Studie: Antidepressiva tragen auch zur Antibiotika-Resistenz von Bakterien bei

Bild: Viele Menschen verlassen sich auf die Wirkung von Antidepressiva. Bild: (C) Freepik @pvproductions

Offensichtlich sorgt nicht nur der massenhafte Missbrauch von Antibiotika für die Entstehung Antibiotika-resistenter Bakterien. Auch Antidepressiva tragen laut einer neu veröffentlichten Studie dazu bei. Die Ergebnisse sind alarmierend.

Sie gelten als eine der größten Gesundheitsbedrohungen der Zukunft: Antibiotika-resistente Bakterien. Diese könnten die Menschheit bereits in wenigen Jahrzehnten zurück in die Prä-Penicillin-Ära zurückwerfen, als bakterielle Infektionen für unzählige Menschen den sicheren, schmerzhaften Tod bedeuteten. Schon jetzt sorgen solche „Superbugs“, wie man sie im Englischen nennt, für zunehmende Probleme in der medizinischen Behandlung. Denn wenn selbst die stärksten Breitband-Antibiotika nicht mehr helfen, die eigentlich nur in Ausnahmefällen angewendet werden, kann auch die moderne Medizin nicht mehr viel tun.

Als Hauptgrund für die Entstehung solcher Resistenzen bei den Bakterien gilt der missbräuchliche und unsachgemäße Einsatz von Antibiotika. Wenn man bei bakteriellen Infektionen die Behandlung nicht entsprechend der ärztlichen Anweisungen bis zum Ende durchzieht, sorgt dies für eine Art Lernkurve bei den Bakterien (ähnlich einem Trainingsprogramm), die somit immun gegen diese Medikamente werden und diese Immunität auch bei der Vermehrung weitergeben. Doch es gibt laut einer neu veröffentlichten Studie noch einen weiteren gewichtigen Faktor, der bislang völlig unbeachtet blieb: Andere Medikamente, die eine ähnliche Wirkung auf diese Bazillen haben – Antidepressiva.

„Schon nach wenigen Tagen entwickeln die Bakterien Resistenzen, und zwar nicht nur gegen ein, sondern gegen mehrere Antibiotika“, so Jianhua Guo, einer der Autoren der Studie und Professor am Australian Centre for Water and Environmental Biotechnology der University of Queensland, gegenüber Nature. „Das ist sowohl interessant als auch beängstigend“. Denn dieser Effekt war bislang noch nicht bekannt. Allerdings erkannte Guo bereits im Jahr 2014, dass Bakterien im Abwasser von privaten Haushalten mehr Gene für Antibiotika-Resistenzen aufwiesen als jenes von Krankenhäusern. Weitere Untersuchungen führten dann zur Erkenntnis, dass eben die Antidepressiva dafür verantwortlich sind.

In der Studie setzten die Forscher Escherichia coli oder E.coli-Bakterien fünf gängigen Antidepressiva aus: Sertralin (Zoloft), Duloxetin (Cymbalta), Bupropion (Wellbutrin), Escitalopram (Lexapro) und Agomelatin (Valdoxan). Anschließend setzte das Team die Bakterien über einen Zeitraum von zwei Monaten dreizehn Antibiotika aus sechs verschiedenen Medikamentenklassen aus. Jedes der Antidepressiva führte dazu, dass die E.coli eine Antibiotika-Resistenz entwickelten, aber zwei davon, Sertralin (Zoloft) und Duloxetin (Cymbalta), hatten die stärksten Auswirkungen und produzierten die größte Anzahl resistenter Bakterienzellen. Zudem erkannten Guo und dessen Team, dass Antidepressiva in der Lage sind, Bakterien zu töten bzw. deren Wachstum zu verlangsamen. Weiters würden sie eine „SOS-Antwort“ bei den Bakterien verursachen, welche Verteidigungsmechanismen auslöse, was sie auch resistenter gegenüber Antibiotika mache.

Das größte Problem dabei sei, dass eines der Antidepressiva, Sertalin, die Spezies-übergreifende Übertragung von Genen zwischen Bakterienzellen vorantreibt. Dies heißt: Wenn beispielsweise eigentlich für die menschliche Gesundheit ganz harmlose (oder sogar hilfreiche) Bakterien über die Antidepressiva eine Resistenz gegen Antibiotika entwickeln, können sie diese an gesundheitsgefährdende Bakterien weitergeben. Also alles in allem keine positiven Aussichten, zumal Antidepressiva zu den am weitest verbreiteten Medikamenten gehören…

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