Einst standen die Deutschen für Pünktlichkeit und eine gewisse Penibilität. Heute assoziiert man das einstige Land der Dichter und Denker mit anderen Eigenschaften. Als Sinnbild für den Verfall alter Werte scheint auch die Deutsche Bahn herhalten zu wollen: Ohnehin für ihre Unpünktlichkeit verschrien, ist nun auch aus dem Aufsichtsrat zu vernehmen, dass Fahrpläne nur noch „geschätzt“ werden würden.
Die deutsche Pünktlichkeit scheint ebenso dahin wie ihre Verlässlichkeit: Medienberichten zufolge konstatiert man nun sogar im Aufsichtsrat der Bahn, „Fahrpläne werden nicht mehr gerechnet, sondern nur noch geschätzt“. Für all jene, die mit der Bahn von A nach B kommen müssen, bedeutet das nichts anderes, als dass jede Fahrt für sie zum Glücksspiel wird. Man spricht von einem „Kontrollverlust“.
Als Ursache werden Vernachlässigungen des Schienennetzes über Jahrzehnte hinweg angegeben: Immer mehr Langsamfahrstellen würden demnach eingerichtet, um zu verhindern, dass Mängel an Gleisen, Weichen oder Brücken zu Unfällen führen. Das ist dem Sicherheitsgefühl der Passagiere sicher zuträglich. Immer mehr Züge, darunter viele ältere Modelle, würden wegen der Unpünktlichkeit in Reserve gehalten und eingesetzt, wenn die regulären Züge so spät am Ziel eintreffen, dass die nächste Fahrt ausfällt. Sowohl Reservezüge als auch -personal sind aber natürlich teuer.
Ein Fahrdienstleister bezweifelt, dass die geplanten Milliardeninvestitionen ins Schienennetz zu schnellen Verbesserungen führen werden: Zehn Jahre würden nicht ausreichen, um das Schienennetz in einen ordnungsgemäßen Zustand zu versetzen.
Umso absurder wirken da die Bemühungen der linksgrünen Politik, eine Abkehr vom motorisierten Individualverkehr zu erzwingen: Nicht nur, dass man im Zug Gefahr läuft, niedergemessert zu werden. Ob und wann man am Zielort eintrifft, ist ebenso unklar. Ist das die grüne Alternative zum Auto? Vielleicht ist eine Eselskutsche da sicherer und zuverlässiger …