„Selenskyj wird nicht freiwillig gehen!“ – Wollen die USA den ukrainischen Präsidenten loswerden?

Symbolbild (C) R24/KI

Fraglos gehört der US-amerikanische investigative Journalist und politische Publizist Seymour Hersh, der 1969 weltweite Anerkennung für die Aufdeckung des zunächst vertuschten Massakers von My Lai während des Vietnamkriegs erlangte, zu den besten seines Fachs. In einem aktuellen Bericht beschreibt Seymour Hersh, dass die USA nun endgültig entschlossen seien, den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj abzusetzen – trotz der neuen US-Zusagen im Krieg. 

Von Guido Grandt

Laut Hersh ist General Valerii Zaluzhnyi, der ehemalige Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, der wahrscheinlichste Nachfolger Selenskyjjs. Diese Entscheidung der Amerikaner, so wird vermutet, könnte als ein Angebot an Russland betrachtet werden, aus dem verheerend verlustreichen Krieg herauszukommen.

Selenskyj entließ beliebteste Person des öffentlichen Lebens in der Ukraine

Im Herbst 2023 erklärte Zaluzhnyi in einem Interview mit dem Economist, dass der Krieg zwischen Russland und der Ukraine eine „Pattsituation“ erreicht habe. Dies setzte einen politischen Dominoeffekt in Gang, der im Entlassungsbefehl des ukrainischen Präsidenten für den populären General mündete. 

Zaluzhnyi, der zu dieser Zeit als die beliebteste Figur in der Ukraine galt, wurde kurzerhand zum Botschafter in London ernannt, wo er weiterhin eine diplomatische Rolle in der internationalen Arena spielte. Und dennoch weit weg ist von der Front und seinen Soldaten.

Ein Strategiewechsel im Westen?

Laut Hersh gibt es in Washington offizielle Gespräche darüber, dass Zaluzhnyi schon bald das Amt des Präsidenten übernehmen könnte. Selenskyj, der stets unter Druck steht, sich noch mehr von den USA und europäischen Partnern abhängig zu machen, scheint die bevorstehende Bedrohung zu spüren. 

In den letzten Wochen versetzte oder entließ er drei hochrangige Politiker. Darunter den Verteidigungsminister, den Premierminister und den Botschafter in den USA. 

Ein möglicher Hinweis darauf, dass Selenskyj selbst die Zeichen der Zeit erkannt hat und möglicherweise versucht, sich abzusichern.

Selenskyj wird keine Wahl haben

Ein US-Beamter erklärte dem Investigativ-Journalisten Hersh, dass es im Wesentlichen darauf ankomme, wie weit die Bevölkerung der Ukraine bereit sei, eine Veränderung der Führung zu akzeptieren. 

Allerdings sei die Frage nicht, ob Selenskyj freiwillig abdanke – sondern, wie es heißt, „mit welchen Mitteln“ er das Amt aufgebe. 

Der Druck auf Selenskyj steigt, und viele glauben, dass er, sollte er sich weigern, das Land zu verlassen, mit Gewalt gegangen werden würde. Und das „mit den Füßen voran“. Jeder weiß, was das heißt.

US-amerikanische Kritiker warnen jedoch davor, die auf politische Morde spezialisierte CIA einzuschalten. Ihrer Meinung nach sollten die Ukrainer die Sache selbst regeln.

Trump und Selenskyj – keine „besten Freunde“

Obwohl Präsident Donald Trump sich öffentlich gegenüber Russland schärfer äußerte und US-Waffenlieferungen in die Ukraine weiter erhöhte, bleibt unklar, wie er wirklich zu einer möglichen Ablösung von Selenskyj steht. 

Jedenfalls scheinen die beiden nicht die besten Freunde zu sein, wie der Eklat im Weißen Haus am 28. Februar 2025 zeigte, trotz späterer Wiederannäherung. 

Nach einem öffentlichen Streit vor laufenden Kameras wurde das damalige Treffen abgebrochen. Trump beschuldigte Selenskyj, einen Dritten Weltkrieg zu riskieren, und verlangte eine Änderung seiner Haltung. Es kam zu heftigen Wortgefechten, in denen Trump drohte, die Ukraine im Kampf gegen Russland im Stich zu lassen, falls keine Einigung mit Wladimir Putin erzielt werde. 

Zudem kritisierte Trump Selenskyj für seine undankbare Haltung und betonte, dass ohne US-Militärausrüstung der Krieg schnell beendet gewesen wäre. Das geplante Abkommen und eine Pressekonferenz wurden abgesagt, und Selenskyj verließ das Weiße Haus. Trump erklärte später, dass Selenskyj „zurückkommen könne, wenn er zu Frieden bereit ist“.

Trumps Einfluss und die Rolle Russlands

Hersh weist darauf hin, dass Trump in seinen Äußerungen eine klare Linie gegen Russland verfolgte, jedoch Zweifel an der tatsächlichen Bereitschaft und Fähigkeit Selenskyjs äußerte, den Krieg zu beenden. 

Der US-Beamte, mit dem Hersh sprach, erklärte, dass Trump als „der Einzige“ angesehen werde, der in der Lage sei, genau dies zu tun. Nämlich damit, Russland „einen Ausweg“ zu bieten, falls Selenskyj durch Zaluzhnyi ersetzt werden würde.

Würde das „Verschwinden“ Selenskyjs Frieden bringen?

Laut Hersh könnten Selenskyjs Abgang und Zaluzhnyis Aufstieg nicht nur zu einem politischen Wandel in der Ukraine führen, sondern auch als Signal für Russland dienen, den Krieg zu beenden. Der US-Journalist beschreibt, dass genau dies als „Ausweg“ für Präsident Putin angesehen werden könnte, der mit massiven Verlusten zu kämpfen hat. 

In einer kürzlich durchgesickerten Einschätzung der russischen Opferzahlen, die auf US-amerikanischen und britischen Geheimdienstquellen beruhen, werden zwei Millionen russische Verluste seit Beginn des Krieges angegeben. Fast doppelt so viele wie bisher bekannt. 

USA will Krieg beenden – unter allen Umständen

Die Situation in der Ukraine scheint sich einem dramatischen Wendepunkt zuzuneigen. Washington ist offenbar fest entschlossen, eine Veränderung der Führung herbeizuführen, um den Krieg zu beenden und Russland eine Möglichkeit zur Deeskalation zu bieten. 

Doch was wird dann aus Selenskyj? Und wie werden die ukrainischen Bürger auf eine solche politische Umwälzung reagieren?

Es ist klar, dass der Ausgang des Konflikts nicht nur von militärischen Operationen abhängt, sondern auch von den geopolitischen Bewegungen und den internen Machtkämpfen in der Ukraine. Die Rolle der USA, Trumps Einfluss und der mögliche Führungswechsel in Kiew könnten entscheidend für die kommenden Monate und eventuell Jahre sein.

Jedenfalls ist die Botschaft Washingtons an Moskau klar: „Ihr könnt immer noch sagen, dass ihr gewonnen habt, wenn Selenskyj ersetzt wird!“

Quellen:

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