Mit Gürtelrose ist nicht zu spaßen: Zoster-Infektionen bedeuten für Betroffene nicht nur starke Schmerzen, es drohen auch Spätfolgen. Insbesondere der Zoster ophthalmicus, die Gürtelrose am bzw. im Auge, kann zu dauerhaften Einschränkungen wie der Erblindung des betroffenen Auges führen. Dass man Gürtelrose mit Impfungen entgegenwirken will, ist daher durchaus verständlich. Eine aktuelle Studie zeigt jedoch, dass der Schuss nach hinten losgehen kann.
Varicella-Zoster-Viren führen bei der Erstinfektion zu Windpocken. Unser Körper reagiert darauf mit der Bildung entsprechender Antikörper: Die Viren ziehen sich daraufhin in die Ganglien (Nervenknoten) zurück und verharren dort inaktiv. Problematisch wird es, wenn sie reaktiviert werden – etwa durch eine Schwächung des Immunsystems. Dann entwickelt sich eine Gürtelrose.
Ist der Nervus ophthalmicus, der für die sensible Versorgung unserer Augenregion zuständig ist, betroffen, handelt es sich um eine Gürtelrose am Auge (Zoster ophthalmicus). Diese muss in jedem Falle frühzeitig behandelt werden, weil Komplikationen zu empfindlichen Spätfolgen führen können: Möglich ist nicht nur ein teilweiser Sehkraftverlust auf dem betroffenen Auge, sondern auch eine Erblindung.
Impfung erhöht Risiko, statt es zu senken
Eine Studie zeigte nun, dass Menschen, die mit einem rekombinanten Zoster-Impfstoff geimpft wurden, nicht etwa ein niedrigeres Risiko für einen Zoster ophthalmicus haben, sondern ein höheres. Verglichen wurden in der Arbeit die Daten von 12.762 ungeimpften Personen mit denen von 3.646 geimpften. Alle hatten eine Vorgeschichte von Zoster ophthalmicus. Unter den Impflingen war das Risiko für ein Rezidiv, also ein Wiederauftreten der Infektion, in den ersten 8 Wochen nach der Impfung um das 1,6-Fache erhöht.
Leider ist nichts über Schweregrad und Folgen der Erkrankungen bekannt, da diese Informationen den Daten, die zur Analyse verwendet wurden, nicht zu entnehmen waren.
Bekannte Beschwichtigungen
Die Hauptautorin der Studie, Dr. Nisha Acharya, bemühte sich zwar, der Epoch Times gegenüber hervorzuheben, dass dieses Risiko nicht stark erhöht sei. Für eine Änderung von Impfempfehlungen sei es zu früh, die Daten bedeuteten auch nicht, dass Menschen, die sich schon infiziert haben, nicht geimpft werden sollen. Sie zeigt sich zuversichtlich, dass der Nutzen der Impfung das Risiko überwiegt.
Zur Einordnung sei an dieser Stelle allerdings darauf hingewiesen, dass Dr. Nisha Acharya auch an einer von den National Institutes of Health finanzierten Studie aus dem Jahr 2021 mitwirkte, die eine hohe Wirksamkeit der rekombinanten Zoster-Impfung gegen Gürtelrose im Auge nachgewiesen haben will. Problematisch: Man arbeitete mit Daten von knapp 4.850.000 Menschen, von denen aber nur sage und schreibe 3,7 Prozent nach Impfschema vakziniert waren – die naturgemäß geringe Zahl an Erkrankungen in der kleinen Gruppe der Impflinge (es gab nur 30 Fälle) macht aussagekräftige statistische Auswertungen unmöglich. So lag die Inzidenz bei Impflingen in der Altersgruppe von 50 bis 59 Jahren bei 0, weil hier keine Fälle auftraten. Bei anderen Altersgruppen wurden gar keine genauen Fallzahlen mehr angegeben, weil das den Datenschutz der Patienten beeinträchtigt hätte. Solche Angaben sind wertlos.
Obendrein gibt man in der Diskussion an, dass geimpfte Individuen angeblich kränker seien als ungeimpfte und dass dies bei der Einschätzung der Impfwirksamkeit berücksichtigt werden müsste. Vom Healthy Vaccinee Effect (demzufolge man bei kranken Menschen naturgemäß auf eine zusätzliche Belastung durch die Impfung lieber verzichtet, sodass die Gruppe der Impflinge tendenziell gesünder ist, nicht kränker) hat man dort offenkundig noch nie etwas gehört. Dieser oft vernachlässigte Effekt sorgt dafür, dass die Impfwirksamkeit gern überschätzt wird – die Autoren behaupteten derweil das exakte Gegenteil. Es kann leider nicht davon ausgegangen werden, dass eine mangelhafte Wirksamkeit der Impfung von diesen Wissenschaftlern überhaupt als denkmöglich erachtet wurde.
Impfung löst Immunreaktion und somit Gürtelrose aus
Das laut der neuen Studie erhöhte Risiko für ein Gürtelrosen-Rezidiv am Auge erklärt Dr. Acharya mit einer durch die Impfung ausgelösten Reaktion des Immunsystems auf die Virusreste im Auge. Die Bekämpfung der Viren führe zu einer Entzündung und so zum erneuten Auftreten der Gürtelrose. Sie und die übrigen Studienautoren empfehlen daher, dass Menschen mit einer Vorgeschichte von Zoster ophthalmicus nach der Impfung speziell überwacht werden.
Ob der von der Pharmaindustrie und pharmafreundlichen Behörden wie den NIH kolportierte Nutzen wirklich die Risiken übersteigt, sollte jeder Mensch am Ende selbst für sich beurteilen. Studienergebnisse wie jene zur Reaktivierung von Zoster-Infektionen im Auge zeigen jedenfalls, dass mit Arzneimitteln und Impfstoffen in biologische Prozesse eingegriffen wird, die der Mensch in Wahrheit noch nicht ausreichend versteht. Nicht alle Konsequenzen solcher Interventionen zeigen sich zeitnah.