So “kriegstauglich” ist Deutschland: Polizisten feuern scharf auf übende Soldaten in Bayern

Symbolbild: Polizisten und übende Soldaten. (C) Report24 KI

Die Bundesrepublik Deutschland stellt sich einmal mehr als desorganisierter Haufen nicht miteinander kommunizierender Behörden dar. Vom 22. bis zum 29. Oktober findet in Bayern die militärische Großübung “Marshal-Power” statt. Die Polizei wurde darüber offenbar nicht informiert. Als “besorgte Bürger” den Notruf wählten, rückten Polizisten an, feuerten im scharfen Schuss auf die Soldaten und verletzten einen davon.

Am Mittwoch, dem 22. Oktober, gegen 17 Uhr erhielt die Polizeiinspektion Erding den Hinweis auf eine „verdächtige Person“ im Stadtteil Altenerding. Der Mann trug Tarnkleidung und führte ein Gewehr bei sich. Die Einsatzzentrale löste Alarm aus, mehrere Streifen rückten an, unterstützt von einem Hubschrauber. Niemand wusste zu diesem Zeitpunkt, dass es sich bei dem vermeintlich bewaffneten Unbekannten um einen Soldaten der Bundeswehr handelte, der an der laufenden Großübung Marshal Power teilnahm.

Die Polizisten stießen auf die Übungsteilnehmer, die ihrerseits das Auftreten der Beamten für einen Teil des Szenarios hielten. Die Soldaten gaben mit Manövermunition – also reinen Knallpatronen – Übungsschüsse ab. Dies wurde von der Polizei als Angriff gewertet und das Feuer mit scharfer Munition erwidert. Ein Soldat wurde durch einen Streifschuss leicht verletzt, konnte aber nach ambulanter Behandlung das Krankenhaus wieder verlassen. Nach dem Zwischenfall wurde das Gebiet weiträumig abgesperrt.

Beteiligt waren örtliche Polizeikräfte des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord sowie Soldaten der Feldjägertruppe, die im Rahmen von Marshal Power 2025 in mehreren bayerischen Regionen eingesetzt sind. Insgesamt nehmen rund 500 Soldaten und etwa 300 zivile Einsatzkräfte – darunter Feuerwehr und Rettungsdienste – an dem Manöver teil.

Nach bisherigem Stand war die Polizei zwar grundsätzlich über die Übung informiert, aber nicht darüber, dass gerade an diesem Ort und zu dieser Zeit Bundeswehrkräfte aktiv waren. Laut einem Sprecher der Polizei lag „eine Fehlinterpretation der Lage“ vor. Die Bundeswehr hatte die Übung mit den betroffenen Kommunen und Behörden abgestimmt, jedoch war für den Mittwoch im Raum Erding kein Szenario vorgesehen. Offenbar wurde die örtliche Polizei daher nicht eingebunden. Soweit die offizielle Version.

Ein Sprecher der Bundeswehr erklärte, man arbeite eng mit den Ermittlungsbehörden zusammen, um die Hintergründe zu klären. Auch die Feldjäger hätten mit der Polizei die Untersuchungen aufgenommen. Polizeisprecher Andreas Aichele sprach von einem bedauerlichen Missverständnis: „Die Polizisten hielten die Soldaten für echte Bedrohungen, die Soldaten wiederum die Polizei für Teil der Übung.“ Für die Bevölkerung habe laut Polizei zu keinem Zeitpunkt Gefahr bestanden.

Das Manöver Marshal Power läuft seit dem 22. Oktober in weiten Teilen von Ober- und Niederbayern sowie der Oberpfalz und soll bis 29. Oktober dauern. Ziel ist es, den sogenannten „rückwärtigen Raum“ zu sichern – also Gebiete hinter einer Frontlinie im Verteidigungsfall. Geübt werden soll die Abwehr von Sabotage, Drohnenangriffen und irregulären Kräften. Im Unterschied zu klassischen Truppenübungen findet Marshal Power nicht auf militärischen Sperrflächen, sondern in öffentlichen Bereichen statt – ein Konzept, das die Realität abbilden soll, aber auch erhebliche Risiken birgt, wie der Zwischenfall zeigt.

Die Kriminalpolizei Erding und das Landeskriminalamt haben Ermittlungen eingeleitet. Sie sollen klären, wie es zur Schussabgabe kam, ob es Versäumnisse bei der Kommunikation gab und ob die Übungsvorgaben ausreichend an die zivilen Behörden weitergegeben wurden. Der Tatort wurde abgesperrt, Spurensicherung und Zeugenvernehmungen laufen. Auch die Bundeswehr hat eine interne Untersuchung angeordnet.

Ob die Übung fortgesetzt wird, ist derzeit offen. Die Bundeswehr erklärte, man stehe „in engem Austausch mit den Ermittlungsbehörden“, um eine Entscheidung zu treffen. Politisch dürfte der Fall Konsequenzen haben: Kritiker fordern bereits eine Prüfung, ob realitätsnahe Manöver im öffentlichen Raum ohne ständige Abstimmung mit der Polizei überhaupt vertretbar sind. Das zeigt die völlige Realitätsferne in einem Deutschland, das den Beginn des Dritten Weltkrieges gegen Russland dringend herbeisehnt. Es ist anzunehmen, dass sich auch dieser dann eher im öffentlichen Raum abspielen wird.

Weshalb die Polizei nicht wusste, dass in Altenerding Bundeswehrkräfte übten, ist momentan ebenso unklar wie die Frage, wer für die Gesamtkoordination verantwortlich ist. Die Bundeswehr verweist auf vorherige Abstimmungen mit Kommunen und Behörden, doch offenbar wurden Informationen nicht ausreichend weitergegeben. Sollte sich herausstellen, dass keine vollständige Abstimmung mit den lokalen Einsatzleitungen bestand, hätte das politische Tragweite – nicht zuletzt, weil „Marshal Power“ explizit der zivil-militärischen Kooperation dient.

Ein Land, das nicht einmal eine solche Übung ohne Zwischenfälle durchführen kann, ist vieles, nur nicht “kriegstauglich”, wie es sich die Politik wünscht.

Wenn Sie mit dafür sorgen möchten, dass unser unabhängiger Journalismus weiterhin eine Gegenstimme zu regierungstreuen und staatlich geförderten Medien bildet, unterstützen Sie uns bitte mit einer Spende!

Informationen abseits des Mainstreams werden online mehr denn je bekämpft. Um schnell und zensursicher informiert zu bleiben, folgen Sie uns auf Telegram oder abonnieren Sie unseren Newsletter! Wenn Sie mit dafür sorgen möchten, dass unser unabhängiger Journalismus weiterhin eine Gegenstimme zu regierungstreuen und staatlich geförderten Medien bildet, freuen wir uns außerdem sehr über Ihre Unterstützung.

Unterstützen Sie Report24 via Paypal: