes, als dass Sie notfalls eine Stunde lang mit dem Amokläufer konfrontiert werden könnten. Nur richtiges Verhalten und effektive Reaktionszeit retten dann noch Ihr Leben! Dabei besagt eine Faustregel: Wenn Sie die ersten zehn Sekunden eines Amoklaufs überstehen, steigen Ihre Überlebenschancen deutlich. Aber das ist eine verflucht knappe Zeitspanne!

Verhaltens-Sicherheitsregeln bei einem Amoklauf oder bei einer Schießerei

► Zunächst: Wenn Sie bevorzugte „Amoklauf-Orte“ aufsuchen, dann prägen Sie sich vorher die Fluchtwege in verschiedenen Richtungen ein. Ebenso alle Gegenstände, die Ihnen im Notfall Deckung geben könnten. Dazu gleich mehr …

► Die Sekundenbruchteile nach dem ersten Schuss entscheiden über Leben und Tod!

► Verharren Sie deshalb nicht wie gelähmt. Damit geben Sie ein sichtbares Ziel ab.

► Verfallen Sie aber auch nicht in Panik. Denn dann besteht die Gefahr, dass Sie völlig kopflos genau dahin rennen, wo es keinen Schutz gibt. Oder sogar unbeabsichtigt die Schusslinie des Täters kreuzen.

► Unterdrücken Sie den Impuls, sich instinktiv mit den Händen über dem Kopf auf den Boden zu legen. Denn so sind Sie ein leichtes Opfer.

► Versuchen Sie, besonnen zu reagieren, denn Ihnen bleibt nicht viel Zeit zum Handeln. Und zwar so: Bewegen Sie sich raus aus der „Todeszone“. Das heißt: Entfernen Sie sich sofort aus der unmittelbaren Reichweite von Schusswaffen, aber ohne die eigene Position zu verraten. Dabei können Sie sich am Mündungsfeuer orientieren (die roten Mündungsblitze treten nur direkt an der Waffe auf). Also weg davon!

► Nehmen Sie die Richtung, die Ihrem Fokus oder dem des Schützen „entgegengesetzt“ ist! Dieser Weg führt weg von ihm.

► Bleiben Sie ständig in Bewegung, am besten in einem unvorhersehbaren Zickzackmuster. Damit geben Sie kein leichtes Ziel ab und sind schwerer zu treffen. Halten Sie sich geduckt, so werden Sie kleiner. Notfalls können Sie auch kriechen oder robben.

► Bewegen Sie sich vorsichtig von einem Deckungspunkt zum anderen und bringen Sie so viele Hindernisse wie möglich zwischen sich und den Schützen.

► Sobald er seine Waffe nachlädt, bleiben Ihnen einige Sekunden, um sich aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich zu bringen.

► Wenn es einen erreichbaren Ausgang gibt, dann nehmen Sie ihn! Das kann auch ein niedriges Fenster oder eine Feuerleiter sein.

► Bleiben Sie stets im Schatten beziehungsweise dunklen Bereich.

► Wenn es keine Fluchtmöglichkeiten gibt, dann suchen Sie schnellstens Deckung. Gemeint sind jene Stellen, die außerhalb des Sichtbereichs des Schützen liegen.

► Als Deckungsmöglichkeiten kommen Möbel, Skulpturen, Säulen, große Blumentöpfe, Einkaufswagen, Kleiderständer etc. in Frage. Vor allem massives Holz, Beton, Stahl und Granit sind „kugelsichere“ Materialien. Gipsplattenwände, Glas- und Kunststoffobjekte jedoch nicht! Um es Ihnen zu versinnbildlichen: Wenn es zu einem Amoklauf oder zu einer Schießerei kommt, dann sollten Sie sich nicht hinter einer Mülltonne verstecken, sondern möglichst hinter einer Beton- oder Stahlsäule. Auch nicht hinter einem Sofa, sondern hinter einem Schreibtisch oder Hotelzimmertisch, weil die Arbeitsflächen häufig aus Granit oder Stahl gefertigt sind. Verschanzen Sie sich draußen bei einem Auto keinesfalls hinter dem leeren Kofferraum, sondern auf der Seite der Motorhaube. Das bringt eine zusätzliche Schicht von massivem Material zwischen Sie und die Kugeln des Schützen.

► Folgt Ihnen der Täter in einen Raum – weil es keinen anderen Fluchtweg gibt – versuchen Sie rechtzeitig die Türen hinter sich zu schließen. Verbarrikadieren Sie diese mit Möbeln oder zusätzlichen Gegenständen. Bleiben Sie nicht an der Tür stehen, weil der Schütze hindurch schießen könnte. Gehen Sie stattdessen so weit wie möglich von ihr weg und legen sich flach auf den Boden. Oder verschanzen Sie sich hinter einem umgeworfenen Tisch oder in einer Ecke.

► Setzen Sie einen Notruf mit Ihrem Handy ab! Aber Achtung: Stellen Sie es auf lautlos, wenn Sie sich verstecken. Ansonsten kann Sie der Klingelton verraten!

Bücher von Guido Grandt finden Sie auf: gugramediaverlag.wordpress.com

Quellenverzeichnis:

  • Elmar Theveßen: Terror in Deutschland, München/Berlin 2016
  • Tim MacWelch: Einfach alles überleben, Stuttgart 2016
  • Cade Courtley: Der Navy Seal Survival Guide, München 2013

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